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Badische Post: Heidelberger Zeitung (gegr. 1858) u. Handelsblatt (61): Badische Post: Heidelberger Zeitung (gegr. 1858) u. Handelsblatt — 1919 (September bis Dezember)

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Nr. 228-254 (1. Oktober 1919 - 31. Oktober 1919)
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https://doi.org/10.11588/diglit.3728#0279
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^ Dienstag, den 21. Olrtober 1919

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Vadische Post - Nr. 245

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Erster Verhandlungstag

Lelpzig, 19 Oktober.

Im grohen Saate des Leipziger Krystallpala^
stes wurde am Sa.mstag vormittag der zweite Par-
tsitag der Deutschen Volkspart'si sröiffiiet. Dre
starke ENtwicklung der Partei >rvar Ichon an doin
äutzeren Bilde sichtbar. Trotz all-er Verkebrsschwie-
riskciten und trotz aller sonstiaen Neisenöte war
dcr gratze Saal bis aus den letzten Plast giefüllt
Der Saal war mit schwarz-wsjtz-voten Flaggen und
dem Blau-gelb der Leipziger Mrben jroich ge-
schmückt. Grüne Blattpflanzen belebten die Sei,
lengänge und die Bühne. Hier war die Büste
Bisnrarcks aufgOellt inmittm eines Hains von
Palmen.

An den Verhandlungen nahmen weit
iiber 40g Delegierte

teil. Abgeordneti'r Dr. Stres-emr a n n schlug in
feiner Eröffnungsrede einen vam Ernfte der Zeit
durchdrungenen und dennoch zuversichtlichen und
hosfnungsvollen Ton an. Er führte etwa folaondes
«us: Lassen Sie mich aus denen. die heute yierher
gokommen sind, zwei Namen und Persönlichkeiten
herüusgreifen, um sie besonders willkonrinen zu hei-
tzen. Der eino ist der Chrenvorsitzende unlserier
Partei: Geheimrat Dr. Vogel aus Dresdea (leb-
hafte -Bravoruse). und woitzer freut es «mich und br-
wegt mich tief, datz ich zum ersten Male die Gat-
iin unseres unvergetzlichen Führers Vasser-
mann E unserem Parteitag begrützen- kann.
(Lehaftes Braval) Zch bitte Frau Bassermann.
davon überzeugt zu sein, datz die Tradition, die
sich mit dem Namien Vassevmann verbindot, diose
innige Verknüpfung nationaler. liberaler und so-
zialer Güdanken auch in her Deutschen Volkspartei
init der Evinnernna an ihcen Träger jederzeit hoch-
goha'lten werden wird. In trüben Zeiten tritt drx
Parteitag zusammen. Ein Wort Mikdenbruchs
kommt mir in den Sinn, das kurz vor dem Kriege.

schwankt haiben die anderen, di-e crst in dsr Aula
-der Berlinoc Uuwersität vou Ler verdorrte-r Hairl»
sprachen un/d die dann doch unterzslchnet -ba-ben.
(Sohr richtig.) Gewitz, die Entscheidung waü an-
gosichts der schwierigeu Lage unseres Landes
schwieeig und vorantwortungsvoll. Angcsstchts die-
scc auherordentlichen Berantwortung wollen wir
avch deneiv kchno moralr.chen Vorwürse machen, dre
dcin Vertvag slaubten zustiiiimen zu müssen. Das
Schicksal Deutschlanlds wurde ja nicht an diessm
Tagtz entl'chreden, sondern es war schon entjchioden
durch -d>ie Anuahme dos Waffeitstillstandes. (Zu-
sti'inmüng.) Mser sich wasfeulos macht. bat nicht
urehr die Moglichkeit, dom Recht sum SiiMe zu vsr-
helseu. Es isst ein ganz törichtes Schlag--
wort. zu -bohaupten, an Lie Stelle dsr alten Bt-s-
marckschen M.achtvoliti>k de,e Vergaugenheit ssi ietzt
die Politit dos Rcchtes getretew. Ats wenn jomals
in der Woltgsschichte ein Staatsmann das Recht
scines Volkes hätte durchsehen können. wenn sv
nicht die Macht dazu gehabt hätte. (sSelbr richtrg.)
Wir haben auch gsihört. datz wrr hiivausgewwchsen
seren über den Gerst Visnrarcks. (Zuruf: bis Err-
Lorgeo.) Wo siird die moral'rschcir Eroberuirgen,
die wir nrrt -dec Republik uud der Demokratie in
der Welt gomacht haben? Wo ist die lArbsiter-
schaft, die svch elnsstzt für Dcudschlands Recht? Un-
scre Sozialvsten ri-efen hinaus in die Molt, kein
Echo antmmiteta rh„en.'(Sehr richttg.) Der aanze
Zusannnenbruch dieser Zllusionspolitik
zeigt sich schon in dor oinen Tatsache, datz Deutsch-
l^nd nicht einmal ru der internatroncvlen Arbeiter-
gssprochon worden ist und wie sür unsere Heutice k> nserenz in Washington zugelasscn ist. Msnn

