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Liebe und Mode.

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j einem Blumenstock, die Hände auf einen Fauteuil gelehnt. Wie
! glücklich war ich, als eine dieser weißen Hände sich mir freund-
; lich entgegenstreckte! Sie war schöner, als je. Sie trug ein
dunkles Kleid mit Spitzengarnitur. Wie allerliebst es ihr stand!
Ich war bezaubert. Ich benutzte die Zeit unseres Alleinseins,
um ihr ein Exemplar meiner Gedichte (von den zehn, die ich
in Maroquin binden ließ) zu überreichen. Sie nahm es er-
röthend und reichte mir zum Dank ihre Hand. In diesem
Augenblick hörte ich ein Husten. Der Baron erschien. Er ist ein
munterer, jovialer Mann, etwas derb. Nächstens mehr! Wie
gesagt, in aller Eile! Dein treuer Bruder Arthur.

5. Melanie an ihre Ircundin.

Liebste, theuerste Emmy!

Ich erwarte Dich immer noch, heißer und sehnsüchtiger
jeden Tag! O, warum kommst Du nicht? Ich hätte so viel,
so viel mit Dir zu plaudern. O, ich fühle mich so allein,
seit ich — seit ich — nicht mehr so ganz allein bin!

Daß ich Dir's nur gestehe, ich sehe ihn jetzt sehr oft!
Er begleitet mich ans meinen Spaziergängen. Er ist so edel,
so gut. Er gab neulich einem Bettler, der am Wege saß,
einen ganzen Thalcr. Er ist so liebenswürdig und so nervös!
Er kann kaum ein Blatt rascheln hören und wenn Bello gauzt,
zuckt er heftig zusammen. Wie gut es ihm steht, wenn er
seinen carrirten Plaid auf der Schulter trägt, sein Hütchen von
dem schönen Dichtcrhaupt nimmt und sich die langen Locken
zurückstreicht! Abends sah ich zuweilen einen dunklen Schatten
über den See schweben. „Was mag das sein?" frage ich Lisette.
»Es sind Fischer vom Dorf drüben," gibt sie zur Antwort,
i>ie arme Lisette! Mein ahnungsvolles Herz sagt cs mir besser
'-Er ist's. Liebste, theuerste Emmy, komme doch recht bald!
Eomm' auf den Flügeln des Herbstes, der in unser Thal ein-
zieht! Ich fühle mich so allein! Ich bin so bange, weiß selbst
uicht vor was. Ewig Deine Melanie.

6. Arthur an seine Schwester.

Liebste, theuerste Schwester!

Sie liebt mich, sic liebt mich! Ich habe jetzt diese selige
Gewißheit! Ich habe nicht Sternblumen gefragt, ich habe cs
tn ihren Augen gelesen! Ich kenne ihr Herz jetzt auswendig,
^ie meine Gedichte. Ja, sie liebt mich! Ich will Dir erzählen,
^>e jch'Z erfahren habe. Ich machte wieder meinen Morgenbcsuch.
^us Empfangszimmer war leer, die Thüre zur Terrasse stand
"ist". Ich trat leise näher. Ich sah sie auf der Terrasse sitzen.
fe,c hatte mein Kommen nicht gehört. O, wie schön sie dasaß,
der friedlichen Sonne umgossen! Sie trug wieder die
^aille mit eckigem Ausschnitt, die ihr so gut steht, aber ohne
, Üitzcngarnitur. Sie saß sinnend da, die Hände über einem
"che gekreuzt. Das Buch hatte Maroquin-Einband. Es
^uren meine Gedichte. Ich räusperte mich, aber sie hörte mich
'"chü Ich scharrte mit dem Fuß. Sie erwachte. Sie schien
^ "röthen. Ich eilte auf sie zu und cs war mir zu Muthe,
müßte ich auf die Kniee vor ihr sinken und ihr all' mein
^cben gestehen. Aber da hörte ich auch schon die Schritte des
! orons hinter mir und ich hatte nur eben Zeit, ihr einen tief-

Taille mit eckigem Ausschnitt.

gefühlten „Guten Morgen" zu wünschen. Der Baron verließ
uns später für einen Augenblick, um sich eine Cigarre zu holen.
Ich benutzte diese kostbare Minute, um sie zu fragen, welche
Stelle meiner Gedichte von ihr aufgeschlagen geworden zu sein
gewürdigt geworden wäre. Sie erröthete und reichte mir das
Buch, an der betreffenden Stelle es offen haltend. Es war
Seite 123 das unglückliche Liebesgedicht, Du kennst es ja:
Wer sah wohl je ein liebend' Herz,

Das nicht verzehret war von Schmerz?

Ich gab ihr das Buch zurück und sah sie mit einem
Blicke an, den ich der Situation angemessen erachtete. Und sie
gab mir einen Blick zurück, ach, einen Blick! Ich hatte eine
Rakete zum Himmel geschossen; sie strahlte zurück als ein fun-
kelnder Stern. Ja, sie liebt mich! Ihr Auge nur, noch nicht
ihr süßer Mund, hat es mir gestanden. Ich bin der glücklichste
der Sterblichen. Liebste Schwester, genieße dieß Gütterglück mit
Deinem überglücklichen Bruder.

7. Melanie an ihre Ireundin.

Einzig geliebte, theuerste, herzigste Emmy!

Nur drei Zeilen in aller Eile! Ich habe Dir angedeutet,
daß ich verliebt bin, ich darf Dir jetzt melden, daß ich verlobt
bin. Arthur hat sich mir erklärt und auch Papa's Einwilligung
erhalten. Er wird das Gut übernehmen und da er sehr reich
ist, es schuldenfrei machen. Unsere Hochzeit soll schon sehr bald
sein. Du kommst doch?

Mit Ungeduld erwartet Dich Deine überglückliche

Melanie,

8. Arthnr's Schwester an Arthur.

Telegramm.

Herzlichen Glückwunsch zu Deiner Verlobung. Wir kom-
men bald. Deine Schwester.

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Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Liebe und Mode"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Modezeitschrift
Liebe
Karikatur
Mode
Kleidung <Motiv>
Junge Frau <Motiv>
Damenmode <Motiv>
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
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Digitales Bild
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In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
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Fliegende Blätter, 54.1871, Nr. 1351, S. 179

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