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Badische Post: Heidelberger Zeitung (gegr. 1858) u. Handelsblatt (61): Badische Post: Heidelberger Zeitung (gegr. 1858) u. Handelsblatt — 1919 (September bis Dezember)

DOI Kapitel:
Nr. 255-279 (1. November 1919 - 29. November 1919)
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https://doi.org/10.11588/diglit.3728#0370
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den, datz 1. keine Krlsis in der D. d. P. vor-
handen. und 2. Weitzmanns Äufsajiung unrich-
tig sei. Dcnn:

„Dcr Berichterstatter des Hausbaltsausschusseü,
der so-zialdom^ttatische LLg-eordnete Mavum, bat
ausdrüülich sestgostellt, d.rb der s a n z c Land -
tas dic Notlage der Bcamten ancrkennt. Das
gilt seldstverstä'nldlich auch iür die erwähnten Ab-
lwordnctcn der Doutschen Dc-mokratischen Partcj.
Trc letrteren lvaren nur der Moinumg, datz angc-
suhts der schr crnlsten Finan,lage die B-williguna
von 3:> Millioncn Mark sum Zweckc der (ücwälp
runa ciuer BvchanungsLulclge nicht verantwortet
u-erdcn konue. Das war der einzige Grund für
il,rc dissentierende H>altung. Jm übrigvn bbci-
ben sie selbstverständlich uach wie nor Mitglieder
dcr Partei." ' -

Db das so sclbstverständlich bleibt, wird sich
zcigen. Beachtlich ist, dah Weißmanns Forde-
rung nach Trennung der Geister ke.ine Entgeg-
nung findet. Viclleicht ist das auch aar nicht
nötig, denn daß dic Trennung einmal kommt,
darüber wcrden sich wohl die Demokralen sel-
ber im Klaren sein. Daß allerdings die alten
Nariönalliberalen eingerechnet, wie Weißmrknn
mcint, zu den Deutschnationalen hinüberwech-
scln, ist nicht airzunehmen. Wohl aber, das; die
waschechten Demokraten, wieder nach Weitz-
mann, „sozial" (warum sagt er denn nichr
gleich „Sozialdemokraten") werden müssen.
Zu neun Zehnteln sind sie es ja schon!

Aus dem Untersuchuugs-
ausschutz

Berlin, 6. Oktober.

Auf seine Anfraae über die schwierigen Der-
kehrsverbällitisse swischen Washington und Berlin
antwortete

Graf Bcrnstsrff: Unser einziaes Kabel war »er-
stort woü)en. Siiintticke Schiffe mußren in Ena-
land anlausien. so blieb uns ,uur der dvaWöse
Weg. Die amerikanische Negierung nahm die
drahtlosc Station selbst in Berwaltung und ver-
langte. daß sie von allcn Telearannncn Kenntnis
erhielt. Mr durften chiffr.'ersn. muhten aber die
Thiffre bei der amerikanischen Regi'eruna deponre-
ren. Diese kannte also den Inhalt unserer De-
peschen. der allerdinas der En'tente verheimlicht
wurde. Ob es wirklich der Fall war. kann ich im.-
tiirlich nicht beschwören. Es bestand die Absicht,
den stkigen llnterstaatssekretär Albert auf dem
llnterstzedoot ..Deutschland" nach Berlin -u
schicken. Drese Reise sche-iterte aber <in dem Ein-
spruch rdes Kapitäns Köniq. Ich selbst konnte na- -
türlich nicht wea. d.e Entenbe würde mich nicht
durchgelassen habcn. Die amerikanische Reaieruna
hat den Verhältnissen in aewissem Sinne Rech-
numa aetraaen. indem sie Eerard nach Amcrika
berief.

