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Zeitschrift für Geschichte der Architektur — 1.1907/​8

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Egger, Hermann: Der Palazzo di Venezia im 18. Jahrhundert
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https://doi.org/10.11588/diglit.19218#0293

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281

der Ost- wie der Nordfront gegenüber befindlichen Palastbauten (Pal. Parraeciani,
Bolognetti-Torlonia, Asti, Panfili und Gottifredi; vergl. Abb. 2). Während das erstere
Moment zur Folge hatte, daß der Palazzo di Venezia noch mehr in die Erde zu ver-
sinken schien, mußte das letztere einen ungünstigen Einfluß auf seine Höhenverhält-
nisse ausüben. Denn an Stelle der ein- oder höchstens zweigeschoßigen Häuschen, die
der Riesenbau einst wie Zwerge stolz überragt hatte, wuchsen nun in unmittelbarer
Nachbarschaft vier- oder gar fünfstöckige Barockbauten in die Höhe, nur allzugeeignet,
seine wuchtige Erscheinung zu beeinträchtigen. Seine bescheidene Außenarchitektur,
die eigentlich gar nicht für die Entfer-
nung berechnet war, da die unheimlich
engen Gäßchen, welche den Palast noch
zu Pauls II. Zeiten umgaben, keinen
weiteren Standpunkt erlaubten, konnte
nun, infolge der Ausgestaltung der Piazza
di Venezia und der Vergrößerung der
Straßenbreite weithin sichtbar, den kri-
tischen und verwöhnten Anforderungen
der späteren Generationen nicht mehr
genügen. Diese fanden nur mißmutige
Worte für den unerfreulichen, kasernen-
artigen Eindruck des Riesenbaues, für
die unsymmetrische Austeilung seiner
Fensterachsen, wie für die düstere Farbe
seines armseligen Mörtelbewurfes und
hatten namentlich gar kein Verständnis
mehr für seinen «dürftigen» Annex, den
lieblichen Palazzetto. Denn seine einstige
luftige Erscheinung war ja für immer
vernichtet, und vergessen blieb von da
ab seine einstige Bestimmung als doppel-
geschoßige Wandelhalle rings um einen
stillen Garten, dessen duftiges Grün auch
von den umgebenden Straßenzügen durch die rundbogigen Fenster erblickt werden konnte.

Einige Monate, ja vielleicht nur mehr Wochen, trennen uns von dem Zeit-
punkte, in dem mit der Demolierung des Palazzetto begonnen werden wird. Die
Wenigen, die je das Glück gehabt haben, seinen Arkadenhof zu betreten, werden weh-
mütigen Herzens der Augenblicke gedenken, in denen sie die in ihm herrschende wohl-
tätige Stille auf sich einwirken ließen, jene überraschende Ruhe, die so gar nicht die unmittel-
bare Nähe des geräuschvollen Zentrums der modernen Stadt ahnen ließ; sie werden sich

1734 Mai 17. Eingabe bezüglich weiterer Pflasterungsarbeiten (filza 255, fol. 17(i).

1734 August 7. Bericht betreffs Pflasterung der Via di S. Marco vom Macell de' Gorvi bis zur
«Piazza della Lucrezia» (filza 255, fol. 167).

1734 September 23. Vom Architekten Filippo de Romanis revidierte «Nota e scandaglio di quello
poträ importare la nuova selciata da farsi» vom östlichen Haupttore des Palazzo an bis zum Kreuzungs-
punkte der Via del Gesü mit der Via degli Astalli (filza 255, fol. 272).

1734 Dezember 10. Weiterer Berieht betreffs der Pflasterung mit Bezugnahme auf die Eingabe
vom 17. Mai 1734 (filza 255, fol. 441).

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Abbildung 7. Türe aus dem Jahre 1737
im Osttrakte des Palazzetto.
 
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