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Zeitschrift für Geschichte der Architektur — 1.1907/​8

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Bühlmann, Josef: Der Palast der Flavier auf dem Palatin in Rom
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https://doi.org/10.11588/diglit.19218#0141

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Seite und der untere Durchmesser der Säulen betrug ungefähr 64 cm. Zu diesen Säulen
gehören wahrscheinlich die jonischen Kapitelle, die in den Bruchstückaufbauten im Palast
Farnese in mehreren Exemplaren sich finden und die einem oberen Durchmesser von
etwa 56 cm entsprechen.1 In der Mitte der Hallenbreite verzeichnet Lanciani in seiner
Forma urbis Romae (Milano 1906)' streckenweise noch Fundamentmauern, die vielleicht
eine mittlere

Säulenreihe
mit doppelter
Achsweite tru-
gen. (Diese
Säulenstellung
ist vom Ver-
fasser in sei-
nem Plane
nachträglich
eingezeichnet
worden.) So
bildet das Pe-
ristylmitseiner

verhältnis-
mäßig gerin- Abbildung 10. Querschnittskizze durch den Hof mit Ansicht des Tiikliniums.
gen Höhe bei

großer Breite eine schattige Promenadehalle, die in betreff der mittleren Teilung große
Ähnlichkeit mit den spätgriechischen Markthallen und namentlich auch mit dem Peristyl
an der sogenannten Piazzo d' Oro in der Villa Hadrians zu Tivoli zeigt. Es ist jedoch
nicht wahrscheinlich, daß diese Halle in gleichmäßiger Form sich um den ganzen Hof
herumzog. Die Portale, welche vom vorderen Mittelsaal nach dem Peristyl führten,
sind in so gewaltiger Breite angelegt, daß dieselben bei entsprechender Höhe weit über
die Hallen hinausragen mußten. Zudem ist der Abstand von dem Portale rechts bis
zur Mauerecke der Halle genau dem entsprechenden Abstände einer Portalöffnung in
dem großen rückwärtigen Mittelsaale gleich, so daß anzunehmen ist, die gegenüber-
stehenden Portale haben in architektonischer Beziehung zueinander gestanden. Eine
solche Beziehung konnte nur zum Ausdruck gelangen, wenn die Säulenstellungen der
Hallen durch größere Rundbogen Öffnungen entsprechende Unterbrechungen erhielten.
Vor dem großen Mittelsaale rückwärts, der wahrscheinlich nach dem Hofe offen war,
ist seiner inneren Architektur entsprechend eine größere Säulenstellung notwendig, als
sie seitlich im Hofe vorhanden ist, und so ergibt sich hier ein Aufbau, der aus mitt-
lerem giebelbekrönten Portikus mit anschließenden Bögen und niedrigeren seitlichen
Hallen besteht und in dieser Form an gleichzeitige Forenanlagen erinnert. Er zeigt
auch eine Verwandtschaft mit dem von Vitruv beschriebenen rhodischen Peristyl2, bei
dem ebenfalls vor großen rückwärtsliegenden Räumen eine höhere Säulenstellung an-
gebracht war als vor den beiden Langseiten. — Die Wiederholung dieses Aufbaues an

1 Vergl. Abbildung 5.

2 Vitruv. VI, 7, 3.

Zeitschrift für Geschichte der Architektur. I. 17
 
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