Zeit bestimmt scheint: ..DenL dies Iahr hat harte
graue Äugen, yart wie Schicksal und das Schrcksal
spricht: Loben denen, die zum stavken Leben taugen
für den Feigling taugt das Leben nicht." Auch für
uns liegt das Leben so, datz wir harten. rauhen
uivd trüben Zeiten entgogengohen, die lodiglich ge-
kennzeichnet sind ourch harte Arbsit. Aber wollten
wir als Vertreter des deutschen libercklen Bürger
tums versinken in feiger Resranation. dann hätte
wir kein Rccht, polttisch mitzuarüeiten. (Lobhafter

dies das Endsrigobnis oor internationalen Politkk
dcr doutscheiv Sozialdonvokratre nach einem balben
Zahr!hundert bst, dann sollten wonigstens ietzt un-
sere Sorialdeinokraten aufwachen und einsehen, datz
sie in -einor Traumwelt gelebt haben.
Dis Deinokrat ische Partei wird woül auch
r.lcht mit innerer Genugtuung daran zurückdenken,
datz sie am Tage ihier Erüadui'.g ein Huldl-

BLif.) Wir wollen den trübenZeiten entgogengehrn gun gste-legramm an Wilson gosch'.ckt bat.

mit dem festen Entschlutz, uus nicht unterkriegeu z,
lajse'l, nicht von -denen, die uns von autzen bedro-
hen, noch von lrgendeinem Terrorismus. ber uns
i„l Znnern entgegentritt. Und wir wollon die
Hasfnung nicht aufgeben aus uirsere bessere Zu-
kunft. Kaiser und Reich santen dahsn in ihrer
alten herrlichen, glänzsnden Form. Da sollen wir
vns bewutzt sein. datz estls weiterlebt und eins blei-
ben wird: ims ist das deutsche Volk. Unser deut-
sches Volk und unser deutsches Vaterland, sie leben
hoch!

Auf Vorschlag wurden gewählt zum ersten Vor-
sihenden Abgeordiresser Dr. Kahl, zum zweiten Vor-
sitzenden Frau Bassermann. Mannhestn, zum drit-
k'n Borsitzenden Dr. Piper, Hamburg, und zunl
vierten Vorsikenden Senatsprästdent Könige-
Leipzia. Zu Schriftführer wäblte man Generalse-
kretärSchütz, Berlin, und eine Vertreterin des be-
setzten Grbietes.

Alsdann übecnahm Abseordneter D.r. Kahl den
Vorsitz mtt Worten des Dankes dasür, datz
der Parteitag ihni dasselbe Mrtrauen wie in Iena
entgegongobracht habe und mit dem Wunsche. datz
die Verhandlunaen einen für Partei und Vater-
land.günstigen Verlauf „löhmlen möchten. Wir ha-
l'cn uns zu einem ssehr ernsten Tun versammelt.
Wir wollen unser Progranlnr. das heitzt in richti--
gsm Sinne nichts anderes feststellen, als die Grund-
sätze, nacht denen uns das Boste und das Erötzte
ini Vaterlande zn leisten qeboten ist. Es gab und
gibt Leute, dk sagen. datz dis Deutschr Volkspart v

