Chronik.
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oder bei festlichen Gelegenheiten hielt, erstreckt
sich eigentlich nur einer über das gesamte Ge-
biet der Geschichte der Baukunst, der 1868 ge-
haltene Vortrag: Die Weltstädte in der Baukunst.
Ein Meisterstück nach Inhalt und Form, verfolgte
dieser Vortrag im Anschluß an die Arbeiten von
Franz Mertens die Entwicklung der Baukunst an
den wichtigsten Denkmalstätten, den babyloni-
schen Stufenbau, den Balkenbau und die Ent-
wicklung typischer Kunstformen im ägyptischen
Theben und in Athen, den Gewölbebau in Bom
und in Konstantinopel und seine weitere Ent-
wicklung in Kairo, Paris und Florenz.
Zwei große Gebiete der Baugeschichte hat
Adler mit besonderer Vorliebe durchforscht, die
deutsche Baukunst und das klassische Altertum.
Jedem dieser beiden Gebiete sind ein umfang-
reiches Werk und zahlreiche Abhandlungen und
Vorträge gewidmet.
Seiner Vaterstadt Berlin gelten verschiedene
Studien, deren älteste ein Vortrag über die Bau-
geschichte Berlins ist, gehalten 1801 in der
Berliner Pflegschaft des Germanischen Museums
in Nürnberg. In demselben Jahre lieferte Adler
aus Anlaß der Grundsteinlegung des neuen Bat-
hauses eine Geschichte und Beschreibung des
abgebrochenen alten Baues. Zur Feier des Ge-
burtstages Kaiser Wilhelms des Großen in der
Akademie der Künste 1886 sprach er über die
Bedeutung des Königlichen Schlosses für die
Baugeschichte Berlins; bei der Jahrhundertfeier
der Technischen Hochschule 1899 wählte er als
Vertreter der Architektur-Abteilung zum Gegen-
stand seiner Bede die Bauwerke der an der Hoch-
schule vorüberführenden, die Schlösser von
Berlin und Charlottenburg verbindenden Straße
und verwies auf die vorbildliche Bedeutung dieser
Bauwerke für den architektonischen Unterricht.
Mehrere Abhandlungen und Beden betreffen
die beiden großen Meister der Berliner Baukunst,
Schlüter und Schinkel. Das Leben und die
Werke Andreas Schlüters behandelte der Vortrag
zum Schinkel-Feste des Architekten-Vereins 1862.
Ein Vortrag 1865 würdigte das Reiterstandbild
des Großen Kurfürsten. 1863 und nochmals
1883 behandelte Adler die Geschichte des Baues
und des Abbruchs des Münzturmes beim König-
lichen Schlosse, jenes Bauwerks, welches im
Leben Schlüters eine so verhängnisvolle Be-
deutung erlangle. Karl Friedrich Schinkel be-
treffen die schönen Festvorträge im Jahre 1864
und 1869 über dessen Entwürfe zu Grab- und
Ehrendenkmälern und über das Gebäude der
Bauschule und die Wiedererweckung des Ziegel-
baues. EineDarstellung des Lebenswerkes Schinkels
brachte die Festrede 1881, als die Technische
Hochschule den 100. Geburtstag des Meisters in
würdiger Weise feierte. Im unmittelbaren Anschluß
daran erinnerte ein Aufsatz an den Lehrer
Schinkels, den früh verstorbenen, begabten
Friedrich Gilly. Was Adler in diesen Beden und
Aufsätzen niedergelegt hat, ist bleibendes Gut zur
Bau- und Künstlergeschichte Berlins und wird
in seiner vollendeten Form immer von neuem
gelesen werden.
Die in Ziegeln errichteten kirchlichen Neu-
bauten, bei deren Ausführung Adler mitwirkte,
wie die Petri- und die Bartholomäus-Kirche, oder
welche er nach eigenem Entwürfe baute, wie die
Thomas- und die Christus-Kirche in Berlin, gaben
ihm Anlaß, die mittelalterlichen Backsteinbauten
der Mark eingehend zu studieren. Nur weniges
von diesen war bis dahin in leidlichen Aufnahmen
veröffentlicht; das beste boten Brechts Aufnahmen
von Kloster Chorin 1854 und Essenweins Buch
über den norddeutschen Backsteinbau 1856.
Adler plante ein umfangreiches Unternehmen
unter dem Titel «Backstein-Bauwerke des Preußi-
schen Staates»; aber nur der erste Teil des
Werkes kam zustande, der das Unternehmen
auf die Mark Brandenburg beschränkte. Die erste
Lieferung erschien 1859, der erste, König Wilhelm
gewidmete Band 1862 mit 50 Tafeln, die Stadt
Brandenburg und die Altmark darstellend; der
zweite Band mit 70 Tafeln, Priegnitz, Miltelmark,
Ukermark und Neumark umfassend, kam nach
langer Pause erst 1898 zum Abschluß. Alle
künstlerisch beachtenswerten Backsteinbauten der
Mark sind vertreten, voran die Denkmäler der
Städte Brandenburg, Stendal und Tangermünde,
die größeren Klosterkirchen, sowie die wichtigeren
Pfarrkirchen und Befestigungsbauten der Städte;
von den Dorfkirchen, die meist in Granit, seltener
in Ziegeln errichtet wurden, sind einige typische
Beispiele gegeben. Nur wenige Tafeln hat Adler
selbst aufgenommen und gezeichnet; die meisten
lieferten ihm gleichgesinnte Fachgenossen, die er
für die Sache gewann. Der Wert der Aufnahmen
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oder bei festlichen Gelegenheiten hielt, erstreckt
sich eigentlich nur einer über das gesamte Ge-
biet der Geschichte der Baukunst, der 1868 ge-
haltene Vortrag: Die Weltstädte in der Baukunst.
