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Zeitschrift für Geschichte der Architektur — 1.1907/​8

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Meyer, Kurt: Zur Baugeschichte des Doms in Brandenburg a. H.
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https://doi.org/10.11588/diglit.19218#0196

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184 Kurt Meyer-Berlin.

jener Zeit Aufschluß geben könnten. Der polygone Chor besteht nun aus Steinen
von 10,5 cm Stärke, die an den Ecken, wie schon Stiehl gezeigt hat, durchweg mit
dem Scliarriereisen überarbeitet sind. Aus den gleichen Steinen bestehen sieben Wand-
pfeiler (siehe Grundriß, Pfeiler I, III, VII, IX, X, XIII, XVI), die also unbedenk-
lich in die gleiche Zeit gesetzt werden dürfen. Leider stellt die Krypta, was diese
Wandpfeiler angeht, eingehenden Untersuchungen große Hindernisse in den Weg, da
sowohl die Umfassungswände, wie teilweise die Pfeiler selbst mit einem eisenfesten
schwarzen Zementputz bedeckt sind. An einer Stelle (Abbildung 7) fand ich ein Stück
dieses Mörtels heruntergeschlagen, offenbar von einem der Herren, die hier schon vor
mir Untersuchungen angestellt haben. Es sind dabei Dinge zutage getreten, die im

ersten Augenblick unvereinbar erscheinen.
Zunächst findet sich der schwarze Mörtel, der
die Wand bedeckt, hier teilweise auch in den
Fugen der Pfeilersteine. Alsdann scheint die
ganze vordere aus Formsteinen bestehende
Partie später vorgesetzt, da sich an der ab-
geschlagenen Stelle eine durchgehende ver-
tikale Fuge vorfindet. Bei näherer Untersuch-
ung erklären sich die Dinge jedoch ziemlich
einfach. Der schwarze Mörtel stammt, wie ich
im Archiv festgestellt habe, aus dem Jahre 1834.
Ebenfalls in den Akten von 1834 fand ich
eine Bemerkung, daß man von den stark ver-
fallenen Wandpfeilern Stücke vorsichtig hätte
herausstemmen und wieder einsetzen müssen,
woraus sich das Vorhandensein des schwar-
zen Mörtels in den Fugen der Steine erklärt.
Drittens zeigt sich, daß auch das spätere Vor-
setzen des vorderen Teiles illusorisch ist, da
der obere Stein an der abgeschlagenen Stelle
Abbildung 8. nur geborsten und im Jahre 1834 an der ge-

borstenen Stelle ausgefugt worden ist. Mit
demselben schwarzen Mörtel erscheint die ganze Nord- und Südwand der Krypta gemauert.
Doch haben wir es auch hier mit Ausbesserungen von 1834 zu tun, wo man die Erdbögen
vollständig neu hat einwölben und ausmauern und zum Schutz gegen eindringende
Feuchtigkeit vor dieselben eine Verstärkungsschicht hat setzen müssen. Der besprochene
Wandpfeiler hat nun eine sandsteinerne Kämpferplatte, die merkwürdigerweise nur den
vorderen aus Formsteinen gebildeten Teil bedeckt und anscheinend, da ihr Profil stumpf
gegen eine angearbeitete Platte läuft, darauf berechnet ist, in die Wand eingelassen zu
werden. Ganz dasselbe scheint mit der Kämpferplatte des gegenüberliegenden Pfeilers XII
der Fall zu sein, sowie mit drei Konsolen, die ich in der spät eingefügten Querwand zwischen
Grabgewölbe und Krypta noch vorgefunden habe (an Pfeiler IV und VI, siehe Grundriß).
Die Stücke sind anscheinend älter als die jetzigen Pfeiler und beim Aufbau derselben
nur mitverwendet worden. Ebenso ist das Kapital der sandsteinernen Wandsäule II
nur am vorderen Teil ornamentiert und hat eine ganz ähnliche angearbeitete Platte,
 
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