(Sehr richtig!) Die Demokratie bat nicht den
Rcchtssrioden gcbracht, vielmehr hat es stch wieder
elumal gezetgt, dab ein Volk, das sich selbst verlätzt,
damit avch die Macht aufgibt, -dis es üraucht. un«
für sein R.chh in der Welt zu kämpfen. Nienvanv
von uns war in diesöm We-ltkriege wohl ganz frei
von Zllusionon. Aber keine Jllusio» ist stärter zu-
sa.iumenge-5rochen als die. datz die Autzenpolitik be-
stimrnt würde durch die innLpe Polistt eines Lail-
des und datz eine Demokratisierung Deutschlbnds
irgeildwie eine Besserung feiner auswärtigen Lage
herbeiführeil würde. >Man bat nur ni-sdergerjssen,
abor man hat nichts Neues an seine Stelle gesetzt.

Die Kümpfe um die Neichsverfassung
siu'o ohne grotze innere Ailtoilnahme des Volkes
vcr sich aLgangen. (jSehr richtigl) Es HLtts gar
nichts geschadet. wenn wir es bei dor Notverfassung
noch eine Weile gelassen und wenn sich die N.-V.
in «.rster Nei-be um unsere volitische und wirkschaft-
l'che Zukunst gekümmert hätte. Die Verfassu'vg
hat ko'men Gwigkeitswert, sie tst Gegeinwarts-
arbeit, v«lfach ohno Tiefe, vom'Tage goboren
urd für den Tag bestlmmt. Dio Verhältnisso in
dcr ganzen Welt sind so vrovisorisch, dah es seltsanl

tcln festes Progra„'.m habe. jondern datz sie eino anmutet, datz Iv.ie e*ste Arbeit dcr Rationcklver.

Partei sei

voll von Idealen

Wir wollen das Geaenteil bowersen. .Wenn eino
Partei se-te Erundsätze unter -den Fützen hat, dann
'st -e-; dio Deutscho Votkspartei. die von der Natio-
nalliberalen Partei die arohen Uoberlieferungen

saiiim-lung eine neue Borfassung stln muhte, tn
der Platthoiten standon wie die. datz in
Deutschland jstzt Geda n ke n fre ih si t hervsche
(Hciterkeit). Unseren Freund Kahl bat das su der
vrächtigen Bomerkung Veranlassung gogoben:

übrrnommen hat. Wir haben damit bereits eincn M-eine Herren von der Negierung, wenn Sie^vütz-

ehrenvollen Erfolg im ersten Wahlkampf davon-
getragen. Wir wollien die Grundsätze aüfstellen
mit denen wir bei der nächsten Wcrbl in den Kampf
für unser teures Vaterland zwhen wollen. Wir
inüssen uns deshalb von demGeiste durchldringen last
scn, der für die Lösung einer so grotzen und wichti-
gen AufgÄbe notmeildig ist, und das ist der Eeist
drs Grotzen und Grotzzügigen. Es kommt weniger
an auf den Buchstabeil als auf den Geist, denn nur
der Geist macht l-ebsndig. Änd in de-nr grotzen Sinne
dieser Äuffassung lassen Sie uns die Verha'ndlun-
nen führen! Es sprach dann der Borsitzende dcr
Leipziger Ortsgruppe Sencktsprästdent Könige

teu, was ich manchmal sür Ecidanken habe, wenn
ich Sie da sttzen sehe (Grotze Heiterkeit.) Wir wer-
den nicht durch Paragvaphen unid Phrassen. sondern
nur durch vvaktische Arbeit und durch Ueberwin-
duug der Angst vor dein aMnn auf der Stratze aus
ber wirtschasstlichen Nct herauskommen (Zusttm-
mung.) Wir haben gegen die Velrfassung gestimmt
(Beifall). Wir hätten alle Zusammenhängs ver-
lvlen mil unserer volitischen Vergangenhoit, ünd
wlb wären in schärfsten Gegensatz gekommen zu un-
lochWorteder BegMung. Dann ergrisf das Wort serer volitischein Usberzeugung, wenn wir -anders

gestimmt hätten. Wenn andere ain Werke stnd,

Dr. Stresemann üker die politische
Lage.

