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https://doi.org/10.11588/diglit.5486#0026
Verbrennen
III.
oder
Beerdigen?
I.
I?ei einem neulich in diesen Blättern eingerückten Aufsätze über
die Katakomben oder das Todtenreieli an der Tiber suchte ich
schon im Voraus die Erlaubiiifs der Leser zu gewinnen, um ih-
nen einmal besonders meine Idee über das Verbrennen und Be-
graben der Toillen mittiieiieu zu dürfen. Ich denke mir diese Er-
laubnifs als wirklich zugestanden und fürchte nicht einmal den
Tadel, dafs ein solcher Gegenstand für das Rosenroth eines Mor-
genblattes zu düster und abschreckend sei. Jedermann erinnert
sich an die oft mit Begeisterung wiederholten Worte des Herzogs
iu Golhe's natürlicher Tochter:
O weiser Brandl der Alten, das Vollkommene,
Das ernst und langsam die Natur geknüpft,
, Des Menschenbilds erhab'ne Würde, gleich,
Wenn sich der Geist, der wirkende, getrennt,
Durch reiner Flammen Tllätigkeit zu lösen.
Uml wenn die Glutli mit tausend Wipfeln sicli
Zum Himmel hob, und zwischen Dampf und Wolken
Des Adlers Fittig deutend sich bewegte;
Da trockneten die Thränen, freier Blick
Der Hiiiterlass'nen stieg dem neuen Gott
In des Olymps verklärte Räume nach!
Und stände nur nicht in unserem winterhaflen Klima und in
täglich bolzärmeren Gegenden die selbst zn einer eigenen Kunst
erhobene Holzersparnifs dem heidnischen Gelüste der Todtenver-
brennung entgegen, die man sich freilich nur aus Unkunde des
Altertimms als eine gewaltige Holzvergendung zu denken gewohnt
ist *), so loderte vielleicht neben den modernen Feuerwerken, wo
*) S. die in der gelehrten Gesellschaft zn Erfurt gehaltene Vor-
lesung zur Ilolzsparkunst der alten Kömer im n, t. Merkur 1794.
Juli. S. 283. ff., wo gezeigt wird, dafs bei der geringen und
zahlreicheren Klasse der Römer das Verbrennen vielleicht weniger
lloUconsumlion verursachte als unser Einsargen.
III.
oder
Beerdigen?
I.
I?ei einem neulich in diesen Blättern eingerückten Aufsätze über
die Katakomben oder das Todtenreieli an der Tiber suchte ich
schon im Voraus die Erlaubiiifs der Leser zu gewinnen, um ih-
nen einmal besonders meine Idee über das Verbrennen und Be-
graben der Toillen mittiieiieu zu dürfen. Ich denke mir diese Er-
laubnifs als wirklich zugestanden und fürchte nicht einmal den
Tadel, dafs ein solcher Gegenstand für das Rosenroth eines Mor-
genblattes zu düster und abschreckend sei. Jedermann erinnert
sich an die oft mit Begeisterung wiederholten Worte des Herzogs
iu Golhe's natürlicher Tochter:
O weiser Brandl der Alten, das Vollkommene,
Das ernst und langsam die Natur geknüpft,
, Des Menschenbilds erhab'ne Würde, gleich,
Wenn sich der Geist, der wirkende, getrennt,
Durch reiner Flammen Tllätigkeit zu lösen.
Uml wenn die Glutli mit tausend Wipfeln sicli
Zum Himmel hob, und zwischen Dampf und Wolken
Des Adlers Fittig deutend sich bewegte;
Da trockneten die Thränen, freier Blick
Der Hiiiterlass'nen stieg dem neuen Gott
In des Olymps verklärte Räume nach!
Und stände nur nicht in unserem winterhaflen Klima und in
täglich bolzärmeren Gegenden die selbst zn einer eigenen Kunst
erhobene Holzersparnifs dem heidnischen Gelüste der Todtenver-
brennung entgegen, die man sich freilich nur aus Unkunde des
Altertimms als eine gewaltige Holzvergendung zu denken gewohnt
ist *), so loderte vielleicht neben den modernen Feuerwerken, wo
*) S. die in der gelehrten Gesellschaft zn Erfurt gehaltene Vor-
lesung zur Ilolzsparkunst der alten Kömer im n, t. Merkur 1794.
Juli. S. 283. ff., wo gezeigt wird, dafs bei der geringen und
zahlreicheren Klasse der Römer das Verbrennen vielleicht weniger
lloUconsumlion verursachte als unser Einsargen.