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Zeitschrift für Geschichte der Architektur — 1.1907/​8

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Haupt, Albrecht: Erwiderung
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https://doi.org/10.11588/diglit.19218#0230

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Albrecht Haupt -Hannover.

hat und ganz flach war. Ich gebe noch eine Skizze, die belegt, wie einfach (im Gegen-
satz zu Schulz' Ansicht) die ganze Dachlösung der Apsis gewesen sein kann, und wie
leicht der vordere Abschlußstein geraubt und anderweit verbraucht werden konnte. War
der Bogenfries aber so flach, daß seine Bögen hinten an der Wand eingehauen sein
mußten, so wird nicht nur eine weit vortretende Säulenstellung wie bei Schulz, sondern
auch jede ganz flach vorstehende, wie sie sonst viel näher läge, zur Unmöglichkeit.
Denn die Nische unterbricht sie unbarmherzig, während doch die Spuren an der
Wand das gleichmäßige Weiterlaufen der Bogenarchitektur bezeugen. —

Schulz hat an dieser Stelle seiner Rekonstruktion den unbequemen Tatbestand
völlig unbeachtet gelassen, denn er läßt die Konsolen über der Nische in seinem
Architrav still verschwinden; auch sagt er uns nicht, was die Bögen an der Wand zu
bedeuten haben, da er doch ein großes alles verdeckendes Apsisdach fast 1 Meter tief davor
baut. Die Schildbögen über der Apsis waren aber dazu bestimmt, gesehen zu werden.

Damit ist sein schöner Versuch unrettbar gefallen.

Es erübrigte sich demnach eigentlich, noch über das einzelne zu sprechen, obwohl
ebenfalls da viel zu bemerken wäre. Ich will davon erwähnen, daß es mir auch architek-
tonisch unmöglich scheint, eine Säulenstellung mitten auf den Umgang zu stellen, und
an den Band davor das Gitter. Damit würde der Umgang völlig versperrt, der doch
unzweifelhaft als solcher beabsichtigt ist. Wenn eine Säulenstellung zu denken wäre,
so gehörte sie entweder dicht an die Wand oder ganz scharf an den Band (Mothes,
Essenwein). In die Mitte aber gehört sie nicht. — Die Flankierung der Eingangstür
auf palmyrenische Manier mit gebrochenem Spitzgiebel ist ja sehr interessant, aber
mindestens äußerst gewagt, die Fülle der oberen Zackenornamente leider lediglich
Lückenbüßer. Außerdem sei noch darauf hingewiesen, daß auch die Art, wie die un-
bequeme Zeichnung von Sangallo eliminiert wird, nicht zu rechtfertigen ist. Schulz
behauptet völlig willkürlich, sie stelle einen Zustand dar, der im Mittelalter als eine
Art Restaurierung der Schönheit wegen hergestellt sei.

Jeder sieht aber ein, daß die Zeichnung das Bauwerk in einem Zustande vor-
stellt, der dem ursprünglichen näher stand als der heutige, dem zufolge von Wichtig-
keit ist. Dafür daß irgendein späteres Jahrhundert ein solches Bauwerk im Sinne des
sechsten wiederhergestellt hätte, gäbe es kein Beispiel. Sollte aber das 12. oder ein anderes
dies hier gewollt haben, so hätten wir heute einen gründlichen Umbau im romani-
schen oder gotischen Stil vor uns. — Und dazu die Idee, die Architektur bei Sangallo
sei in verputztem Backstein gemacht gewesen!!

Es scheint mir festzustehen, daß, wer zu der Sache eine andere Lösung bei-
bringen will, sich auf den Boden der Zeichnung stellen muß, deren Echtheit ja schon
durch das 2. Exemplar in Siena verbürgt, deren Beziehung auf das Mausoleum durch
die Unterschrift gesichert ist.

Nun noch eine Bemerkung über Schulz' Deutung der Apsis als Arkosolium.
Dagegen spricht auch alles.

Sie ist richtig orientiert, was für das Arkosolium keinen Sinn hat. Die Gormanen
bestatteten ihre Toten mit dem Gesicht nach Osten. —

Ihre Niedrigkeit schadet nicht, wenn der Priester vor dem darin aufgestellten
Altar steht.

Der fast quadratische Grundriß der Nische (1,78 x 1,33) spricht auch schon
 
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