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Zeitschrift für Geschichte der Architektur — 1.1907/​8

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Strzygowski, Josef: Der Kiosk von Konia
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https://doi.org/10.11588/diglit.19218#0016

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Josef Strzygowski - Graz.

und mit den Resten des alten Seldschukenpalastes bedeckten Abhang ansetzt; neben
dem Löwen scheinen noch Reste eines Sockelprofiles erhalten. Darüber steigt der Kiosk
mit glatten Wänden empor und trägt oben einen über den Mauerkern vortretenden
und auf Ziegelkonsolen ruhenden Saal, für dessen Bestimmung bezeichnend ist, daß er
sich nach dem Tal mit einem einzigen breiten Spitzbogen (Abb. 2) öffnet, während seitlich
die Mauer vorwiegt und nur zwei schmale, nicht bis zum Boden reichende Fenster mit
Holzankern ausgebrochen sind. Man beachte, daß diese Fenster von der Vorderwand

abrücken, es sich also
schwerlich um einen
freistehenden Turm,
sondern um einen
erkerartigen Vorbau
an ein Gebäude han-
deln dürfte, das schon,
als der Kiosk noch
stand, verschwunden
war. Tatsächlich bil-
dete er einen Teil des

Seldschukenpalastes
und wir verstehen seine
Rolle im Bauganzen
gut, wenn wir hinüber
nach Spanien blicken.
Dort ist in der Al-
hambra am Ende des
patio de la alberca der
Komaresturm erbaut,
der frei über den Ab-
hang vortritt und so
die wundervolle Aus-
sicht über die Darro-
schlucht eröffnet. Man
gedenke ähnlicher Mo-
tive am Heidelberger
Schlosse. Auch dieser
spanische um etwa
Abbildung 1. Der am 5. April 1. J. zusammengestürzte Kiosk von Konia. zweihundert Jahre jün-
(Nach einer Aufnahme von Berggren.) m . .

gere Turm ist ungefähr

quadratisch, nur an der vierten Seite — man vergleiche in Konia den Maueransatz rechts
unter dem dritten, d. h. letzten Konsol — erweitert er sich etwas beim Ansatz an die vor-
gelagerte sala de la barca. Auch der Komaresturm zeigt im Niveau des Palastes einen
kleinen Saal; doch öffnet er sich dort nach allen drei Seiten gleichmäßig mit je drei
gleich großen Fenstern.

Wir haben es also in beiden Fällen mit Aussichtserkern zu tun, und es fragt
sich, ob das nicht überhaupt die Bestimmung dessen ist, was der Türke «Kiosk» nennt.
 
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