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Zeitschrift für Geschichte der Architektur — 1.1907/​8

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Haupt, Richard: Über älteste Sakristeien: ein Beitrag zur Frage nach den Unter- oder Schielfenstern
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https://doi.org/10.11588/diglit.19218#0150

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138 Literatur.

Zum Schlüsse sei hier bemerkt, daß nach einer Bemerkung Ambr. P. Boysons
schon Herr J. Aldrid Scott die Meinung ausgesprochen hat, daß eines oder das andere
Fenster den Zweck gehabt haben möge, eine kleine, hinter dem Altare eingerichtete
Sakristei zu erhellen. Dies möge für gewisse Fenster gelten, die weit östlich in der
Südwand des Chores sitzen. Der Grundgedanke ist von dem in vorstehendem aus-
geführten wesentlich verschieden; doch wird gebührenderweise Herrn Scott der Vor-
tritt zuerkannt.

Die hier entwickelten Ansichten würden nicht unhaltbar werden, auch wenn
sich herausstellen sollte, daß die eine oder andere der Kirchen, an denen sich solche
Schielfenster finden, besondere angebaute Sakristeien aus gleicher Zeit gehabt hätte.
Denn das Motiv, einmal zur Aufnahme gekommen, konnte und mußte eine gewisse
architektonische Ausbildung finden, bei welcher der Zweck hinter der Form zurücktrat.
Und an Beispielen sogar recht reicher Durchführung fehlt es ja nicht in England.

Betreffs unserer friesischen Kirchen ist hinzuzufügen, daß im Chore auf Pell-
worm, welcher, um dem gegen Ende des 12. Jährhunderts bereits gestiegenen Raum-
bedürfnisse zu entsprechen, geräumig angelegt und deshalb etwas in die Länge ge-
zogen ist, zwei Wandgelasse erhalten sind, viereckige Löcher, breit 0,43 m, hoch 0,40 m,
tief 0,30 m.

Der Chor der Kirche zu Schobüll hat nicht bloß eine Menge Schrankblenden,
sondern auch zwei große Blenden in der Chorbogenwand, dergleichen wir nur noch
außerdem im ursprünglichen Cbore der Kirche zu Hattstedt1, hart bei Schobüll, ken-
nen. Ihre Bestimmung ist stets dunkel erschienen; daß sie aber brauchbar und zweck-
mäßig waren, wenn man Wandschränke zur Aufstellung oder Aufhängung von aller-
hand Gegenständen nötig hatte, liegt auf der Hand. Der betreffende Bauteil der Hatt-
stedter Kirche hat, im 13. Jahrhundert vom Schiffe abgeschieden, jahrhundertelang als
Sakristei gedient.

1 Schleswig-Holsteiniseüe Baudenkmäler 1, 449.

Kalender bayerischer und schwäbischer
Kunst 1908, herausgegeben von Lyzealprofessor
Dr. Jos. Schlecht in Freising. Verlag der Gesell-
schaft für christliche Kunst in München. Preis 1 Mk.

Unter Nutzbarmachung hervorragender Repro-
duktionstechnik werden alljährlich künstlerisch
ausgestattete Kalender auf den Markt gebracht,
von denen sich erfreulicherweise einige die
Verbreitung von Kenntnis und Liebe der heimischen
Kunst zur Aufgabe gestellt haben. In dem
vorliegenden Exemplar, dessen Umschlag in typo-
graphischem Farbendruck den Einbanddeckel eines

Evangehenbuches aus der Münchener Hof- und
Staatsbibliothek darstellt;, sind von Architekturen
der Marktplatz zu Straubing, die Agnes-Bernauer-
Kapelle auf dem Straubinger Friedhof bei St. Peter,
das Spitaltor in Straubing (1628), das Innere der
ehemaligen Abteikirche Raitenhaslach (1688 bis
1700), der Festsaal in der Residenz zu Landshut
(1541) und die ehemals geforstete Reichsabtei
Weingarten bei Ravensburg abgebildet. H.

Renaissance und Barock. Eine Untersuchung
über Wesen und Entstehung des Barockstils in
Italien von Heinrich Wölfflin. Zweite voll-
ständig neuillustrierte Auflage, bearbeitet von Hans
Willich, München, Verlagsanstalt F. Bruckmann
A.-G. 1907. 123 S. mit 16 Tafeln und 19 Text-
abbildungen. 8°. 4,80 Mk.

Mit einer «Erstlingsschrift» ohne durchgreifende
Änderung nach fast 20 Jahren zum zweitenmal
 
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