Seit dem Parteitag in Zc-na haben sich Ereig-
nisse von grötzter volitischer Bodoutung vollzogen:
voltzoaen di» Annahine des Jriedens von Ver-
ja'Iles durch die NaUoiralversammlung und die
Verabschicdung der neuen Versassung. Mit diesen
beiden Ereignissen haben wir Abschieb genom-
„ren vom alten Deutschland, von seiner Erötze und
Machtstellung nach -autzen, uNd von deni Bismarck-
schen Gelst im Znnern. Ueber die Stclluna der
Partei zum ^

Frieden von Versailles

siild jn d.'r OLssei'tlichkeit viele Legenden im
' Tchwcn'ge. Zch rnöchte dazu mit allcr Deutlichkeu
i sistellen, datz un.-ere Stellung in diesser Frage
nieinals Lesschwankt hat. Jm vollen Bcwntztseln
nnsercr Veraiitworti'ng sür dis Zukvnft unsseres
Lo.ndes habe ich vor der en-tsscheidciiden Abstinl-
min.g dcm Rc-ch.kanzler Bauer mitgeteilt. datz die
21 SUmnen L.-x Deutschen Volt-:vartei gegcn den
Fri.dcn cd- >. '.cn werden würdcn.'(Beifall.) E.'-

d'ie Totengräber des Bismarckschen
Me.rkes -u sein, so wollen wir wonkgstens nicht
mitsschauseln (Stürm. Beifall). Wir hackten trotz
alledem

dns deutsche Kaisertum

als das SinnbilddeutscherEinhelt Mr
bie ssür unser Volk nach Deschichte unld Wesensart
geetgnete Staatssorm und konnten nicht
einer Vsrifassung zustimmen, die die Ropübkik für
alls Zeiten fostlegen will. Wir konnten cruch
die E rb ä r m l-i ch k o i t nicht mitmachen. dies al-
lenNeichsfarben h e r-un t e rr u ho leu unid
konnten nicht unssero Zustimmung zu der MValich-
kcit gLben, dio innere iAuslosung dös Reichos durlch
Vorschriften, die geradezu eii^i, Anrsiz Äaizu ln
jich schlietzen, zu fördcrn. (De-Hr richtig!) Soweit
wic die Möglichkeit hattcn, Haben wir allerdi-ns,
Schlimmes zu verhüten gcsucht.

Der Zahrestug der Ncvolution
rückt heran. Welche moralischenErrungen-
schasten hat die Reioolution bis tetzt auszuweb'
sei? Jch sshe bisher n>.ir Auslösung nnd vermiste

jcde aufbausnde Tendenr. Die staatliche Autoiität
ist so dahin, datz -die heutigen Machthaber sie selbst
zurückrufen möchten. Ordnung u-nd Untcrordiluns
si''d verssckMuiden, an d^c Stelle der Uebertreibun-
ge,n d-or, Repräsentation ist W ür d e l o s i g k e i t
dei ZMnner in der neuen Regierung getueten: Des-
hvUb ist die Sehnsucht nach dem cvlten Deutschlano
der Ovdnung, der Alutorität und der Sitte, d'.e
-durch di'S weiteste-n Kresto bis in die Sozialdemrx-
kratio hineingeht. keine parteipolitische Emvfirc-
dung, sonde'rn cin tnstinktmätzi-ges Ver-
langen. Solche Zeiten allgomeiner Auflösung,
ii denen man eine Bcrgangenheit zuvückrusen
i löchte, dsren Rückkehr un-möglich ist. sind de-r
Nahrboden sür oxtreme Richtungen.
Wir sshen sie ganz links unb ganz rechts. Drs
Menschen haben alle das Empfinden, datz ss so nicht
weiter gehen kann. Ueher dLm Deulschland, wle
es durch die Reoolution gewouden' ist, ist der Sta-2
ini ganzen deütschen Volk gebrochen. (Lobh. Zust.)
Dro Arbeiterschast stcht vor denr Zusammenbruch
inrer Jdoale und läuft nach links, weil sie nicht
klanbeir kann, datz der Soizialismus nach cinonl
Zahr Rcvolution so völlig abgswiltschaftet haben
kön>n1>e. Sie sl-aubt den Louten, dte ihr sagen, nicht
der Sozialismus sei schuld, ssondern die Mstnner,
Lie den Sozialismus verraten haben. Dahe'r d?e
verstärkte Zulauf ?u den Unabhänglgon und auch
zu don Kominui'.isten, die weiter wüblcn werden,
:>m don Tag horbeizuführen, an dem sie wie'drr
u.u dio Macht känlvscn werden. Diosse ko ninn
sschen Zdeen mit ihrer in viehisscher Brst'al'.tät auv-
mündenden Ausfü-hnin-g haben ihre Wurzel nichk
'n der deutschen Vc-lksseele. (Sehr richtig!) t-:Z
bandelt sich um volksfremdL Elemente und mit vol-
ler Uobsrzeusung und Einstimmigkeit bat dieJrak-
tion der Deutschea Volksvartei sich gegen die Ein-
wanderung dies-'r Elemente gewandt. (Beifall.)
Wir wollen. datz unser d'utsches Volk deutsch cr.
halten bleibe, datz es n i ch t zum Svielba. ll
wiüv für vervsrse, tbeoretische> Leiden-
schaften. bein'ats- und vaterlaiidslosev Eeselle'..
s^Stürm. Beifatt.)

