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Zeitschrift für Geschichte der Architektur — 1.1907/​8

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Schulz, Bruno: Theodorich-Grabmal: Schlußwort
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https://doi.org/10.11588/diglit.19218#0308

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29G

den italischen Resten geschöpften Renaissance-
formen uns «ein Bild von einer Einheitlichkeit
der Kunstübung in dem ganzen Gebiet des römischen
Weltreichs» machen müssen, «wie wir es uns
sonst schwer machen können». Also von einem
größeren Grad der Einheitlichkeit, als
wir ihn sonst — d. h., wenn wir jene Über-
einstimmung nicht hätten — annehmen würden,
habe ich geschrieben, auch hier nichts von «völlig
gleichartig».

5. Ich hatte es (S. 197) als «souveräne Will-
kür» bezeichnet, einen Fries in vollständig will-
kürlicher Höhenlage an einer Wand anzubringen
und hatte zur Begründung hinzugefügt, ein Fries
gehörte «damals» (im C. Jahrhundert) «nach
einer Überlieferung von etwa einem
Jahrtausend an eine Wand immer nur als
unmittelbare Begleitung einer gegebenen Horizon-
tallinie». Kein Wort etwa von syrisch-römischer
Kunst oder irgendein Hinweis, der auch nur
im entferntesten mit diesem Begriff in Beziehung
gebracht werden könnte, war vorausgegangen, ja
der Ausdruck «nach einer Überlieferung von etwa
einem Jahrtausend» mußte jedem beweisen, daß
ich nicht oströmisch-syrische Traditionen gemeint
haben konnte, sondern die gesamte Architektur
der ganzen Welt in der Zeit von etwa 500 v.
Chr. bis etwa 500 n. Chr., in deren erster Hälfte
es überhaupt noch keine oströmisch - syrische
Kunst gab.

Die Erwiderung Haupts darauf: «So ist es
auch durchaus individuell, mit Anschauungen aus
herkömmlicher oströmisch-syrischer Kunst unser
Bauwerk zu prüfen, das, was jenen nicht entspricht,
als „souveräne Willkür" einfach zu verwerfen»
ist deshalb durchaus unzutreffend.

G. Haupt schreibt (S. 217), er habe sein von
dem Durmschen abweichendes Türprofil «aus-
drücklich nur als Beleg dafür gegeben, wie ver-
schieden die Auffassungen zweier Menschen sein
können». Tatsächlich hat er aber (Heft 2, S. 33)
durch die Fassung: «so setze ich hierher die von ihm
(Dürrn) gegebene offenbar zu Hause auf-
getragene Zeichnung des Türprofils und da-
neben die, die ich an Ort und Stelle vor dem

Gegenstande selbst skizziert hatte», sein Profil
als das glaubwürdigere hingestellt.

7. Haupt schreibt (S. 218): «auch sagt er (Schulz)
uns nicht, was die Bögen an der Wand» —
gemeint sind die an der Oslwand über dem
Nischenvorbau — «zu bedeuten haben, da er dort
ein großes, alles verdeckendes Apsisdach fast
1 Meter lief davor baut».

Ich habe aber kein Apsisdach vor die Bögen
davorgebaut, sondern einen Stein, der den Nischen-
vorbau abdeckt und bekrönt, in diese bogenförmigen
Ausarbeitungen genau passend einbinden lassen,
wie aus meinem Text (S. 209) und aus drei
Zeichnungen (2 Ansichten und einem Schnitt in
Abb. 8, S. 20G u. Abb. 9, S. 209) hervorgeht,
und damit also deutlich gesagt, daß die Bögen
an der Wand eben die Einbindung dieses Steines
zu bedeuten haben.

8. Haupt führt als Kernpunkt seiner Erwide-
rung den «Beweis», daß meine «Säulenhalle»
«hier nicht möglich» sei, wörtlich so: «Wie die
beigegebene Skizze zeigt, läuft der Fries der
Bögen über der Apsis an der hinteren Wand des
Gebäudes ohne Unterbrechung durch. Deshalb
kann er nicht vorn auf der Apsis gesessen haben,
wie Schulz will.» Das ist ein Trugschluß. Denn
im Vordersatz bedeutet «der Fries der Bögen»
die bogenförmige Einarbeitung in der Wand, ein
Loch, im zweiten Satz aber bedeutet «er», der
«Fries der Bögen» also, den steinernen Doppel-
bogen, den Stein, der auf der Apsis gesessen
haben soll. Durch die gleiche Bezeichnung für
diese beiden verschiedenen Begriffe kommt also
der Trugschluß zustande, daß, weil eine Ein-
arbeitung hinten an der Wand vorhanden ist,
kein Stein auf der Apsis gesessen haben kann,
der in diese Einarbeitung einbindet!

9. Haupt nennt (S. 218) die von mir ge-
zeichneten Gebälkkröpfe über den die obere Tür
flankierenden Einzelsäulen eine «Flankierung der
Eingangstür auf palmyrenische Manier mit ge-
brochenen Spitzgiebeln». Solche oder ähnliche
Spietzgiebel kommen aber in Palmyra gar nicht vor.

Damit muß für mich der Streit endgültig ab-
geschlossen sein. Bruno Schulz.
 
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