Literatur. 261
fach, edel und schön, überaus eindrucksvoll war Dieses, nicht die Blüte, entschied für alle Folge-
die Gestalt, in der die alte Blütenform im äolischen zeit die Grundzüge des jonischen Kapitells. (Vergl.
Kapitell sich bis dorthin erhalten halte. Den- Furtwängler, S. 372.)
noch ließ es die weitere Entwicklung der Monu- Den aus dem Lilium entwickelten Kapitellen
mentalarchitektur völlig beiseite. Noch war in stelle ich gegenüber eine zweite Serie verwandter
den damals führenden Kunstzentren der Blick Bildungen, welche die Blüte der Iris zum Vorbild
noch nicht wieder frei für fleischige, natural!- und Ausgangspunkt gehabt haben müssen,
stische, vegetabilische Formen, noch drängte —
ein Erbe der immer noch stark nachwirkenden
a. Iris Sibirien. b. Iris acuta, c. Iris maritima.
d. Iris spuria. e. Iris foetidissima. f. Iris pseudacorus.
Abbildung 3. Verschiedene (unbärtige) Irideen, nach Reiehenbach.
geometrischen Zeit — alles vorzugsweise aufs Die Irisblüte (Abb. 3) unterscheidet sich struk-
Abstrakte, Lineare hin; noch mußte mehr als ein tiv von der Lilienblüte durch ein Plus von Blüten-
Jahrhundert vergehen, bis der Wert der Pflanzen- blättern, das sich wie eine Art Krone über den
formen in der Baukunst wieder neu entdeckt eigentlichen Kelchblättern, den «inneren» Kronen-
wurde, am frühesten beim Akanthus. So kam es, blättern, erhebt, durch eine obere Partie, die dem
daß man damals die schöne leichte Blüte verwarf LiÜum völlig fehlt. Sie besteht aus einer manchmal
und dem lebloseren, aber struktiv vorteilhafteren, fast horizontal gerichteten mittleren Blattlage, den
formal ruhigeren und abgeklärteren Sattelholz sogen. Narbenblättern, und dazu meist (a—d) einem
mit seinen unrealen Spiralen den Vorzug gab. Schopf von sich vertikal nach oben in Kurven-
fach, edel und schön, überaus eindrucksvoll war Dieses, nicht die Blüte, entschied für alle Folge-
die Gestalt, in der die alte Blütenform im äolischen zeit die Grundzüge des jonischen Kapitells. (Vergl.
Kapitell sich bis dorthin erhalten halte. Den- Furtwängler, S. 372.)
noch ließ es die weitere Entwicklung der Monu- Den aus dem Lilium entwickelten Kapitellen
mentalarchitektur völlig beiseite. Noch war in stelle ich gegenüber eine zweite Serie verwandter
den damals führenden Kunstzentren der Blick Bildungen, welche die Blüte der Iris zum Vorbild
noch nicht wieder frei für fleischige, natural!- und Ausgangspunkt gehabt haben müssen,
stische, vegetabilische Formen, noch drängte —
ein Erbe der immer noch stark nachwirkenden
a. Iris Sibirien. b. Iris acuta, c. Iris maritima.
d. Iris spuria. e. Iris foetidissima. f. Iris pseudacorus.
Abbildung 3. Verschiedene (unbärtige) Irideen, nach Reiehenbach.
geometrischen Zeit — alles vorzugsweise aufs Die Irisblüte (Abb. 3) unterscheidet sich struk-
Abstrakte, Lineare hin; noch mußte mehr als ein tiv von der Lilienblüte durch ein Plus von Blüten-
Jahrhundert vergehen, bis der Wert der Pflanzen- blättern, das sich wie eine Art Krone über den
formen in der Baukunst wieder neu entdeckt eigentlichen Kelchblättern, den «inneren» Kronen-
wurde, am frühesten beim Akanthus. So kam es, blättern, erhebt, durch eine obere Partie, die dem
daß man damals die schöne leichte Blüte verwarf LiÜum völlig fehlt. Sie besteht aus einer manchmal
und dem lebloseren, aber struktiv vorteilhafteren, fast horizontal gerichteten mittleren Blattlage, den
formal ruhigeren und abgeklärteren Sattelholz sogen. Narbenblättern, und dazu meist (a—d) einem
mit seinen unrealen Spiralen den Vorzug gab. Schopf von sich vertikal nach oben in Kurven-