Ein schwerer Mnt:r steht uns bavor. Noske
vat erkannt, datz der Eewalt nur mit Eewalt he-
gcgnet werdcn kann. Heute macht die Regier.ung
von dem Belagerunge-Zl'.stand den ausgedehntcsstti:
Gebrauch. sodatz man sich manchmal fragt. waru^
man nach berühmten Müslern dieson Bclagerungv-
zustand nicht gleich in der Verfosiung vü:>ankerk
hat. (Heiterkeit und sehr gut?) Besi Noike stellen
nnr >mit Genugtuung ssst. datz -es nicht der doktri-
näre Sozialdemokrat ijr, sondern datz ee aus d e m
vraktischeu Leben gelernt bat. Wenn '^r
vielfach zweideutig ersscheint, so ist das mohl ni:t
ieiirer Stcllung verbunden. Wir häbeil dis Cmu-
fiudung, als ob Noskes Volitik i,, steigendcm Matze
von Scheidemann durchtreuzt
wird, der verssucht, aus Furcht vor den Wahlcn eüne
Brücke zu den Unabhängigen zu sschlagen unid sich
linter dem Schla-gwort der Einigung des Prolc-la--
riats von der vraktischen Gegenwartsarbeit los-
löstn möchte. Weshalb sürchtet diL Sozialvr'
mokvatie einen Niedergang bej den Wah-
l e n? Die Partei hat wohl den Mut gehabt, aui
rlclen ELbieten Gsgenwartsarbeit zu tiEiben, aber
sie ist au.ch jetzt noch nicht berausgckoininön -aus ih-
rer unwahnbaftigen Politik, indem' sie immer noch
das Bekenntnis zum alten Doama hochbalt. obwolst
cs längsst widevlegt ist. Die Führer selbst baden
lnnssst erkannt, datz das Proaramm nicht.ausfüvr-
bar ist, und die Massen laufsn nun zu Haase, Coyn
und Ledeboür, bei denen, wLnigstens so lange lle
in d'er Ovvositwn stohen, Werte'und Dogma noch
zusanlmensallen.

Die Sozialdemokratie wird zugrunde gehen.
wenn fie nicht den/Mut hat, zu sagen. datz das
Dcgma vergangenen Zeiten ange-hört. und datz
'Äe veränderte Eegei'.wart auch ei-n verändertes
Progvamnl r-erlangt. (Sehr richtig.) Aber dieSo»
zialdemokratie kann sicki nicht vom Dogma besreisu,
w-eil sie Ang-ft hat, datz die links von ihr stehendtzn
Eruppen ihr di-o Äkasien dann wegne-hmeni könnteu.

