Ein Porträt des Ptolemaios VI Philometor.
(Hierzu Taf. VII. VIII.)
Einige Zeit vor dem Jahre 1842 wurde im Meere, beim
Hafen von Aegina, ein nur etwas überlebensgrosser Kopf ge-
funden1, der ohne weiteres schon durch die dunkele Farbe
des Granits, aus dem er besteht, unter den anderen Skulp-
turen in Athen als fremdartig auffällt, und durch die Tracht
genauer als der eines Aegypters gekennzeichnet wird. Aller-
dings unterscheidet sich der Kopl durch freiere Behandlung
der Gesichtszüge von dem späteren kanonischen Typus und
verräth starken griechischen Einfluss, ja er bietet eines der
besten Beispiele jener bellenisirenden ägyptischen Kunst, von
der Maspero in seiner Archäologie Egyptienne S. 229 ff. ein ige
seltene Beispiele abbiidet und würdigt.
Es trägt dieser unbärtige männliche Kopf zunächst ein lo-
ses, gesLreiftes Tuch,wie es sich hei ägyptischen Königen und
Göttern nicht selten findet, und darüber einen Aufsatz von
der Form eines Modius; über demselben erhob sich ehemals
noch ein anderer, im Grundriss ebenfalls runder, im Durch-
messer etwas hinter dem Masse der obersten horizontalen
Begrenzungsfläche des Modius zurückbleibender Aufsatz. Vorn
in der Mitte scheint eine aufgerichtete Uräusschlange abgebro-
chen zu sein. Das Ganze kann kaum etwas anderes gewesen
1 Heydemann, Marmorbildwerke zu Athen N. 420. Sybel, Sculpturen zu
Athen N. 40. Milchböfer, Museen Athens 8. 5, 21.