Ein Meisterstück nach Inhalt und Form, verfolgte
dieser Vortrag im Anschluß an die Arbeiten von
Franz Mertens die Entwicklung der Baukunst an
den wichtigsten Denkmalstätten, den babyloni-
schen Stufenbau, den Balkenbau und die Ent-
wicklung typischer Kunstformen im ägyptischen
Theben und in Athen, den Gewölbebau in Bom
und in Konstantinopel und seine weitere Ent-
wicklung in Kairo, Paris und Florenz.
Zwei große Gebiete der Baugeschichte hat
Adler mit besonderer Vorliebe durchforscht, die
deutsche Baukunst und das klassische Altertum.
Jedem dieser beiden Gebiete sind ein umfang-
reiches Werk und zahlreiche Abhandlungen und
Vorträge gewidmet.
Seiner Vaterstadt Berlin gelten verschiedene
Studien, deren älteste ein Vortrag über die Bau-
geschichte Berlins ist, gehalten 1801 in der
Berliner Pflegschaft des Germanischen Museums
in Nürnberg. In demselben Jahre lieferte Adler
aus Anlaß der Grundsteinlegung des neuen Bat-
hauses eine Geschichte und Beschreibung des
abgebrochenen alten Baues. Zur Feier des Ge-
burtstages Kaiser Wilhelms des Großen in der
Akademie der Künste 1886 sprach er über die
Bedeutung des Königlichen Schlosses für die
Baugeschichte Berlins; bei der Jahrhundertfeier
der Technischen Hochschule 1899 wählte er als
Vertreter der Architektur-Abteilung zum Gegen-
stand seiner Bede die Bauwerke der an der Hoch-
schule vorüberführenden, die Schlösser von
Berlin und Charlottenburg verbindenden Straße
und verwies auf die vorbildliche Bedeutung dieser
Bauwerke für den architektonischen Unterricht.
Mehrere Abhandlungen und Beden betreffen
die beiden großen Meister der Berliner Baukunst,
Schlüter und Schinkel. Das Leben und die
Werke Andreas Schlüters behandelte der Vortrag
zum Schinkel-Feste des Architekten-Vereins 1862.
Ein Vortrag 1865 würdigte das Reiterstandbild
des Großen Kurfürsten. 1863 und nochmals
1883 behandelte Adler die Geschichte des Baues
und des Abbruchs des Münzturmes beim König-
lichen Schlosse, jenes Bauwerks, welches im
Leben Schlüters eine so verhängnisvolle Be-
deutung erlangle. Karl Friedrich Schinkel be-
treffen die schönen Festvorträge im Jahre 1864
und 1869 über dessen Entwürfe zu Grab- und
Ehrendenkmälern und über das Gebäude der
Bauschule und die Wiedererweckung des Ziegel-
baues. EineDarstellung des Lebenswerkes Schinkels
brachte die Festrede 1881, als die Technische
Hochschule den 100. Geburtstag des Meisters in
würdiger Weise feierte. Im unmittelbaren Anschluß
daran erinnerte ein Aufsatz an den Lehrer
Schinkels, den früh verstorbenen, begabten
Friedrich Gilly. Was Adler in diesen Beden und
Aufsätzen niedergelegt hat, ist bleibendes Gut zur
Bau- und Künstlergeschichte Berlins und wird
in seiner vollendeten Form immer von neuem
gelesen werden.
Die in Ziegeln errichteten kirchlichen Neu-
bauten, bei deren Ausführung Adler mitwirkte,
wie die Petri- und die Bartholomäus-Kirche, oder
welche er nach eigenem Entwürfe baute, wie die
Thomas- und die Christus-Kirche in Berlin, gaben
ihm Anlaß, die mittelalterlichen Backsteinbauten
der Mark eingehend zu studieren. Nur weniges
von diesen war bis dahin in leidlichen Aufnahmen
veröffentlicht; das beste boten Brechts Aufnahmen
von Kloster Chorin 1854 und Essenweins Buch
über den norddeutschen Backsteinbau 1856.
Adler plante ein umfangreiches Unternehmen
unter dem Titel «Backstein-Bauwerke des Preußi-
schen Staates»; aber nur der erste Teil des
Werkes kam zustande, der das Unternehmen
auf die Mark Brandenburg beschränkte. Die erste
Lieferung erschien 1859, der erste, König Wilhelm
gewidmete Band 1862 mit 50 Tafeln, die Stadt
Brandenburg und die Altmark darstellend; der
zweite Band mit 70 Tafeln, Priegnitz, Miltelmark,
Ukermark und Neumark umfassend, kam nach
langer Pause erst 1898 zum Abschluß. Alle
künstlerisch beachtenswerten Backsteinbauten der
Mark sind vertreten, voran die Denkmäler der
Städte Brandenburg, Stendal und Tangermünde,
die größeren Klosterkirchen, sowie die wichtigeren
Pfarrkirchen und Befestigungsbauten der Städte;
von den Dorfkirchen, die meist in Granit, seltener
in Ziegeln errichtet wurden, sind einige typische
Beispiele gegeben. Nur wenige Tafeln hat Adler
selbst aufgenommen und gezeichnet; die meisten
lieferten ihm gleichgesinnte Fachgenossen, die er
für die Sache gewann. Der Wert der Aufnahmen