Zusaminengebrochon sind also alle Jttusionon aus
Mitzenpolitischem Eebiet. üusamickenaebrochen ist
der !Sozial'ls.nus 'auf innerpol-i-trschem Gsbiet, und
c,r ltützt sich nur auf die Eewalt, dio er mit einei
Enischi-edenheit handhabt, wiö -man sie manchmar
im alten Systom gewünstht hätte. (Sehr richtig!)
Die Sozialds.nokratie hat auch anerkennen -müsieu.
>atz wir wirtschaftlich ohne dievrivate Jnt-
tiative nicht weiterkommön. Noske n>ar
es, der sagto, datz man dem

zwaiizigjiihrigeir Grotzmaul
nicht ' sugestelhen könnte, in die Beti tvbsfübruns
h'.ne-inzureden, tatsächltch! aber macht man Gossetze,
dio dem zwanzigjährigen- Grotzmaul diesse Möalich«
keit gsben. So klafft an allen Ecken und Endvn
-der Widersvruch zwisschen Worten und Taten. Der
Trägao diesses Widersvruchs ist Scheidemann, der
sich bei jejdLm Satz immer sragt. was wohl Haasse
dazu sagt. (Hcitorkeit.) Er wlrd' der Toten-
aräberssinerPartei werden. wenn es ibm
nicht gelingt, die Partei von divsser inneron Un.
ivabrbafti-akeit ru befreien. Es macht allerdknigo
dsn Etndruck, als ob er danach strebt. durch die
EMaung in mohr oder weniger versschlelerto» Fovm

die Dikiatur einer Paltei oder einer Klasie auf-
zurichten. Hier wäre -eine Zurückweisung durch
das gesamte Burgertum ohne Unierschied' dev Par.
tci am Platze. Trotz aller Unterschiede g'rbt es
doch so etwas wie bürgerliche Jdeale ge-
genii-ber sozialistischen Zdoalen. (Beifall.) Jch
wünsche dio Herstcllung e'iner Lürgsrlichen Mehr-
beit von Fall zu Fall zur Verhinderung der Aus-
lösung unserer wlrtscha'tlicheu Ordnung. Leider
hai gerckde in dresem Puüktei
keine Partei so versagt wie die Demokratie.
Bei ihrer Gründ-ung siiid ihr vier Millionen in
chrlicher Bsgeisteru-ng zugeströmt. sie hielten di-o
Dcmokratie für den Wall gegeN dio sozralistischö
Flut, sir gl-aubton, mit dem demokvatischen Stinnn'-
zettel eine sozralist-We Mehrheit in der Nationail^
versammlung zu verhülen Die Demokratische Pctk-
tei nannt^ sich mit Stolz die aussschlaggebende Par.
tci iin neuen Dcutsschland. Wir haben davon pecht
wa?lig gemerkt. Jm wesentlichen^war die Partol
las Beiwägelchon, .das vom grotzen ssozia--
listischen Auto mitsezogen wurde. (Hei-
tcrkeit.) Die Dsmokratische Partei ist im wesent-
l'cheil! aus der alten Fortschrittsvartoi entstandsn.
Was würde wohl Eugen R'r.btrr ssagen. wenn e»
hören könirte, datz seine Partck den 1. Mai mii ru-m
Ratlonalfe'.ertag gemacht hat? (Sebr sut!) Und
wle hat sich eln so überzeugtcir Fortschritt-lsv wte
Eeilera<kdivektor Heineken darüber ansgessvroche».
dai> die Demokratie mit d-crzu beigetragen hat. die
schmarz-weitz-rote Fah.le hsrunterzubvlcn. Zch
glaubs nicht, datz die Wählersschast des 19. Zanuar
Denrc.'kraten gewählt bat. damit sie d'is alte Fabn.e
nredcrholen sollen. Hunderttauss-ende, ja Mittioiren
weiden sich abwenden non diesem

