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Zeitschrift für Geschichte der Architektur — 1.1907/​8

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Strzygowski, Josef: Der Kiosk von Konia
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https://doi.org/10.11588/diglit.19218#0020

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8 Josef Strzygowski-Graz.

ist der Kiosk von Konia gewesen. Er war unter den in Ziegel ausgeführten Seldschuken-
bauten Kleinasiens einer der ältesten und zugleich auch das älteste Baudenkmal von Konia.
Die Datierung stand in weißen Buchstaben auf blauem Grund in einem rechteckig um
den großen Spitzbogen herumlaufenden Band aus Fayenceplatten (Abb. 3) und lautete in
der auf Grund neuer Aufnahmen mitgeteilten Ubersetzung M. van Berchems: . . . le
tres grand roi des rois, le seigneur des Sultans des Arabes et des Persans, le gardien
des royaumes de ce monde et le champion des paroles dAlläh les plus hautes, Izz
adduniä wad-dm, la gloire des sultans dans les mondes, le defenseur du droit, par les
preuves, le justicier des opprimes contre les oppresseurs, Abu l'fath Kilidj-arslän . . . .
Sarre hat auf Grund dieser Schrift den Kiosk Kylydj Arslan IV. (1246—1264) zu-
geschrieben.1 Berchem entscheidet sich nach dem Titel und dem Schriftcharakter für
den zweiten Fürsten dieses Namens 1156—1188. Wenn ich die Masse der klein-
asiatischen Seldschukendenkmäler, die ich im Vereine mit Berchem bearbeite, überblicke,
so möchte ich glauben, daß die Datierung in das 12. Jahrhundert eher richtig ist.

Wir sehen uns jetzt die keramischen Ornamente näher an. Der Ubergang
von dem Unterbau zu dem stark vortretenden Kiosk wird durch eine steile Hohlkehle
gebildet, in die auf jeder Seite drei Konsolen einschneiden. Zwischen diesen Konsolen
sieht man ein diagonales Ziegelmuster, das links anders als rechts zu einem Zickzack
verwendet ist. Es setzt sich zusammen aus horizontal gelegten Ziegeln in voller Länge,
neben denen Ziegel in halber Länge, also vielleicht Binder, lotrecht stehen. Der
nächste Horizontalziegel schließt nicht unmittelbar an diesen Halbziegel, sondern hält
eine halbe Ziegeldicke Abstand. Diese im Tiefendunkel wirksamen Diagonalen von
Lücken beleben das an sich farbige Muster ungemein. Die beschriebene Dekorations-
art war bei den Seldschuken Kleinasiens sehr verbreitet. Auch im eigentlichen Persien
ist sie nachweisbar und so auch im islamischen Zentrum jener Zeit, in Bagdad. Ich
entnehme letztere Tatsache einer Photographie des Generals de Beylie, die den Innen-
raum einer Medresse aus dem 13. Jahrhundert wiedergibt.

An der Ecke war nach der Photographie die auf den Konsolen liegende Mauer-
stütze mit der Hohlkehle weggebrochen und man konnte dort in die Geheimnisse der
struktiven Technik blicken. Aber das hätte ein Architekt am Original studieren müssen.
Die Konsolen zeigen überall einen Ziegelverband, der den Horizontalabstaud einer
halben Ziegeldicke wahrt, selbst in den nach unten gerichteten Schrägen, die ein Orna-
ment zeigen, das wir gewöhnlich mit dem Namen der Stalaktiten bezeichnen. Wie
diese in sechs bis sieben Eeihen alternierend übereinander gestellten Zwergnischen zu-
stande gebracht sind, kann ich in der Photographie nicht ausnehmen, es scheint, daß
dazu Ziegel allein verwendet wurden.2

Ich gehe nun über auf den eigentlichen Kiosk, d. h. den kleinen Saal, der auf
der durch die Hohlkehle hergestellten Plattform aufsitzt. Man sieht gleich über dem
Boden eine umlaufende Einschnürung; da muß etwas in die Mauer eingelassen gewesen
sein, eine Holzlage oder Bronzebalustrade oder dergleichen. Ich erwähne das nur neben-
bei. Uns interessiert in erster Linie der keramische Belag dieser Oberwände, der aller-
dings zum größten Teil abgefallen oder gestohlen worden war. Der ursprüngliche

1 Reise in Kleinasien, 40. Ebenso Mendel, Le Bulletin de l'art 1907, p. 184.

2 Leider habe auch ich den Kiosk nie im Original untersucht; das hätte erst jetzt erfolgen sollen.
 
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