Eerard e-rklärtc. daß seine Nea'ierung die Neu-
tralität nach aufien hin wahren müsse. Es könne
von der Entente nicht unbemerkt blciben. ro-enn
wiir zu häufia von dem amerikanfschen Kabel Ee-
brauch macht-en Infolaedessen waren wir verpflich-
tet. unsere Korrcspondenz mit dein Botschafter
möalichst M beschränken. Der funkentelearaphische
Verkehr war für aeheiime Nachrichten durchaus un-
aeeianet. Wir hatten das Mihtraucn. daß un-
serü-'chrffrierten Depeschen

sofort der Ententc bekannt
aeAeben wurden. Ein anderer. umständlicher Wea
über verschiedene neutvale Stachionen kannte nur
im äühersten Falle benutzt werden. Wir waren
der Anstcht. dast der Standpunkt der amerikani-
schen Reaieruna failsch sei. Diese glaubte. sre
könne nach der Haaaer Konfereni; nicht anders
handeln. Später ersiuhr 'ich. das? die Enaländer
unsere sämtlichen Telrarammx dechifsriert haben.

Dr. Hoehsch: Don Derrat oder Leichtfertiakeit
ist also keino Nede?

Eraf Bernstorfs: Ich alaubr nicht an Verrat
oder Fahrlässiakeit.

Theater und MusÜi

Aeidelberger Stadttheater

„Briiderlein fein>" —

„Die Cchwäherin von Saragossa"

Endlich wieder Öffcnbach! Den Dag habe ich
rot rm Ka'bender angestrichen. an doin man stch
einmail röieder die Ohren rnit Mustk ausspülen
konnte. Fall hat siich mit seiner rchanta,sti.sch-senti-
!menta5en tleinen EelegcnI^itÄkompasition vor den
König der.Opciistte gestellt mnd stch dabei recht
winzig ausgenoNMen. Von Haius nus ist !das
SiirÄpielchrn ja gar nicht so übo'-, die AM-ührung
trug die Hauptschald, rr,?nn es stch so verblastt
ausucchm. Das düNn Metzte Orchester llanv wie
eine groste Euitarre, die vcrschlcpptl.'n Zicsitinastc
töteten die Wirllungi. und dann verlangt die
Sachs eb-n dreS Mihende Singstinlmien. Herr
Schommer war als Drechsler ia sewist recht
nett, Qb-'ir M MNLl.'mdlich nnd nickjit encraiisch ge-
nug in den Konliuren, Frl. Wolfert. die stch im
„Hannerl" so öntzückend eingcführt h.it.
glmidte nilan die Matvone nicht, 'anch nicht recht
den Hrrzenston. Und dann ist ihre Stimme bsi
hülbscher Höhe in der Mittellaee gianL uniaiussob'.l
det. Dvs .„Fugend" mus; von einom sonorlen, po.'ti-
sthon Organ getragen sein. — da tut es ein Som-
bvÄitensoprcrn nicht. Schlade um dcis nette Neine
§rl. H eck. Steckt offenbar vvll Talent. ist nrust-
kcvliich, hat bis M der ziomlich scharfen Höhe v.c-
wendbares Material und wird durch das unab-
lästig.. Treinolicren unmövlich.

Nnd nnn die ..Schwästerin" OffenLachs, diese
Perle von bc,trickender Spic-lop^r. Ein Takt, —
und Lgs Eenie spricht. Tald lMndcrt Aahre ist
di<o Mustk <r't und noch unverwelkt frisch Nach
emom klassischen spcrnischen Lustlspiel ist eine je-
ner harinlos-hoiteren Hnndlunscn. mtt etwas aro-
. teskein AufMtz Mcvmmengetvagen. wic der frühe
OW'nÄ.ich und-eine geschmackvollere Zeit stc Nob-
ten. Dazu hat ./der Mozart der Lhamps Elysees"
eine klassijche köstlichc Mustk geschricbcn. dio bald
von Mdzart, balld oon Nsstini sein konnte, und im-
mcr echter eisenster Offen-bach ist. Dai prickelt es
von Nhychmus, sprüht von Humor. flutet in süsten
MllodiM. Anmutsvoll oder chanipagncrfroh aus-
gelasten klingt Alles, ob e§ einen spanischen Bo-
lero ailt. od.'r zwei kvmische Würdenträger mit der

