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Zeitschrift für Geschichte der Architektur — 1.1907/​8

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https://doi.org/10.11588/diglit.19218#0275

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Literatur. 263

streng und eigenartig stilisierter Volutenkelch, Mit der unteren Partie des Gebildes, der Iris,
über dem fast ganz naturalistisch eine vielblät- haben diese oberen Teile organisch nichts zu tun.
trige Blütenkrone sitzt. Die vertikal gerichteten Ähnliche, etwas einfachere Zusammensetzungen fol-
gen dann noch viermal weiterunten rechts und links.

Es ist wiederum die XVIII. Dynastie — zwei-
felsohne waren es ihre asiatischen Eroberungen,
die Ägypten mit der Iris erst genauer bekannt
machten —, welche die Weiterentwicklung der
Iris-Stilisierung bringt. So in den Fayence-
plättchen aus Teil el-Amarna1 (Abbildung 6),
welche die Blüte schon als reines Ornament, als ein
durch Abstraktion gewonnenes neues Gebilde geben.
Alles ist stärker stilisiert als bisher. Aus dem
Blätterbüschel der Krone über dem Volutenkelch
ist durch Zerlegung in formal stark differenzierte
Innen- und Außenteile eine Art gesprengter Pal-
mette geworden.2 Man erkennt noch deutlich das
Vorbild der in der Mitte steil gestellten Kronen-
blätter zwischen den sie seitlich umgebenden
Narbenblättern. Diese steigen, meist wie vorhin in
Theben, schräg diagonal auf und rollen sich oben
nach innen ein. Oft fehlen sie auch ganz, oder
es sind noch mehr horizontal gerichtete Blätter
unter sie eingelegt.3 (Vergl. dazu Abbildung 3.)

Nur in der Kleinkunst indessen scheint die
Iris von den Ägyptern des NB.'s dekorativ ver-
wendet worden zu sein.4 Niemals erscheint sie,

_ v .. , r, „ . . . , ., i . „L wie doch das umstilisierte Lilium, unter den deko-
Abbddungo. Ägyptische Goldschmiedearbeit, dargestellt . '

in einem thebanischen Grab der XVIII. Dynastie. ratlven' als elne Art -Tapetenmuster verwendeten

Pflanzen der Wandfriese, ja nicht einmal unter
Kronenblätter sind zu einem dichten Büschel zu- den vielgestaltigen Formen jener Baldachine mit
sammengenommen, über den die spiralisirenden den phantastischen Kompositsäulchen und dem-
Narbenblätter mit dekorativer Freiheit heraus- entsprechend auch nicht an den Prunkgefäfien.

Abbildung 6. Ägyptische Fayenceplättchen aus Teil el-Amarna.

gehoben noch zu selbständiger Wirkung kommen. Offenbar war dem aufs Markante, Ubersichtliche
Darüber folgt dann in freier willkürlicher Addition gehenden Ägypter die Form doch zu kompliziert,
ein Papyruskelch zwischen zwei Rosettenblumen, die Blüte zu wild und zu schwierig zu dauernder

1 Fl. Petrie, pl. XVIII, und 371—389, p. 71 ff. — 2 Liegt hier noch unerkannt vielleicht der Ur-
sprung der «Palmette» ¥ Ich glaube es fast sicher. — 3 Die Zwickelfähnchen unter den Einrollungen als die
Köpfe von Staubfäden mancher Irisarten angesprochen von Borchardt, S. 20. — 4 Vergl. Kümmel, S. 10:
«das Irisornament ist im Neuen Reiche ganz gewöhnlich».

Zeitschrift für Geschichte der Architektur. I. 34
 
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