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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]; Verein für Historische Waffenkunde [Mitarb.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — N.F. 7.1940-1942

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Alfs, Joseph: Der bewegliche Metallpanzer im römischen Heer: Die Geschichte seiner Herkunft und Entwicklung
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https://doi.org/10.11588/diglit.72859#0123

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Joseph Alfs, Der bewegliche Metallpanzer im römischen Heer

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arme. Um die Hüften ist ein breiter Gürtel ge-
schlungen.
Schuppen- und Kettenhemden von ähnlicher Form
finden sich auf den Gemälden der Kertscher „Kata-
komben"208). Es sind immer dieselben hemdlangen
Panzer mit Ärmeln209); häufig sind sie unten aufge-
schlitzt. Allerdings kommen auch einmal nur bis zu
den Hüften reichende kurze Schuppenpanzer vor210).
Fünf lange Schuppenhemden mit Ärmeln erscheinen
auch auf dem Waffenfries des Sockels der Trajans-
säule (Abb. 13 links oben)211). Nichts liegt näher, als
schon infolge der Formenübereinstimmung mit den
zeitlich und örtlich benachbarten Panzern auf dem
Relief aus Tanais und den Gemälden der Kertscher
„Katakomben" anzunehmen, daß es sich auch hier um
sarmatische Panzer handelt, um so mehr als wir wis-
sen, daß dieses Volk schon im Jahre 69 n. Chr. von
Osten vorrückend die Donau überschritten hatte212),
und Trajan in den Dakerkriegen, deren Geschehnisse
auf der Säule verewigt sind, mit den Sarmaten zu
kämpfen hatte213).
208) 1.—2. Jahrh. n. Chr. Die Gemälde der Kertscher
„Katakomben": M. Rostovtzeff, Antike dekorative Malerei in
Südrußland, 1913 (russisch), a) Taf. 64, 1: Reiter int
Schuppen- oder Kettenhemd, b) Taf. 78, 1: wie a). c) Taf.
79, 2: 2 Reiter, 1 Fußsoldat wie a). d) Taf. 81, 2: der 2. von
links wie a). e) Taf. 88, 2: unterer Streifen: rechts 3 Reiter
im kurzen Schuppenpanzer; ebenso 3 gefallene Reiter in
der Mitte; links 6: Reiter wie vorher, tragen aber über dem
Panzer einen knielangen Rock.
209) Vgl. Anm. 208a.b.c.d.
21°) Vgl. Anm. 208e.
211) Cichorius Taf. 11 1 links und rechts; Taf. II 2 links
oben; Taf. III 1 Mitte; Taf. III 2 links oben.
212) K. Kretschmer, RE. 2. Reihe 1, 2545.
213) C. Cichorius, Die Reliefs der Trajanssäule, 1896,
2. Textbd. 182.
214) Russisch geschriebene Literatur konnte nicht benutzt
werden.
215) 1) Aus dem Ende des 6.Jahrh.v.Chr. in einem Kurgan
der Poltawaschen Gruppe: Fragment eines Schuppenpan-
zers. M. Rostovtzeff, Skythien und der Bosporus I 1931,
449 2) Ende des 6., Anfang des 5. Jahrh. Aus einem Kur-
gan des Tscherkaskischen Kreises: Bruchstück eines Schup-
penpanzers (mit schwarzfiguriger Vase gefunden). Ro-
stovtzeff, a. a. O. 424. 3) Frühes 5. Jahrh. Aus dem Kurgan
Nr. 400 im Tschigirinschen Kreise: eiserner Schuppenpan-
zer. Rostovtzeff, a. a. O. 422. 4) 5. Jahrh. Aus dem 2. Kur-
gan der „Sieben Brüder" (Ostseite des Kimmerischen Bos-
porus, in der Nähe des Kubandeltas). Der Tote trug einen
Schuppenpanzer aus Eisen und Bronze, die eisernen Schup-
pen waren vergoldet. Neben ihm lag ein eiserner Reserve-
schuppenpanzer, „dessen Brustteil die Gruppe einer ge-
hörnten Hirschkuh, die ihr Junges säugt, sowie ein fliegen-
der Raubvogel — alles aus Silber — schmückt". Außerdem
27 einzelne Bronzeschuppen. L. Stephani, CR. 1876, 114 At-
las Taf. 2, 15—17. 5) 5. Jahrh. Aus dem 4. Kurgan der
„Sieben Brüder": Reste eines Panzers aus Leder, auf dem