Vernehmung des Admirals Koch

Vo.sistendcr Warmuth: Vorbehaltlich der Ver-
lesung von Niederschriften des Herrn von Holtzen-
dorff bilte ich Sie. M boantworten: l. Was be-
stimmte dieses Drängen nach deni riicksichtslo-
sen U-Bootkr!ea. welchc Eesamtlage also schien
dies erforderUck, nu machen. 2. Was rechtfertigtc
die Z u vers i ck t in^die Leistungien des rücksichts-
losen U-Bootskrieges. 3. Was war die Ursache,
dast dieser mit Sicherheit angenommene Erfolg
ansblieb. Schliestlich wird noch die Unterfrage
gcstellt wcrden: Wie war technisch die Möglich-
keit gegeben. den einmal ins Leben gesestten rück-
sichtslosen U-Bootlriea wiederrückgangig m ma-
chen.

Admirar Koch: Der U-Bootkrieg war das Ge-
genmittel gegen die englische Hunger-
blokade. Zum crstenmal war durch das U-Voot
die Möglichleit qegeben. ohne Vcsitz der Seehcrr-
schoft die Art an die englische Seeherrschaft -u le-
gen. Eine Aussicht auf eine günstige Entscheidung
ini Landkrieg war kaum noch vorhanden. Uns
blieb nur die Wa!,l Lwischon -wei Uebeln. von de-
'ncn das eine der sichere Untergang war.

Auf eine Frnge des Vorsistenden. ob auch die
Oberste Heeresleituna darüber orlentiert war. dast
,die Wilsonsche Friedensaktion von Dsutschland an
geregt war. und ob sie danernd auf deni laufenden
gehalten wurde. vcrwies Hcrr von Vethmann Holl-
weg auf den Inhslt der AkLen.

Vorsihender Wnrmuth: Aus dem Ecdächtnis
können Exzellenz eine Antuwrt «uif diese Frage
nicht aebsn?

v. Brthmann Hollweg: Die Ausführungen des
, Vorsikenden L.wingen mich.

meine gruirdsiikliHe Auffastung
von meiner Stellung deni Ansschust klar Ln legen.
Fch bin als A u s k u n s t s pe r s o n geladen und
werde unter Zougeneid vcrnvmmen. Einstweilen
stehe ich noch nicht als 8lngcklagter hier.
und ich lege den gröstten Wcrt darauf. dast diese
scharfe Untewscheidung gcmacht wird. Wir stehcn
hier in einem ergentümlichen Verfah-
ren. Es werden bier mit melnom beeidigten
Ze-ngnis Tatbestände feftgestellt. aufgrund deren ich
vielleicht demnächst vor dem Stnatsgerich'ts-
hofalsAngeklngter erschcincn must. Das ist
juvistisch erne «ugelrcuerliche Auffassuug. Selbst-
verständlich wird nirch diese.Sachlage nicht davon
abhalten. hier bci mcincn vcreidigten Aussaqen
di,e Wahrheit M sagen. Nach m.einer Stellung
als frühcrer Reichstancker kann von mir nicht ver-
langt werden. dast ich übei die Eimelheiten der
Ausführung von Direttiven. die ick, angegebcn
habe. hier Auskunft gebe. Dazu hatte ich meine
Mitarbeiter. Wenn nach Ansicht des Ansschustes
noch Unklarheiten vorlieaen sollten. so bitte ich uin
besüimmt formuliertc Fragen.

Hieran knüpfte iich cii c längero Erorterung.
ob von der Obersten Heeresleitung dem Kaiser in der
kritischen Zeit Lwischcn dem 2li. Dczember und dem
9. Ianuar die wichtigsten Telegramme des Gvason
Bernstorfs. dast Wilsön um vcrtraulichc Mit-
teiluug dcr Friedcnsbrdiiigimgen bit'-e. mitqeteilt
worden sind. Dann cntspinnt sich eine Kontro-
vcrse .iwischen David und Zimmermann über den
U-Vootkrieg gegen bemaffnete Handelsschiffe.

Damit ist dicsc Angelegenheit erledigt. Es
wurde dcr Stgatssekretär a. D.

' Helfserich vereidigt.

