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Zeitschrift für Geschichte der Architektur — 1.1907/​8

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Beilage zu Zeitschrift für Geschichte der Architektur, Jahrg. 1, Heft 12
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https://doi.org/10.11588/diglit.19218#0327

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Beilage zu Zeitschrift für Geschichte der Architektur, Jahrg. I, Heft 12.

Verlag von Carl Winter's Universitätsbuchhandlung in Heidelberg.

Im Julihefte der Zeitschrift für Geschichte der Architektur (I, S. 247) habe ich
einen Angriff Josef Dürrns auf diese Zeitschrift abzuwehren gesucht. Mit Bezug darauf
ist mir ein offener Brief Dürrns zugegangen, den ich hier veröffentliche, 1. weil darin
aus meinem Schweigen in einem früheren Falle Folgerungen gezogen werden, die nicht
dem Sachverhalt entsprechen; 2. weil Dürrn Abschriften dieses Briefes auch sonst ver-
schickt hat. Ich begnüge mich im übrigen mit einem rein sachlichen Kommentar.

Karlsruhe, 9. September 1908.
Hochwohlgeboren Herrn Dr. Strzygowski, Universitätsprofessor in Graz.

Vorgestern erst wurde ich auf Umwegen von der Existenz Ihres wohl neusten
Herzensergusses unterrichtet, da ich mich mit dem ersten Hefte der von Ew. Hochwohl-
geboren bedienten «Bruchsaler Zeitschrift» begnügen zu können glaubte.

Sie gestatten, daß ich Ihre kostbare Zeit etwas in Ansprach nehme. Nur ganz
kurz, da auch ich ein vielbeschäftigter Mann bin. Ein Ausrufungszeichen hinter «Bruch-
sal» hieße, ins Biblische übersetzt: Was kann von Nazareth gutes kommen? So weit
wollte ich nicht gehen. Sonst ist es wohl üblich, daß der Herausgeber einer Zeitschrift
auf der gleichen Höhe, oder auch noch etwas darüber wie seine Mitarbeiter steht. Daß
dies im vorliegenden Falle zuträfe, glauben Sie wohl auch nicht. Und doch leisten
einem solchen sowohl Ew. Hochwohlgeboren als auch die von Ihnen als die «Besten
der Nation» bezeichneten Genossen Gefolgschaft. Aus diesem Grunde das leidige Aus-
rufungszeichen, für mich wenigstens, wohl am rechten Platze. Sie werden dies nun
auch zugeben. Ein Herausgeber sollte nach meiner unmaßgeblichen Meinung doch
wohl auch imstande sein, einen angebotenen Ladenhüter von frischer Ware zu unter-
scheiden, und auch dafür besorgt'sein, daß sich die Aufsätze in seiner Zeitschrift mit
dem veröffentlichten Programm decken. Wie weit nun das Verständnis «eines der
Besten» für die Ziele der angerufenen neuen Zeitschrift geht, das zeigt in schlagender
Weise ein Aufsatz J. Strzygowskis «Spalato, ein Markstein der romanischen Kunst usw.»1
und die Zurechtweisung des genannten Herrn in den Jahresheften des k. k. Oster-
reichischen Archäolog. Instituts (Dezember 1906) durch G. Niemann.2

Strzygowski vermißt sich technische Dinge interpretieren zu wollen, für die ihm
das volle Verständnis doch abzugehen scheint. Wenn er sich aber in Sprüchen ergeht,
«daß die Techniker nur zu „gebrauchen" seien3, um eine möglichst unpersönliche, fein
mechanische Wiedergabe des Tatbestandes mit Detailaufnahmen und Messungen zu ge-
winnen, die den Kunsthistorikern das genauste Studium ermöglichten» — so ist dies
einerseits eine seltsame Art, das angerufene Ziel der genannten Zeitschrift in die richtigen
Wege zu leiten4 und eine Verbrüderung der technischen und historischen Elemente
herbeizuführen, anderseits die lächerlichste Selbstüberschätzung, die keiner weitem Illu-
stration bedarf.

1 Dürrn irrt, der Aufsatz ist gar nicht in der Zeitschrift für Geschichte der Architektur erschienen.

2 Davon unten mehr.

3 Durm ändert hier den Wortlaut. Im Original steht: «was wir brauchen». Siehe den vollstän-
digen Wortlaut weiter unten.

4 Ich bemerke nochmals ausdrücklich, daß der zitierte Satz wie der ganze Aufsatz über Spalato
niemals in der Zeitschrift für Geschichte der Architektur gestanden hat.

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