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Zeitschrift für Geschichte der Architektur — 1.1907/​8

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Haupt, Albrecht: Die äussere Gestalt des Grabmals Theoderichs zu Ravenna und die germanische Kunst, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.19218#0036

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Folglich passen die Gitter und ihre Befestigung genau nach Ravenna, wogegen
man sie in Aachen ganz sinnlos auf die zu versenkenden Lappen und Stäbe wie auf
Füße stellte, ihre Enden vertikal zwischen eiserne Pflöcke einklemmte und die über-
stehenden Enden mit ihren Schwalbenschwänzen und Schlitzen einfach in Horizontal-
rinnen der Pfeiler hineinsteckte. Damit fällt das Märchen, daß sie in Aachen gegossen
seien; denn dann hätte man auch den Zweck jener Vorrichtungen gekannt und diese
sachgemäß benutzt.

Die Türöffnung aber setzte man ganz vernünftig vor den Thronsessel des
großen Karl, so daß dieser gerade hindurch auf denjenigen Altar, der ohne Zweifel in
der unteren Apsis stand, noch freien Blick hatte. Das kleine Türchen selber war ja
natürlich längst verloren; es ist völlig undenkbar, daß sich ein solcher leicht weg-
zunehmender Gegenstand drei Jahrhunderte am Grabe des Ketzers ungestohlen erhalten

Somit bestätigt auch die genaue Prüfung der Gitter selber, daß sie von wo
anders her nach Aachen gekommen sind und vorher bereits Verwendung gefunden
hatten. —

Vor einigen Jahren hat man übrigens das Grabmal in Ravenna ringsum aus-
gegraben, um seine Umgebung festzulegen, auch nach Trümmern und Resten zu suchen.
Es hat sich aber nichts mehr von Bedeutung da gefunden, wie man schon vor etwa
100 Jahren gleiches ohne besonderes Ergebnis versucht hatte.

Es ist jedoch nach dem Befunde der Ausgrabung wahrscheinlich, daß um das
Denkmal eine Art Plattform mit Stufen war, von einem Gitter umfriedet. Ein recht-
eckiger Marmorpfosten davon mit den Spuren eines einfachen Gitters, von dem eine
flüchtige Skizze noch bei Riccis Akten vorhanden ist, mag bei jener ersten Grabung
gefunden sein, ist aber wieder verschwunden. Die Notiz bei der Skizze des Pfostens

haben sollte. Die Bronzehespen sind
heute noch da; und wenn die Gitter
selber im Münster 1100 Jahre über-
standen , wie so manche andere Kost-
barkeit, so sollte das Türchen sonst
auch noch da sein; hätten es die
Franzosen mitgenommen, so wüßte
man das. Sind doch auch die Säu-
len des Oktogons nach einem Jahr-
hundert aus Paris zurückgekommen.
Das heutige simple eiserne Türchen
ist aber auch schon alt.

Abbildung 11. Kragstein im Museum zu Ravenna.

Natürlich war hier zuerst ein
Türgitter überflüssig, wenn man
den Durchblick frei halten wollte;
und da 1225 hinter dem Türloch
auf dem Gesims ein Altar errichtet
wurde, so ist es am wahrscheinlich-
sten, daß die jetzige Tür bei der Be-
seitigung des Altars(l788)gemacht ist.
 
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