Abg. Dr. Simh'imcr: I.n den Atten sind Fest-
stellungen des Kainlcrs von Bethmann Hollwcg
vorhanden. wonacki im Mär.i 1916 rund 38 Boote
zur Verfügung stcnchen. im Mai etwa 150. Dicse
Zahl hat Herr v. Vethmann Hollweg sich aufgrund
von Ausliicksten selbst noticrt. Es darf angenom-
men roerdrn. dast etwa 120 U-Boote im Februar
zur VerMung st.andcn. Das Hauptargument des
Kanzlers. den U-Bootkricg im März nicht zu be-
ginnrn. war dic gcringe Zah! der U-Boote. War
die Aufstelluna dcr Ntarinc. die an das Auswärtige
Amt ging. richtig oder nicht?

Dr. Hclfserikht: Dic Augaben über die Zahl der
U-Boote haben sich teilwcise widerfprochen.

v. Capelle: Eine gennue Angab? Lber die Zahl
der uns zur Verfügung stehendsn U-Doote ist für
alle diejenigen. die nicht mitten jdrin stehen, auster-
ordeirtltch schwierig. Wir hntten bis M 10 Tiefen
grösiere. mittlere und kleinere U-Voote. dann
solchs. die sür dcn Torpedokrieg ausgerüstet warcn
und solchs, die fiir dcn Minenkri-eg bestinimt wa-
ren. Don diesen U-Vooten war ein Teil im Van.

drolligsten Marioucttemnusik begleitet werden, den
Noapolitanern um die Wette ein Mrndölinen-
licds Lost oder unter süst.stcm Waizerlocken ein
architcktonisch tadeloscs Final^ ausgebaut wird.
Wie sind die >Fndividuen. — die Schwätzerin vor-
an, — mit wrnigen Takten charcMeriWrt!

Tin fcvst wneingeschränktcs Bravo! der liebe-
vollen Aus'führuiig unter Nadio. dem es die
Partitur ofsenbar anaetan hattc. Das Orchefter
spielte vornehm und lustspielmästia. lpicht (nur
würde ich es doch stärker besesten!) Mit Fleitz
und Ehchiuiack hatte man aiws der Vühn^ etwas
sast Fertigcs in sohr anmutisen st;enischen Bildern
herausgvbracht. Die grotzen Eesmntsätze des Cho-
rcs 'lästcu tres>fl'lch. Unter den Sclistcn hat Frl.
Monti als Schivätzerin das W'rtvollste gesihas-
sen. Müsikalisth auf dsr schönen Höhe. die sie sich
sür dies Spieljahr anM.'gt, bchast sie das Ta'lent
u'irkuch fein-koinisch M ch.irakterisieren, etwas be-
Mingnid Mahrcs und Packendes auf die Vsine zu
stcllen. Zhr Bändiger, der Aüalador, war Lei
Herrn Schetters auch g-ut .aufMhoboii. bei fa-
niois.r Figur. An äufen zu flottem SpieH wcnn
mich iroch nicht fertig und sichs.'r. Seinem weichcn,
an-genehmcn Tcnor lauschte man mtt Vergnügen
bis auf die Stclben. da die Höh^ vrrsagie und wo
er („MäiLenHerz-Lied"!) zn tief intonierte. Für
dic Jnes -wünscht man eine recht junge, silberhelle
St'iinme. Frl. v. Sesmont war zu reif für die
Roll'. Die Stimme anfmigs nlcht willfäh-'ig,
wurde später sicher und mmstkalisch im Ecsang ge-
führt. Fn jcder Be-iehung so rocht opernmästis
lüchtis stellte Patten seinen Sarmiento, und
köstlich. mit waschcchter Komik, wustten Mayer-
W ä l'd e und Schommer ihre WürdenträMr zu
stompeln.

