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Zeitschrift für Geschichte der Architektur — 1.1907/​8

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Chronik
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https://doi.org/10.11588/diglit.19218#0097

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Chronik. 85

und kunsthistorische Darstellung geniigen. Erster gewidmet ist, weniger nahe stand, so hat seine
Vorsitzender des Zweigvereins ist Domkapitular überall anregende Tätigkeit doch auch auf diesem
Prof. Dr. Schnütgen. A. Hz. Gebiete fruchtbar gewirkt. Gegenüber der ersten

Adolf Furtwängler f. Autorität in diesen Dingen, Wilhelm Dörpfeld in

Athen, war er einer der wenigen, die in den
brennenden Fragen, die dem ersten Sekretär des
athenischen Instituts ihre Entstehung verdanken,
ihre eigene Anschauung stets vollauf gewahrt
haben. Furtwängler konnte sich nie verstehen zu
Dörpfelds Aufstellungen über die ältere griechische
Bühne, nie zu dessen Annahme von der bis in
späteste Zeit störenden Fortdauer des alten Athena-
tempels zwischen Erechtheion und Parthenon,
niemals zur Ansetzung des großen pisistratischen
Brunnens, der Enneakrunos, im Westen der Akro-
polis. Furtwänglers energischer Widerspruch war
es, der den Aufbau des Monumentes von Adam-
klissi in der Dobrudscha erst richtig stellte;
seine letzte Opposition in architektonischen Dingen
wird uns vielleicht das Heraion von Olympia und
seine Geschichte noch besser verstehen lehren.
Mit welcher Liebe vertiefte er sich seinerzeit in
die Baugeschichte des Aphaiaheiligtums auf Ägina
und wie leuchtend wußte er sie darzustellen! Zur
römischen Architektur in Südfrankreich hatte er
auf einer Beise dorthin eingehende Studien ge-
sammelt, an deren Ausarbeitung er die drei letzten
Jahre hindurch beschäftigt war. — Nun ist er
gefallen, draußen wo unser eigentlicher Kampf-
platz ist, fern im Süden, auf klassischem Boden.
(Nach einerPiiotographie der Verites München.) Eben war er jm Begriff, die wieder aufgenom-

menen Ausgrabungen in Ägina zum letzten Ende
— ^ ^ zu führen, da befiel ihn die tückische Krankheit.

*C// yC£/~~cf ^^/^v"^ Der Unnachgiebige wollte ihr noch trotzen, end-
lich mußte er doch ins Hospital nach Athen; in
wenigen Tagen, am 10. Oktober nachts, war das

rv r> -ft ■„,>„ „m j„, „nT, erschütternde Ende da. Nun ruht er in attischer

Einer unserer Größten ist s, um den \\n von _

a a ,-i • v tt i oi v;Qior, ;0fe Erde, und das dankbare Griechenland, dessen

der Antike trauern m diesem Herbst. Vielen ist s, > _ . . '

i , .... . .L ., ■ .,•.„„ Tj„,,,,t Kunst und Geschichte sein Leben gewidmet war,

als halten wir mit ihm unser eigentliches Haupt . ., .

i at- i , j i •• u <- t r.tnr,„™ weiht ihm ein Marmormal aufs Iruhe Grab,

verloren. Nicht nur von den höchsten Instanzen

eine, nein, gerade auf den wichtigsten Gebieten Früh, erst 54jährig, viel zu früh ist er dahin-

unserer Forschung die höchste Instanz ist in ihm gegangen. Wieviel mit ihm ins Grab gesunken,

uns genommen worden. Die allerfruchtbarste und wie vieles wir nun nicht mehr bekommen, was

umfassendste Tatkraft ist mit ihm uns entrissen, nur er uns hätte schenken können, ist kaum aus-

der Unentbehrlichste und Unersetzlichste mit ihm zudenken. Lange wird es dauern, bis wieder

dahingegangen. Das badische Land hat in ihm bei einem Forseher eine solch souveräne Erfah-

- Furtwängler war geborener Freiburger - einen rung und Kenntnis der Antike sich angesammelt

seiner größten Söhne verloren. Wenn er auch haben wird, wie er sie besaß, unbestritten auch

der Architektur, dessen Geschichte diese Zeitschrift von seinen Gegnern.
 
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