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Zeitschrift für Geschichte der Architektur — 2.1908/​9

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Meier, Paul J.: Die ottonischen Bauten in Quedlinburg
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https://doi.org/10.11588/diglit.19219#0267

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253

Sehen wir uns aber zunächst wieder die Quellen an! Aus der Bezeichnung der
Peterskirche als basüica s. Petri et s. Stephani, 999, also in der Zeit nach Erbauung
wenigstens des Chors der neuen Stiftskirche, läßt sich auf die fortdauernde Selbständig-
keit jener ersten kein Schluß ziehen. Denn sie wird im XIV. und XV. Jahrhundert1,
als sie schon längst zur Krypta umgewandelt war, noch immer als monasterium vetus
oder aide munster bezeichnet.

Aber der Wortlaut, mit dem
die Quedlinburger Annalen und h
der sächsische Annalist den Bau toj \

der größeren Stiftskirche von 997 1
berichten, führt uns doch, wie mir \

scheint, weiter. Es heißt hier: Die ,„„,„., _jH >_

Äbtissin Mathilde ad augmentum ...... H|||BHH|J|H|||

eiusdem (d. h. der ,s. Metropolitanen- SL' . -

sis ecclesiae) . . . latioris et altioris |gP, M, .P^S^^^^^^^-^^"^« 11Ä

structure aedificiam apponere
curavit. Wenn es sich bloß darum
gehandelt hätte, das Langhaus x
der neuen, größeren Kirche west-
lich an die Peterskirche anzubauen,
würde sich der Ausdruck appo-
nere mit der bisherigen Ansicht

wohl vertragen können; aber er Pff..................."I ———~~

wäre zum mindesten sehr unglück- f^L/'"''

lieh gewählt, wenn die Peters- §| £B@HBHHHHBHHHMb

kirche durch den Neubau ihre ""'^^■■^■iMÄi.

Selbständigkeit eingebüßt hätte LanasschnM »».»»>*!■ Ii

und aus einer flachgedeckten, ein- _Pn«*t" M, SMctrbe/r

schiffigen Kirche mit Chorviereck Ä^JufcB

eine gewölbte dreischiffige Krypta "II m mMj&xit_____-, - %

geworden wäre, die aus dem alten ' •K t j j y
Bau nur die Gewölbe für die Non-
nenempore gerettet hätte. .. .__

Entscheidend ist aber der Abbildung 6. Grundriß und Längsschnitt der Westkrypta in
Umstand, daß sich im Weslflügel Quedlinburg. (Nach der Aufnahme von A. Brinkmann.)

der Stiftsgebäude ein — sagen

wir vorerst — kryptaähnlicher Raum erhalten hat, den erst Brinkmann 1891 entdeckt
hat, ohne indessen über ihn zu voller Klarheit zu gelangen. Der beifolgende Grund-
riß und Querschnitt dieses Raumes (Abbildung 6), die ich der selbstlosen Güte Brink-
manns verdanke, zeigt, daß die Stiftsgebäude hier über die oberste Fläche des Sand-
steinfelsens vorgeschoben sind, und daß, während sie sonst sich unmittelbar auf dieser
Fläche erheben, im Westen Unterbauten nötig waren. Der bastionsartige Vorsprung,
der zugleich hierdurch entsteht — denn der Nordflügel der Stiftsgebäude schließt schon

1 Vergl. die Urkunden von 1314, 1395, 1427 (Erath a. a. 0., S. 372, 614, 708) und den Stiftskalender
(ebenda).

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