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Zeitschrift für Geschichte der Architektur — 1.1907/​8

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Egger, Hermann: Der Palazzo di Venezia im 18. Jahrhundert
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https://doi.org/10.11588/diglit.19218#0288

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und ihre Ersetzung durch hohe Lichtöffnungen ohne Steinkreuze, ein Vorgang, bei
dem natürlich die einstige symmetrische Anlage der Nordfront sehr in Mitleidenschaft
gezogen wurde und die Regelmäßigkeit der früheren Achsenstellungen einen argen
Abbruch erlitt; von diesem Zeitpunkte an wies und weist noch heute das Haupt-
geschoß der Nordfront von der Achse des Haupteinganges aus nach beiden Richtungen
hin einen anderen Fenstertypus auf. Ein gleiches geschah mit fünf Fenstern des
obersten Geschoßes, die, ähnlich wie zu Duodos Zeiten, ohne jede Rücksichtnahme auf
die darunter befindliche Achsenstellung höher verlegt wurden. Noch radikaler verfuhr
man bei der Hofseite dieses Traktes. Zuerst sicherte man die Hofmauer durch die

Abbildung 4. Der große Hof des Palastes mit der westlichen Abschlußwand.

Vorlage einer geböschten, zwei Palmen starken Stützmauer1, dann entschloß man sich
zu einem schmalen Vorbau, der in erster Linie zur Bequemlichkeit des Haushaltes
Seiner Eminenz dienen, namentlich aber eine von der Hauptstiege unabhängige
Kommunikation zwischen den einzelnen Stockwerken für die Dienerschaft ermöglichen
sollte; dieser Anbau mit seinen schmalen Treppen und seiner dürftigen äußeren Er-
scheinung trug natürlich auch nicht zur Verschönerung der Hoffront bei. In glücklicherer

1 Kardinal Marco Barbo hatte seinerzeit die Hofräume des Hauplgeschoßcs einwölben lassen, eine
Maßregel, die aber leider ein Ausweichen der Hauptmauern zur Folge hatte, da letztere nur für Holzdecken
dimensioniert waren. Außerdem mußte man (a. 1734) die Gewölbe des Hauptgeschoßes in diesem Flügel
durch starke Unterzugsgurten sichern, da auf ihnen die Scheidomnuern des Obergeschoßes zu stehen kamen
(vergl. Barvitius, Bericht, fol. 26).
 
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