nnwürdigen Nachlausen hinter der Sozial-
demokratie. ^

Und wiö wird vlötzlich die Nevublik durch die
Deinokratie verhckrrlicht, wahrend das Jdeal
der Fortschl'ittspaiitel doch die Monarchie -nach
englischem Muster war. Freblich. die Mon-archis
soll am 9. November zusammengeblochen ssein. Es
gibt keine grötzele Lüge, als datz am 9. Noveinber
das alte Svstem zusammeiig-rbrochen ist. Am 9.No«
rember sibd viclmehr die vom Prinzen Max in die
Wirklichkcit umgesetzten Zdeal'e derDemo-
k, atie zusammengsLrochen. (Sehr. cich«
tiü'.) W'ir sollten uns cndlich von der Schlagwort-
rclitik srei-machen. Zu d'iesen Schlagwortvn gehö-
ren dre „gegebenen Tatsachen" und der benühmie
..Bckdeii, aus den man sich stellt". Welche Tatsachen
siild denn gegcüen? Jeder Tag bringt neue Um-
wälzuilgen. Was uns r-cn dcr Demokl-al'le trennt
und trenncn wivd, das ist, datz sie die deutsche
Wesensart verkennt, da-tz sie hinneigt zu
ko s m o v o l i t'iss ch e n Zdeen, datz ihre Fühver
bi> heute aus dem Zussainmenbruch ibrer Jllusto-
ncn nichts gelernt -haben und datz auf dem letzterr
Pazis'üstenkoii.grctz deutsche Demokraten als
Ankläaer gogen Dsutsschland ausgetreteu
sin!d.' (Hört, Hört!) Auf einen Ausruf vvn! Ro-
wain Rollaild h'in sagte einec -dieser Rcdner, wlr
soliten einschsa.gen in die Hand, dis Jr-ankre'ch uns
verjöhnend entgegenstr-cckt. ab:r erst dann. wenn
wir durch innere llm-wandlung uns dicses HLn-V:
drucke's wert gezeigt hütten-. (Pfuiruse.) Auf dte-
sem Wege werden w'ir keine moralischen Eioberun-
gen in der Welt machen. Erst ein ersstarktes
Nutionalgesühl wird uns wiedcr Achtullg
verschasfen, und das Ausland ehrt viel^mehr d s
Matrosen von Soava Flow, dte m':t vsrurteilt wer-
dcn wollten, wenn ihr Admiral verurteilt würdc
(Stürimischer Beifall.) Dieser Ee-st trenntuns
-von der kosmopolitischen Ddmokratte. Mr siiüd
berert, auf den Bod'en einer Einigung des gessan,
ten deutschen Liberalismns zu treten. Das habcn
w'.r stot>s erklärt. Much bei den eissten Verhandlu,.-
gen, diS sur Gründung unserer Partei gc-fülirt h>-
ben. Wir sehen auch schon oine

weitgehende Einigung des Libernkismus
und zwar inilerhalb der deutschen AMlerichaft. Dre
deutscho Wählersckast strömt in eivein llmfailge ;u
l'.nss-erer Pauiei. ,vie wir es kaum gehosft habcn.
Eanze Vorstände ohemaliger demokraiischer Ve>-
cinc stotz.m zu uns, und im Nhölnland tveten aanzs
demokratische Vereine üher. (Beissall.) Die Mihier
h.-ben crkannt. wie falsch sie Levaten waren.

Das ZenLrum

bat den leirten MahTkamvf vielfach zusammen nnt
uns geführt Es zeigt die ganze Anpasiungsfä-Hus-
ieit dieser P^artei, datz sie sofort -nach den Wablen
nüt dem Schwergowhcht ihres Emflusies aus die an.»
^re Seitö überging. ^lber msbr und nrehr macht
sich auch üötm Zentrum eine Sche'ldung deri Geister
bemevkbar. Zwei K-ennzerchen darür sind gegv-
ben: einmal dis ssozialistische Denvagogie und daiim
die UnbestänÄiglkeit in Lebenssragen der de-u'dscheu
Zulku-M. Dr?r doutsche Katbolik billigt das nicht.
Zch häbe di-o Sozialdcnlokratie hart' angegriffcn,
m-utz ihr aber zugestehen. dcck sie in der Frags deq
V rbleibens der Eronzlande Let Doutschland sich

huudertmal national suverlässisor erwlc-
sen bat äls das Zentrum. Menn -tch nur E rrve
ger nenne, so glauibe ich, d.ck auch im Zeiitrum
!dic Zcchl der Miiiner wächst, Vte mit uns in scr-
,^m Mirkon ekns Gefcchr für das stbSN.
 
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