Ln Bcrlin, wo sich erfreulichcrweife der Ee-
schmack aus d?in Sumpf dcr ..Polnifch.n Wirt-
schaift" merklich zu heben scheint. hat die flltze
Sätwätzerin einun Bombenerfolg. Was wird sie in
Heidelberg zu erwarten haben? Den^ «Mufrkali-
schcn". denen sie etwas sein kömite. ist das Thc-
ater Hek>ubcr» dem ..blühcnden-Lindeii-Publikum"
wird der Kaviar fürs Bolk würzelos schmccken.
Uebrigens würde ich das „Brüderlein" als Vor-
speise sail-cn lassen und an dV Stelle einen Of-
fenbachschen Einnkter setzen (Kortunio, Verlobung
bei der Laterna, Dorothea, «Lieschcn und Fritz-
chcn" ufw.) Dr. S-

in der Abnabme uud für andere das Personal
aufgestellt. Ein Teil war auf die U-Boot-Stütz-
punkte. etn anderer auf Fernunternehmungen. auf
Station. auf der Rückr.eise. in Neparatur. Bei der
Angabe dor U-BootLal>len kann sich der Laie
eigentlich garnichts denken und dersenige. der die
Angaben macht. witzd metst felber fo konfus da-
bei. dast er es selber nicht versteht. (Hetterkeit.)

Admiral Koch: Es wurdon Berechnungen über
das voraussichtliche Monatsergebnis angcstellt u.
man kam zu einer Verfenkungszisfer von 600 000
Tonnen.

Es entspinnt sich danm eine Auseinanderfetzung
über die Sachverständiaen des Reichsmarineamtes.
Dr. Sinzheiiner weift darauf hin. dast England
keine Brotrationierung gehabt habe. fodast die
Wirttmg des U-Bootkrieges nie elementar gewefen
sein könnte.

Dr. Helfferich: In Englaud bcstand eine Brot-
rationierung. aber keine Brotkarte. Ie uach den
vorhandenen Veständen wurde die Berteilung vor-
genommen.

Abg. Schücking: War es nicht notorisch. dast dio
Transporte durcb den Kanal trotz des uneinge-
fchränkten U-Vootkrieges völlig ungehemmt weitcr
ginaen?

Airmiral Koch: Völlig ungchemmt nicht .nur an
der engsten Stelle. Auf kleinen Dampfern wurde
dort während dcr Nacht standig Mnnition hcr
übergeschafft.

Dr. Sknzheimer: Wic kommt es. dcrst die
grosten, amerikanischen Truppent ancporte
n'cht verhindert

würdcn?

Admiral Koch: Iedcs U-Boot hcrtte stzinen Be-
, z'wk und mustto alles nehmen. was kam. ob es nun
gerade Tnansvorter waren oder nicht.

Dr. Sinzheimer: Hier liegt aber ein springender
Punkt. Capelle batte gesagt. amerikanische Trup
pentransportdampfer Lvauchten wir nicht zu fürch-
ten. sio wänen willkominene Veute für die U
Boote.

Im Laufe der weiteren Verhandlungon erklärte
v. Capelle. von der Serkriegsleituna ware im
mer die Ansicht nertre^en worden. dast der rück
.sichtslofe U-Bootkriea innerhalb fiinf odci- frchs
Monatcn eine Bcendigunq des Krieges herbeifüh
ren würde. Nur auf diese begvenzte Zeitdauer
bezog sich moine Aeusterung über Am-erika. nicht
darauf. was Amerika in anderthalb oder zwei
Iahren leisten kann. Auf die beqrenzte Dauer
haben sich meine bamaliaen Ausführungen nicht
als unrrchtig crwicscn. Was nun die Derfcnlrma
der Transporlschifse anbetrifft. fo soll ich gcsagt
haben. dast kein Schiff hsrüber kommen wiirdc. Das
ist nicht richtia. Weshalb der Erfolq nicht einqe-
treten ist. kann nur von der Ssekriegsleitung ge--
sagt werden.

. Darcriif wird die Fortfetzung der Vernehmung
aüf Freitag vormittaa halb 11 Uhr vertagt.

Die neuen EnleutefLrafLN

zeigvn sich in .ihrer go.nsen Moriö. wenn man. d'.e
fa'renischeini'gen.Eriinb näher prüft.

