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Zeitschrift für Geschichte der Architektur — 1.1907/​8

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Zemp, Josef: Die Kirche von Romainmôtier
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https://doi.org/10.11588/diglit.19218#0106

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94 Josef Zemp.

sprünglicher Holzdecken ergibt sich aus verschiedenen Dingen. Das wichtigste sind die
im Jahre 1906 entdeckten Reste von älteren, tiefer liegenden Fenstern unter den heutigen
Fenstern des Mittelschiffes. Ihnen entsprach am Äußern ein System von Lisenen, dessen
Reste unter dem Dach der Seitenschiffe noch heute vorhanden sind (Abbildung 2 und 3).
Diese ältesten Fenster belehren, nebenbei gesagt, über eine bautechnische Einzelheit:
ihre Sohle wurde zuerst Wagrecht gemauert und als besonderes Mauerstück dann der

dreieckige Sattel
eingesetzt, der die
nach innen und
außen geschrägte
Fensterbankbildet.
Aus der Höhenlage
dieser Fenster und
Lisenen (C) ergibt
sich, daß die ur-
sprünglichen
Dächer der Sei-
tenschiffe bedeu-
tend tiefer ansetz-
ten als jetzt: so
tief, daß sie sich mit
den romanischen
Tonnengewölben
nicht vertragen. Sie
setzen ungewölbte
Seitenschiffe vor-
aus. (Siehe die Re-
konstruktion, Ab-
bildung 4, links.)
7 a c, io DieEntfernung zwi-

schen dem Schei-

tel der Archivolten
und dem alten

Abbildung 2. Kirche von Romainmötier. I : 200. Querschnitt nach West.
Nach Aufnahme von Leo Ghatelain.

C. Höhe der Fensterbänke der flachgedeckten Kirche von ca. lOliO.

D. Teile des Umbaues von ca. 1080. Dachauflager ist
F. Gewölbekönsolen des 13. Jahrhunderts. sogar SO gering, daß

man, um eine be-
friedigende Dachneigung zu erhalten, die wagrechten Balken in die Zwickel zwischen den
Scheidbogen hinuntersetzen muß. Das heißt: die Seitenschiffe dürften nicht mit einer
Bretterdecke, sondern mit offenem Dachgebälk zu rekonstruieren sein. Vielleicht werden
die weiteren Untersuchungen die genaue Höhe der ursprünglichen Seitenschiffe noch
offenbaren. An einem Fenster der südlichen Umfassungsmauer wurde schon jetzt die
Höhenlage der ursprünglichen Fensterbank erkannt (Abbildung 2, C).1

1 Außer den Überresten von Fenstern und Lisenen sind noch folgende Einzelheiten zu beachten:
1. An der Ostwand des südlichen Seitenschiffes wird ein älteres Fenster vom romanischen Tonnengewölbe
überschnitten, was auf spätere Ausführung' der Gewölbe deutet. 2. In den Seitenschiffen bat man den
 
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