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Zeitschrift für Geschichte der Architektur — 1.1907/​8

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Dehio, Georg: Zwei romanische Zentralbauten
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Korn, ...: Der Ratgeber und Baumeister des Pfalzgrafen Johann Kasimir bei seinen Bauten am Heidelberger Schlosse
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https://doi.org/10.11588/diglit.19218#0265

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Der Ratgeber u. Baumeister d. Pfalzgrafen Johann Kasimir bei seinen Bauten am Heidelberger Schloß. 253

Wert» erklärt1. Nach Beseitigung der Fälschung lenkte Hanauer mit Recht die Auf-
merksamkeit auf das alte Stadtsiegel von Hagenau2 (vergl. die beistehende Reproduk-
tion). Ohne Zweifel zeigt dasselbe, der Absicht nach, die Ansicht der kaiserlichen Burg.
Ich kann mich aber nicht entschließen, den Folgerungen, die Hanauer daraus zieht,
zuzustimmen. Hanauer sieht in dein Siegel den Beweis, daß die Anlage der Burg
ein regelmäßiges Achteck war — wie Egisheim. Dagegen ist einzuwenden: Erstens,
was das Siegel zeigt, ist kein Achteck, wie die Darstellung der hinteren Seite erweist.
Zweitens, derartige Siegelansichten (vergl. z. B. die der Burg Münzenberg3) sind stets
schematisch vereinfacht; sie geben wohl einige augenfällige Bestandteile, wie die Kapelle
und die zwei Türme, wieder, aber Schlüsse in bezug auf den Grundriß dürfen nicht
gezogen werden. Eben die Zweizahl der Türme steht schon in Widerspruch mit der
Annahme eines regulär zentrischen Grundrisses.

Als Seitenstück zu Egisheim kann Hagenau nicht einmal hypothetisch in Be-
tracht kommen. So bleibt es bis auf weiteres dabei: die Anlage von Egisheim ist in
Deutschland einzigartig. Und als ihre Quelle, wenn man nicht auf Ableitung un-
nötigerweise verzichten will, ist der Orient anzunehmen.

Der Ratgeber und Baumeister des Pfalzgrafen
Johann Kasimir bei seinen Bauten am Heidel-
berger Schlosse.

Von Dr. Ing. Korn-Dresden.

Im Jahre 1583 hatte Johann Kasimir nach dem Tode seines Bruders Ludwig VI.
die Regentschaft für dessen zunächst noch unmündigen Sohn Friedrich IV. als Ad-
ministrator von der Pfalz übernommen, und damit war die seit dem Tode Ottheinrichs
fast ganz ruhende Bautätigkeit am Heidelberger Schlosse wieder aufgenommen worden.
Bei dem kriegerischen Sinne des Pfalzgrafen ist es erklärlich, daß seine Bauten vorzugs-
weise Festungsbauten waren, die dazu dienten, die Verteidigungsfähigkeit des Heidel-
berger Schlosses wesentlich zu erhöhen.

So entstand nach von Oechelhäuser4 um 1590 die große Kasematte, welche
die Bestreichung des Friesentales bezweckte und parallel zur Schloßmauer vom Zeug-
hause bis zum Krautturm verlief.

Der lebenslustige Pfalzgraf hatte gewünscht, ein Faß zu besitzen, «wie keines
auf Erden», und daher wurde zur Unterbringung eines solchen der bekannte Faßbau
errichtet. Aber Johann Kasimir und sein Baumeister erkannten sehr wohl, daß die
Verteidigungsfähigkeit des Schlosses durch die Errichtung des Faßbaues wesentlich ver-
mindert wurde, und schufen deshalb am Fuße desselben die talbeherrschende große

1 Die Burgen des Elsaß, Vortrag vor S. M. dem Kaiser 1904.

2 Revue d'Alsace 1905. — 3 Kunstdenkmäler im Großherzogtum Hessen, Kr. Friedberg, S. 172.
4 von Oechelhäuser, Das Heidelberger Schloß, Seite 160.
 
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