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Zeitschrift für Geschichte der Architektur — 1.1907/​8

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Meyer, Kurt: Zur Baugeschichte des Doms in Brandenburg a. H.
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https://doi.org/10.11588/diglit.19218#0190

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178

Jerichow. Nun haben die Arkaden bis zum Scheitel der Bögen eine Höhe von 6 m.
Für die daraufliegenden Balken müssen wir ein Auflagermauerwerk von etwa 30 cm
rechnen. Wir erhielten alsdann für die Arkadenmauer bis zu den Dachbalken des Seiten-
schiffes eine Höhe von 6,30 m und genau entsprechend die Seitenschiffs wand, die also
1,45 m höher gewesen wäre, als sie heute noch erhalten ist. Hiermit stimmen die
Überreste überein, die sich noch jetzt in den Dächern der Seitenschiffe von den ursprüng-
lichen romanischen Pultdächern vorfinden. Wir haben da eine schräge Nut an der
Westseite des nördlichen Kreuzflügels, in der die alten romanischen Dachziegel in das
Querschiffsmauerwerk eingebunden haben müssen, und diese Nut zeigt nach einem
Punkte hin, der etwa in der angegebenen Höhe an der Seitenschiffswand liegt. Bei dem
späteren gotischen Umbau ist dann die Mauer, weil sie oben schadhaft war, bis zu der
heute noch erhaltenen Höhe abgetragen worden. Auch an der Ostecke des Seitenschilfs
muß das Mauerwerk sehr lädiert gewesen sein, da man es bis in 2,75 m Höhe ab-
gebrochen hat. Die heutigen Spitzbogenfenster gehören nicht mehr dem romanischen
Bau an. Sie sind, wie man deutlich sieht, in das alte Mauerwerk eingebrochen, auch
die gotischen Formsteine der Fensterlaibungen ohne Verband mit den romanischen

Steinen. An ihrer Stelle saßen die alten
Bundbogenfenster, denen genau die heute
noch im Dach des nördlichen Seitenschiffs
sichtbaren vermauerten Fenster des Ober-
gadens entsprochen haben. Aus ihnen, wie
aus einigen andern in diesem Dach erhal-
tenen Resten bekommen wir die wichtigsten
Aufschlüsse über den alten romanischen Bau,
dessen oberer Teil ja später bei der gotischen
Überhöhung gerade in die Dächer der ebenfalls höher gelegten Seitenschiffe hineingekom-
men und so glücklicherweise wohlerhalten bis in unsere Zeit geblieben ist. Wir haben
da zunächst unter den vermauerten Fenstern ein kleines durchlaufendes Gesims g (Ab-
bildung 1), das immer in der Mitte zwischen zwei Fenstern gegen eine flache Lisene
anläuft. Die Lisenen, die l]/2 Stein Breite und 1ji Stein Tiefe haben, schmücken wie
hier den ganzen älteren romanischen Bau. An ihnen können wir am deutlichsten
sehen, wie hoch das romanische Mauerwerk gegangen ist und wo in gotischer Zeit die
Erhöhung desselben angefangen hat. Hier am nördlichen Obergaden entwickeln sie
sich aus einem Mauerabsatz d heraus, führten also einfach das Mauerwerk in seiner
unteren Stärke bis an das Dach. Zwischen dem Mauerabsatz d und dem Gesims g liegt
ein vertieftes Feld b, das, wie Adler meint, den Köpfen der Dachbalken als Widerlager
gedient hat, die dann am First einfach von dem Gesims abgedeckt wurden. Nun ist
es ja wahrscheinlich, daß man einmal beim Bau des Mittelschiffs die Absicht gehabt
hat, eine solche oder ähnliche Konstruktion auszuführen. Tatsächlich ist die Sache
aber nie zur Ausführung gekommen. Erstens fehlt nämlich die charakteristische schräge
Nut an der Westseite des Kreuzfiügels. Alsdann sind die sämtlichen Lisenen da, wo
sie hätten überschnitten werden müssen, so tadellos erhalten, daß nie ein Dachfirst
über sie hinweggegangen sein mag. Die großen Löcher, die sich vielfach in diesen
vertieften Feldern vorfinden, haben nur zur Aufnahme von horizontalen Balken gedient,
wobei dann der Mauerabsatz gleichzeitig mit als Auflager verwendet wurde. Nun be-

Kurt Meyer-Berlin.

Abbildung 1.
 
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