Zunächst der BorwU'nf wcgcn Nichtabliefernn-g dcr
Lokomotioen und Waggons! Wi'tr waren
rccpslichtct, 5000 Lokcii'" t'iv-en und 150 000 Mag-
gcN'2 <rbsuliefcrin>. Wir hc-iben 10 000 Lokomotiiom
Ui»d 270 000 Waggons 'ver Entente sur Auswahl
gcstcjllt, und wenn ietzt 42 Lokonvotiven und 4460
Wcilggons — dcr Eosaimtincii'.ge geg-enüber eine lä-
cherlich S'iringe Zahl — uicht wbgiclioftzrl find, >so ist
das vor allem rruf d'.e schikanöse 3llötl>ode zu-
rückäuführen, mit der dte gesncrisch.n Koytmifsio-
nen das ihnen ;ur V.i'stigung'gcstöllte Ä.l'ctterml
übewrüsten. Svlbst Srnüngs und B?schM>-giing'en
rn der Belackung wuvTn Erlind g-enng, um Mjifchi-
nen abzuweisln.! Frnnki'ci'ch insbesondore must
daran erinnerü'rdcrd^i, d-ast. es sich im Elsatz
12 000 Waggo n s mohr an ge-ei guet hat, als
ihm Lustand tmd dcrst die Nückl-esernng'dickses wider-
rechtlich erhaltcncn Mt.ttrrials übe.>cms langsam
vor sich gcht.

Dann dic la nL w i r t s ch a ft l c^ch e n M as ch i-
nen! Wir hrvbAr die Verpslichtung zpx Liefcrung
diescr Miaschinsn erst im laufenden Jahre
illberiw'Minieii und unscve Fatbr'Äen konntcn, da
diurchiocs neues Mclerial gctlrcsert wcrd ni! mustte,
die m lei/stcnde Aub.'ct unmöglich bis jetzt be-
wältigen.

Das tollste atber sind die Sü li n e f ord e run -
genfür ScapaFlow? Sie machcn nämfich don
Wicderaufban der Handelsslotte unmöglich. Di«
Musliefernng von 400 000 T. Schwinimd.cks, Krälh-
ncn, Schlcppcrn usw. müvde einen dentschen Sch'st' .
bau aiuf atbscttbare Zeit unmöglich machr-ni, ja staiar
k-n'N Verkehr fromder HMdelsschifss in dcn dcutsch.n
Häfcjn imlerbinltieii. da ein Dock n di-estr Schiffo
nicht mehr n.ögl'cch wäre. Die giesordcrtc Abliese-
rung unstrcc fünf besten KroiDoc von stch; im arn-
^cn' hätte zur Folge,'dast wcr dic unc. im Fri>T>ens-
vcrtvag aiufcrlcgte Pslicht, die Küsteiigcw-ässtr su
stchern, nicht -ersüllcn könn.en.

' Also Ervrcsirmg und Vcrgowaltig.ung: das allcs,
c^bwoHl wir cvm 28. Fmii sthon dcn Frl-edens -
vertrag unterschriebcn haben! Dre bru-
tale De.meinheit der L.il^nt-'. ober auch umscre
Not, unlstre aLstlute Hcttlosigkeit, in die wir dank
der glorreichcn Re:)0l'iti.)n gAangt sii'd, schrc.ru
zmn HimmÄ! Wann- wcrdcn wir Eihörung f-indcu?

Neue'Vejchlüsse in Paris

Zürich, 6. Nov. Aus Paris wird gemebdct: D:r
Oiberske Rat hat sich «m Donncrstag unt-r Pichsn
verscrimnett und folgcnde Beschlüsse gefastt:

1. Das Ee balt der intcralliimten Abgoordneten
znr Beauffichtvgung der Abrüstung Deutschlands ist
vo» Dsutschland zu zahlen.

2. Di>e Noton, die vor klnterzcichnnng dvs Frie>-
dei'svertrages von St. E^rmain swüschLN der öster-
reichischen Abordnung und dem Obcvstcn Nat aus
getauscht wordcm find, sind zu veröffentlichün.

