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Zeitschrift für Geschichte der Architektur — 1.1907/​8

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Haupt, Albrecht: Die äussere Gestalt des Grabmals Theoderichs zu Ravenna und die germanische Kunst, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.19218#0035

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Abbildung 1). Bronzegitter im Münster zu Aachen.

Die äußere Gestalt des Grabmals Theodericlis zu Ravenna und die germanische Kunst. 23

stützen» bezeichnet, und auf denen sie standen wie auf Füßen. Der Schnitt aber zeigt
unwiderleglich, daß diese Lappen einfach bestimmt waren, versenkt zu werden, damit
das Fußgesims des Gitters auf dem Boden ruhen konnte. Andere Gitter besaßen statt
der Lappen kurze runde Stäbe — ein Beweis mehr, daß diese «Sockelstützen» nicht
gesehen werden durften. In Aachen sind
sie denn 1825 als zwecklos abgehauen
und die Gitter auf ihre richtigen Fuß-
gesimse gestellt worden.1

Ferner sind die Gitter an ihren
Enden durch eiserne Pflöcke befestigt,
zwischen die sie eingeklemmt sind; an
jedem Ende sind je zwei Paar solcher
Pflöcke übereinander angebracht. Außer-
dem sind die oberen und unteren Flach-
schienen der Bronzegitter verlängert, so
daß diese überstehenden Enden in die
Steinpfeiler eingelassen werden mußten.
Das könnte ja an sich, obwohl überflüssig, ganz verständig sein, wenn nicht diese
Enden oben teilweise schwalbenschwanzartig ausgeschnitten, teilweise aufgeschlitzt wären,
was für bloßes Einlassen in den Stein keinen Sinn hat.

Ein Gitter ist sogar um eine Kleinigkeit zu kurz für seinen heutigen Standort2, so
daß längere, geschlitzte eiserne Pflöcke für seine Befestigung angebracht werden mußten.
Kurz, von einer ursprünglichen Befestigung mit Bronzeteilen, die doch selbstverständlich
war, hier keine Spur!

Dagegen ergibt obiges ganz überzeugend: die Gitter waren bestimmt, mit ihren
Fußgesimsen fest auf Stein zu ruhen, in welchen die unter den Profilen angegossenen

Lappen oder Stäbe zirka 23 cm tief versenkt werden soll-
ten. Dies zur Befestigung nach unten.

Sie aufrecht zu erhalten, waren die oberen und
unteren Verlängerungen der begrenzenden flachschienen-
artigen Platten bestimmt, die in irgendeine aufrechte
Stütze eingriffen und da verbunden waren. Deshalb dort
Abbildung 10 schwalbenschwanzartige oder aufgeschlitzte Endungen.

Befestigung und obere Endigungen Wenn die Eckstützen auch nur schwach waren

der Bronzegitter zu Aachen. _ sie hätten selbst ganz fehlen können —, so genügte
schon die feste Verbindung der Gitter an den Enden oben und unten, um das Ganze
absolut sicher und unverschiebbar zusammen zu halten. Eckstützen waren aber tat-
sächlich doch nötig, um die überstehenden Enden der Gitter in sich aufzunehmen.
Nimmt man ihre Dicke ebensogroß an, ^&s- für den genannten Zweck erforderlich,
so stimmt diese Dicke -f der Länge der Gitter gerade mit den Zehneckseiten des
Theoderich-Denkmals im Untergeschoß.

1 Jetzt hat man diese «Sockelstützen» wieder eingefügt.

2 In Bavenna sind die Seiten des Zehnecks nicht völlig gleich lang, so daß etwas kürzere Gitter
leicht unterzubringen waren; vielleicht gar sind sie absichtlich zu den dortigen Ungleichheiten passend ge-
gossen; in Aachen machte sich die hier zwecklose Ungleichheit der Gitter innerhalb der gleichen Bögen
unangenehm bemerklich.
 
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