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Zeitschrift für Geschichte der Architektur — 1.1907/​8

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Hoeber, Fritz: Santa Maria di fuori in Empoli
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https://doi.org/10.11588/diglit.19218#0249

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besteht aus Backstein dem Material nach; der Form nach ist sie ein zweistöckiges
Oktogon mit dünnen Blendarkaden außen und Oberlichtfenstern an den Schrägseiten
des Achtecks. Die Grundrißform ist also die bekannte florentinische des späten Quat-
trocento, deren berühmteste Verkörperung die 1489—1492 von Giuliano da Sangallo
und Cronaca erbaute Sakristei von S. Spirito in Florenz darstellt. Dagegen ist
die Innendekoration der Chiesa del Pozzo ganz cinquecentistisch, genauer michelange-
lesk: Doppelarkadenordnung in Pietra Serena auf Putzgrund, im Relief ganz flach; die
Eiuzelformen sind entsprechend der «Vorliebe für das Horizontale» dieser ersten
Periode des Barock (Wölfflin) sehr ins Breite gezogen: Kapitelle und Basen der jonischen
Pilaster. Die Rahmung der Fenster mit den nach unten gehenden «Ohren», die sich
in kleine Voluten zusammenrollenden Enden der in der Mitte gespaltenen Segmentgiebel,
und wie diese dann mit einem kleinen Kreuzemblem gefüllt wird, gemahnt an das
geistvolle Detail der Mediceerkapeile.

An diesen zentralen Chorbau wurde 100 Jahre später 1621 ein Langhaus an-
gefügt mit einem ringsherumlaufenden Säulenumgang. Das Langhaus hat eine Tonne
mit Stichkappen als die damals gebräuchlichste Deckenform; zwei kleine Oberlichtfenster
geben nach der Mitte zusammengeschoben durch die Stichkappen die nötige Beleuch-
tung. Dieser Bau ist im Gegensatz zum Chor ein Putzbau mit Hausteingliedern. Den
schmucken Backstein zeigt uns aber wieder der erst 1795 errichtete Campanile, dessen
Majuskelinschrift auf eine fromme Stiftung hindeutet: D. O. M. SOCIETAS S. MARIAE
SUFFRAGH ET BENEFACTORES • ANNO DOMINI MDCCXCV.

Das Hübsche an dieser Kirche S. Maria di fuori in Empoli ist ihr Gruppenbild,
wie sich die zu verschiedenen Zeiten entstandenen Teile zu einer harmonischen Einheit
zusammenschieben, die kubisch gewichtige Chiesa del Pozzo, das durch seine Arkaden-
einfassung sehr zierliche Langhaus und der schlanke Campanile.

schlankere Verhältnisse vorzieht, ist ein entwicklungstheoretisches Prinzip, das schon in andern vielen Be-
ziehungen und vielen Eigenschaften vielfach beohachtet wurde: Anfang und Ende der historischen
Reihe sind ähnlich oder gleich, nähern sich.

Freiburger Münsterblätter, herausgegeben
vom Miinsterbauverein Freiburg i. B. Herdersche
Verlagsbuchhandlung.

Von dieser zweimal jährlich in einem Umfang
von je 5 bis 6 Druckbogen größten Quartformats
unter Leitung des Archivrats Prof. Dr. Albert zu
Freiburg erscheinenden reich illustrierten Publi-
kation liegen 3 Jahrgänge vor. Zweck und Ziel
der Münsterblätter soll sein, «das gesamte lite-
rarische, gedruckte und ungedruckte wie bildliche

Material zur Bau- und Entwicklungsgeschichte des
Münsters zu sammeln, die Struktur des ganzen
wie die dekorative Ausstattung im einzelnen zur
Beschreibung und Würdigung zu bringen und in
Verbindung damit alle Fragen von Bedeutung,
die sich in der einen und anderen Beziehung-
ergeben, zu erörtern und der Lösung entgegen-
zuführen». Mitarbeiter aus den verschiedensten
Lagern durchleuchten hier das geheimnisvolle
Dunkel mittelalterlicher Kunst und geben mit
tiefer Sachkenntnis und in glühender Begeisterung
für die Perle der Gotik, die ihnen Mittelpunkt
des Daseins bildet, Anregungen mannigfachster
Art von zum Teil allgemeinem kunstwissenschaft-
lichen Wert. Von den Aufsätzen seien folgende,
unser spezielles Arbeitsgebiet berührende beson-
 
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