Jahrbuch für Photographie und Reproduktionstechnik (22.1908)

17

Sternaufnahmen bei Mondschein.
Von Max Wolf in Heidelberg.
Der Mond ist zwar manchmai der freund des Astronomen,
indem er durch seinen Glanz die Sterne ueriöscht und so dem
übermüdeten forscher die ersehnte llachtruhe oerschafft, oici
öfter aber ärgert er ihn, denn er oerhindert ihn an der fort-
setjung begonnener Arbeiten und an der Verfolgung interessanter
Entdeckungen. Das trifft besonders den photographierenden
Astronomen. Seine Piatten oerschtciern beim Mondschein, und
aile feinen Dichteindrücke darauf gehen oerioren.
Wie oft haben roir hier interessante Planetoiden oerioren,
toeil der Mond, che ihre Bewegung am Himmel genau erforscht
?ar, seinen hellen Vorhang herabliefj, so dalj uon der himm-
bschen Bühne nichts mehr zu schauen war.
Dabei hat der Mond einen Verbündeten. Das ist das Wetter.
Es richtet sich oielfach gerade so ein, dafj es die Wolken im
ganzen Monat nur an jenen Tagen oam Himmel fegt, an denen
der Mond regiert. Dann ist uns natürlich der ganze Monat
Verloren.
6s märe also sehr wünschenswert, wenn wir auch bei
bellem Mondschein schwache Sterne photographieren könnten.
Um schwache Sterne zu photographieren, muij man lange
belichten. Bei unseren Durchschnittsapparaten sind gewöhnlich
2biei bis drei Stunden erforderlich, um die oerlangten Objekte
auf dig platte zu bringen. Zwei Stunden Belichtung bei hellem
Mondschein macht die Platten beim (entwickeln dunkelgrau.
Aber nicht nur das, auch die sonst schwarzen Scheibchen der
Sterne werden nicht mehr schwarz. 6s ist grau in grau und
"au in flau — wie der photographische Operateur sagt —, was
mir erhalten.
Die 6rfahrung hat uns gelehrt, dait man mit Apparaten
oam Ocffnungsucrhältnis 1 :5 eben gerade bis zum ersten
Viertel im günstigsten falle in gewöhnlicher Weise arbeiten
bann. Wird der Mond nur einen tag älter, dann ist die Arbeit
meist uergebens, man hätte ebenso gut zu Bett gehen können.
Es wird dann der Himmelsgrund zu hell beleuchtet, und bei der
Aufnahme schwärzt er die Schicht der Platte so stark, dafj die
schwachen Dichter sich nicht mehr herausheben.
Die Schwdrzungskuruo steigt so steil an, daij es nichts
mehr ausmacht, ob die schwachen Dichter noch darauf gesetzt
Werden oder nicht.
6s fragt sich nun, ob es gar kein Mittel gibt, den Mifjstand
m beseitigen.
EU er, Jahrbuch für )90K.

2