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Zeitschrift für Geschichte der Architektur — 1.1907/​8

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Strzygowski, Josef: Amra als Bauwerk
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https://doi.org/10.11588/diglit.19218#0071

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Amra als Bauwerk. 59

Dieser Tür gegenüber befindet sich im Innern eine tiefe Nische mit gerader Stirnwand,
zu deren Seiten lichtlose Kammern liegen, die sich über die Flucht der Umfassungs-
mauer hinaus in halbrunde Nische ausbuchten. Auch diese drei den Schiffen des
Hauptsaales entsprechenden Kammern sind mit Tonnen eingewölbt. Ich sehe zunächst
von den übrigen Nebenräumen ab und bleibe bei diesem Hauptbau.

Ein dreischiffiger Saal mit drei Kammern als Abschluß: das ist der typische
Grundriß der syrischen Kirche, wie sie vielleicht aus der Zusammenziehung der Syna-
goge mit dem bei antiken Fahnenheiligtümern üblichen Dreikammer-Abschluß ent-
standen ist, indem also der jüdische Versammlungsraum durch die Entwicklung des

Abbildung 2. Amra, Nordfassade und Haupteingang.
(Nach Musil, Sitzungsberichte der k. Akad. d. Wiss. in Wien, Phü.-hist. Klasse, CXLIV.)

christlichen Ritus statt des Säulenabschlusses an der dem Eingange gegenüberliegenden
Schmalwand einen absidialen bezw. Kammerausbau erhielt.1 Das Werden dieser Bau-
form spielt sich bereits in der Zeit vor Konstantin dem Großen ab. Der Höhen-
entwicklung nach ist die typisch syrische Kirchenform die der Basilika mit überhöhtem
Mittelschiff, das der-Beleuchtung dient und mit Holz eingedeckt wird. Daneben kommt
im Hauran, also auch am Wüstenrande, nur nördlicher als Amra, ein eigenartiger drei-
schiffiger Hallenbau mit Gewölbejochen vor, die durch Steinbalken flach abgedeckt sind.2
Tonnengewölbe gibt es zwar in Syrien häufig, so daß der Anblick von Amra nichts auf-

1 Über die Synagoge vergl. Mitt. d. deutschen Orientgesellschaft, No. 29 (1905), über die Fahnen-
heiligtümer Vogüe, La Syrie centrale, pl. 4G, und Revue archeol. 1906, II, S. 413 f.

2 de Vogüe a. a. 0., pl. 15-17.

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