Die Lücke zwischen der Darstellung auf der Vase
von Orvieto und den zuletzt genannten Wiedergaben
zu Beginn unserer Zeitrechnung füllen die außeror-
dentlich zahlreichen Originalfunde von Bruchstücken
beweglicher Panzer in Südrußland aus, unter denen
der Schuppenpanzer die größte Rolle spielt. Hier kann
nur ein ganz kurzer und beschränkter Überblick ge-
geben werden214).
Die Schuppen treten dort in verschiedenem Mate-
rial gefertigt auf: aus Eisen, eisenvergoldet, Bronze,
bronzevergoldet215). Einmal erscheint ein Panzer, der
aus eisernen Schuppen besteht, aber auf den Schul-
tern und am unteren Rande kupferne Schuppen
hat216). In einem skythischen Kurgan im Bezirke
Romni (östl. von Kiew) fand man einen Panzer, dessen
Schuppen aus Bein geschnitzt waren217).
Ebert meint zweifelnd, diese Panzerung komme aus
dem Orient und die Ionier hätten wahrscheinlich die
Mittlerrolle dabei gespielt218). Gewiß befindet sich
unter den gefundenen Rüstungsstücken manches grie-
chische219). Aber durch Import allein kann der Pan-
Bronzeschuppen aufgereiht waren; um den Hals ein Bogen-
ornament, auf der Brust ein Gorgoneion. Kondakoff-Töl-
stoi-Reinach, Antiquites de la Russie meridionale, 1892,
276. M. Ebert, Südrußland im Altertum, 1921, 125. Rostovt-
zeff, a. a. O. 316. E. H. Minns, Scythians and Greeks, 1913,
Abb. 114 links oben. 6) 5. Jahrh. Aus einem Kurgan in der
Nekropole von Phanagoria: Beste eines eisernen Schuppen-
panzers „mit kupfernen Verbindungsstücken". Rostovtzeff,
a. a. O. 311. 7) Anfang des 4. Jahrh. Aus einem Grabe vom
Gut Zubow (zwischen Kuban und Tselentschuk): Panzer,
dessen Schuppen mit Mittelgrat versehen sind. Minns, a.
a. O. 231 und Abb. 134. 8) 4. Jahrh. Aus einem der Jelasse-
wetinischen Kurgane bei Jekaterinodar am rechten Ku-
banufer. Hier kommen nebeneinander lokale Schuppen-
panzer und griechische Leder- und Bronzepanzer vor. Es
fanden sich ein eiserner Schuppenpanzer und ein Panzer
aus eisernen Streifen. Rostovtzeff, a. a. O. 286 und 291.
9) Ende des 4. Jahrh. Aus einem Grabe bei Kertsch, jetzt
in Oxford: Schulterstück eines Schuppenpanzers, von dem
die Lederunterlage und einige Bronzeschuppen erhalten sind.
E. A. Gardner, JHS. 5,1884, 62 ff. und Taf. 46, 3. 10) Anfang
des 3. Jahrh. Aus dem sog. Steppengrab beim Dorf Alexan-
dropol (Distrikt Jekaterinoslaw): Bruchstück eines aus
kleinen vergoldeten Bronzeschuppen bestehenden Panzers.
Konkadoff etc., a. a. O. 425. Ebert, a. a. O. 144. 11) Anfang
des 3. Jahrh. Aus dem Kurgan von Krasnokutsk (zwischen
Nikopol und Jekaterinoslaw): Bruchstück eines Schuppen-
panzers, dessen Unterlage aus Leinwand bestand. Konda-
koff etc., a. a. O. 268. Ebert, a. a. O. 145, 12) 3. Jahrh. Aus
dem Kurgan Nr. 31 des Kanewschen Kreises: Eiserne Plätt-
chen, welche auf Leinwand aufgenäht sind. Rostovtzeff,
a. a. O. 436.
216) Minns, a. a. O. 224.
217) Kondakoff-Tolstoi-Reinach, a.a. O. 208. Vgl. den
Bericht des Pausanias und des Ammian unten S. 102f.
218) Ebert, a. a. O. 94.
219) z. B. Anm. 215, 8.

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