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Zeitschrift für Geschichte der Architektur — 1.1907/​8

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Zemp, Josef: Die Kirche von Romainmôtier
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https://doi.org/10.11588/diglit.19218#0107

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Kirche von Romainmötier. 95

Waren die Seitenschiffe ursprünglich nicht gewölbt, so muß das ohne weiteres
Besinnen auch für das Mittelschiff angenommen werden. Jedoch fehlen uns zurzeit
ausreichende Anhaltspunkte, um die Höhenlage der flachen Decke des Mittelschiffes
zu bestimmen. Die nähere Untersuchung der oberen Teile von Querschiff und Chor
dürfte auch hierüber die gewünschten Aufschlüsse bringen. Vielleicht geben die öst-
lichen und westlichen Mauern des Querschiffes noch heute die ursprüngliche äußere
Höhe des Mittelschiffes an (vergl. Abbildung 6). Abgesehen von den Apsiden, waren
auch Querschiff und Chor ursprünglich (lach gedeckt.

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Abbildung 3. Kirche von Romainmötier. Nordseite des Schiffes nach Entfernung der bernischen
Strebepfeiler. 1:20(X Nach Aufnahmen von Leo Chätelain und F. Blanc.

C. Reste von Lisonen und Fenstern des Mittelschiffes der flachgedeckten Kirche von cn. 1030.

D. Teile des Umbaues von cn. 1080.

2. Die Pfeiler. Jedem Besucher der Kirche von Romainmötier fällt im Langhause
die außerordentlich plumpe Gestalt der Rundpfeiler auf (Abbildung 5). Sie stehen, ohne
profilierte Basis, auf roh behauenen viereckigen Platten und sind von schlichten Gesimsen
bekrönt, die nicht an allen vier Seiten, sondern nur unter den Scheidbogen vorspringen.1
Die runden Stämme sind leicht gebaucht, doch so unregelmäßig, daß an absichtliche
Schwellung nicht zu denken ist. Und die Fugen sind so reichlich verstrichen, daß der
Mörtel wie ein breites Band vorsteht. Aber nur an den Rundpfeilern findet man diese
Behandlung der Fugen, an den kantigen Vierungspfeilern nicht! Eigentümlich ist
auch die dreieckige Auskehlung, die den Übergang vom runden Stamme zum vier-
eckigen Gesimse vermittelt. Diese sonderbaren Dinge wären restlos zu erklären, wenn
wir annehmen, daß die Pfeiler ursprünglich quadratischen Querschnitt hatten und erst

Extrados der Arehivolten über den Pfeilern verstümmelt, um ein Lager für die absteigenden Gewölbezwickel
zu gewinnen; diese sind also nachträglich eingesetzt, worden.

1 Über diesen Typus der Pfeilergesimse sehe man Dehio und v. Bezold, I, S. 690.
 
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