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Zeitschrift für Geschichte der Architektur — 1.1907/​8

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Heft 6 [März 1908]
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https://doi.org/10.11588/diglit.19218#0183

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Literatur. 171

Renaissance durfte man sie von dem Griese- so mehr verwundert, als die Fassung des Themas
nachsehen Buche: Das deutsche Rathaus für den Grimm-Preis gerade auf diesen Punkt das
der Renaissance erwarten, dem der Hermann- Hauptgewicht legte. Außer flüchtigen Exkursen
Grimm-Preis von der Berliner Universität zuerteilt in.das obersächsische und schlesische Gebiet wird
wurde. Leider erfüllt die Arbeit nicht ganz diese nur von dem großen Gegensatz zwischen nord-
Hoffnungen. Daß der Verfasser gleich im Vorwort deutscherund süddeutscher Architektur gesprochen,
auf die Darstellung eines Entwicklungsbildes ver- Was hierüber gesagt wird, ist verständig — spe-
zichtet, enttäuscht etwas; denn gerade auf diesen zieh die Betrachtung des Giebels bietet feinsinnige
Punkt hätte man gern das Schwergewicht der Analysen —, aber nicht erschöpfend. Warum
Untersuchung gelegt gesehen. Immerhin finden unter allen Baugliedern nur dem Giebel eine
sich in dieser Beziehung wenigstens einige gute Sonderbetrachtung gewidmet ist, ist nicht recht
Ansätze. Griesebach teilt seine Arbeit in einen einzusehen. Warum nicht auch dem Portal, dem
historischen und einen systematischen Teil. Nach- Fenster usw. ? Das sind doch recht eigentlich
dem in einer Einleitung die Bedeutung des die Dinge, die unterstüzt durch präzise Detail-
Rathauses im Stadtbild in einer etwas ober- aufnahmen den Architekten, für den der Verfasser
flächlichen, allgemeinen Art abgetan wird, bringt in erster Linie seine Arbeit bestimmt hat, inter-
der erste Teil eine nach lokalen Gesichtspunkten essiert hätten. Mit den in flotter, schicker Feder-
geordnete Beschreibung der hauptsächlichsten, in Strichmanier gegebenen Abbildungen dürfte dem
der Zeit von 1520—1620 entstandenen Denkmäler. Praktiker nicht eben viel gedient sein. Solche
In lockerer Aneinanderreihung ohne verbindenden summarischen, an Ort und Stelle angefertigten
Gesichtspunkt werden auf noch nicht 100 Seiten Skizzen sind ein hübscher Buchschmuck, für den
ca. 70 Bauten besprochen, eine Proportion, die Zweck aber, dem Architekten «Anregungen für
unter allen Umständen den Leser ermüden muß. eigeneEntwürfe» zu geben, durchaus unzureichend.
Die Beschreibung selbst enthält nicht immer die Dr. Hans Vollmer.
entscheidenden Bildeindrücke; so erfährt man zum Baden, seine Kunst und Kultur. Im Auf-
Beispiel nicht, ob die Freitreppe des Rathauses trag der Vereinigung heimatlicher Kunstpflege,
zu Mühlhausen symmetrisch oder asymmetrisch Karlsruhe, herausgegeben von Albert Geiger. Kur-
angeordnet ist; das Hineinschneiden der hölzer- pfälzische Kunst und Kultur im achtzehnten
nen Treppenüberdachungen in die Fenster hätte Jahrhundert von Jos. Aug. Beringer. 8°.
gleichfalls unbedingt in die Beschreibung mitauf- 191 S. mit 38 Abb. 3. Mk. J. Bielefelds Verlag
genommen werden müssen. Die in einem Anhang in Freiburg (Baden). 1907.
behandelten Fachwerkrathäuser sind zum Teil gar Die der Stadt Mannheim zum dreihundertjäh-
zu knapp weggekommen. Eine «Beschreibung», rigen Jubiläum ihres Bestehens gewidmete Schrift
die 2 oder 3 Zeilen umfaßt, nützt niemandem etwas. stellt ein abgerundetes, in seiner schönen Aus-
Anregender ist der zweite Teil der Untersuchung, stattung angenehm berührendes Kulturbild dar,
der leider nur ein Drittel der ganzen Arbeit umfaßt, das über die Grenzen des Lokalinteresses hinaus
was um so bedauerlicher ist, als das Entwick- Beachtung verdient. Architekturhistorischen Wert
lungsbild des deutschen Rathauses während eines erhält die besonders in baugeschichtlicber Be-
Jahrhunderts nach Fassade, Grundriß und Aufriß ziehung durchaus kompilatorische Schrift durch
hin geschickt, aber eben nur in großen Zügen an- die Wiedergabe von zum Teil noch nicht publi-
gelegt ist. Der Verfasser hätte sich sicher mehr zierten, dem Mannheimer Altertumsverein und
Freunde mit seiner Arbeit erworben, wenn er Privatsammlungen entnommenen alten Kupfer-
sich überhaupt auf diese systematische Darstellung stichen. H.
beschränkt, hier aber ein rundes abschließendes Die belgischen Jesuitenkirchen. Ein Bei-
Bild der Entwicklung gegeben hätte. Den histo- trag zur Geschichte des Kampfes zwischen Gotik
rischen Teil hätte ein reichlicheres Abbildungs- und Renaissance von Joseph Braun S. J. VIII
material vollkommen ersetzen können. und 208 S. mit 73 Abbildungen. Ergänzungs-
Das Kapitel «Die lokalen Sondercharak- hefte zu den «Stimmen aus Maria-Laach». Frei-
tere» ist merkwürdig mager ausgefallen, was um bürg i.B., HerderscheVerlagshandlung, 1907. 4Mk.
 
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