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Zeitschrift für Geschichte der Architektur — 1.1907/​8

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Haupt, Albrecht: Erwiderung
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https://doi.org/10.11588/diglit.19218#0228

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216 Albrecht Haupt-Hannover.

Wenn ich gelegentlich den mittleren Fries des Bauwerkes nach meinem Vor-
sehl age einen «Bogenfries» genannt habe, so hat das mit dem Begriffe des späteren Bogen-
frieses, der als Gesims verwandt wird, vor allem in romanischer Zeit, gar nichts zu tun.

Daher ist es auch gleichgültig, ob der «Bogenfries»
als verbreitetes Architekturmotiv erst im 8. oder in
einem noch späteren Jahrhundert zuerst vorkommt.
Die Bogenarchitektur, die ich vorschlug, ist ihrem
Wesen nach völlig die gleiche wie die Schulzsche,
nur daß diese auf Säulen steht, jene auf Konsolen,
was in der Sache gar keinen Unterschied macht.
Beide sitzen genau am selben Fleck und sind auch
gleich hoch, — nur ist die Schulzsche erheblich
dicker oder tiefer.

Außerdem meint Schulz, ich habe nach der
Zeichnung Sangallos und dem heutigen Sachbefund
eine Ecklösung durch schräge Knickung des Archi-
voltenprofils ganz willkürlich gebildet. Das von
Abbildung 1 m*r a^s Beispiel angeführte Elfenbeinrelief sei viel-

Aus S. Giovanni in Fönte zu Ravenna. leicht gar perspektivisch aufzufassen und dann als

Muster gar nicht maßgebend. Da füge ich die
innere Ecklösung des Baptisteriums der Orthodoxen zu Ravenna bei, zum Beweise, daß
die Knickung in jener Zeit nicht nur öfters vorkommt, sondern in Ravenna selbst an
einein Bauwerke an genau der gleichen Stelle, au einem stumpfen
Eckwinkel eines Polygonbaus, —nur inwendig; dies Bauwerk ist +"
sechzig Jahre älter, kann also sehr wohl als Vorbild gedient haben. q°5
Mir scheint, als ob Ravenna für dortstehende Bauten immer noch
sicherere Unterlagen zur Beurteilung liefere, als z. B. Jerusalem.

Ich habe darum auch für die Bogenarchitektur ein raven-
natisches Motiv vorgeschlagen nach einem Bruchstücke im Museum,
ohne zu behaupten, daß dies Stück gerade da gesessen haben muß.
Vielmehr ist es vielleicht bloß eine jüngere Nachbildung des gleichen
Motivs. Übrigens muß die verlorene Architektur wohl aus Mar-
mor bestanden haben, wäre denn also, wie fast alle sonstigen
Marmorarbeiten, wohl auswärts gearbeitet. Daher läßt sich das
nicht genaue Passen der oberen Bögen auf die vorgearbeiteten (ne-
gativen) Bögen recht gut erklären, auch das ungünstige Einbinden. —
Die von Schulz gegebene Nebenansicht des Bruchstückes
trifft nicht ganz zu (Abbildung 1 bei Schulz). Ich gebe hier die
Maße nach meinen Notizen, nebst dein Grundriß, woraus zu ent-
nehmen ist, daß diese Architektur doch nicht freigestanden haben *~ ^yi'^ n 2
kann. Die Säule ist hinten abgeschnitten (Abbildung 2).

Die Museumsverwaltung wußte absolut nicht, was mit ihm anfangen; wenn
sie schrieb: von einem Altarbaldachin, so war das nur ein irgendwas. Im übrigen
möchte ein Altarciborium mit diesem Stücke recht schwer zu konstruieren sein.

Das Türprofil habe ich nicht gemessen, sondern nur vor 20 Jahren rasch
 
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