33. Die Cewaltmastregeln gegen die De-ut-
schen wegen NichtcvusführM« der Bcftiimmnngen
ülber die RZunnmg des Balttknms habon köine
4:ückwirkcnde Kraft.

DeuLsches Neich

Elsatz-LothriNKen

Die deutsch-stanzösische Konserenz »n Karlsruhe

Karlvruhc, 6. Nov. Eestern vormittag ist liier
eine französtsche ALordnung eingetrosfen.
stndttm Lanfe des Tages aus Vcrlin Vertretei
der Reichsregiernng und der Neferent des Auswiir
tigen Amtes cmaekommen. nm mit den sranrm,!'
schen Abgesandten 5tn Berhandlungen zu treten be
züglich der Vehandluna des Eigentums dcr ver
triebenen Elsatz-Lothringer. Namenttich wivd
Frage der Fretgabe dor Möbel.
solche noll» vorhanden sind, gegen eine durch da^
Neich den Framosen zu leistende Entschädi-
gung zur Spvgche kommen.

Heimkehr internierter Elsatz Lothrinmr Ein
vom Eeneralkominisiar Millerand »crösfentlichter
Erlatz erlaubt den in Frankreich aus pokitsichen
^ünd'-n tnterniarten Elsatz-Lothringern die
Ruckkehr nach.ihren elsassischen oder lothrinai
schen Heimatsorten. obgleich sie ursprünglich bi^.
nach den Wahlen dort interniert bloibcn follten
Auch dcr frühere Abaeovdnete und Landtaasvrösn
dent Dr. Ricklin. der im Brückvnkopf von Kebl
-tttterniert war. erhrelt di-e Erlaubnis znr Rücrtetiv
in seine Heimat. '

Keine Kohlendiktatur Groener

Nach erner MLnchener Meldung der ..Franif.
Zeitung" erhoben bei der Kohlenkonferenz der süd'
deulschen M'mister. als Eeneral Eroenör znni
Roichsdiktator für die Kohlcnversorgung vorae-
schlagen rvurde. sofort verschiedvn« Stellen Beden-
ken. so datz von weiteren Erörterungen
Abstand genommen wur.de.

* Ausschlutz des Prof. Eltzbacher ans der Deutfch-
nat-onalen Volkspartei. Div Deutschnationale
Dolkspartei hat. wie die Akc-Korrespoichenz n.
fähtt. auf Vefchlutz drs Landesverbandes Teltow
Beskow-Storkow-Chartottenburg Prostsior Eltz
bacher. Erunewald. Fontanestratze 8. aus der Par-
tei ausgeschlossen. — Warum:?

^ * Die Volkszählung in Bayern ergab als Be-
üolkcrungszahl 7 047Z78. Für München ergab
sich eine Bcvölkerungsziffer von 621920.

* Das drutfche Anslandsttgcntum ini Frir-
densvcrtrage. Die Bestimmui'sen des Friedens-
pcrtrases in ihrer Rückwirkung auf das deutschr
Eigentum im Auslande und in deu aibgetretenen
Eabieten nnd a>uf die mit ferndlichen Stcvcttsanse-
hörigen geschlosienen Verträge. Ctn Abdruck der
einschlägiV:>n Ärtikel di-'s Friedens.vcrtr-ag'es mit
Erläuterungen,von Dr. Ernst Decke. sit bm Ver-
lag von Mllh. Eottl. Korn in Breslau er-
schi>cnen. (Preis 4 Mk. einsch'ietzlich Teuerungvzu-
!ml>ng)). — Dtt Schrift enthält diejenigen Be-
stimm'.ingen des Frsiidensvertrag.'s. die d>cn Ee-
schäftsmann,, der im Auslande Besitz oder Ver-
bindlichkeiten hat. unmittelbar angehen, während
die Paramäphen, die nur das.Drutsche Neich als
solcbes verpfttchten nnd mtevMrv.'n. .fortselasscn
find. Zu-m besieren Verständnis der Fvcrgen des'
dcutschrn Eigcntums im Auslande und in den ab-
getrelcnen Eebieten sowie der des Wechfels Ler
StaatsangehLrigk.lt bei EebiejsabtretuiMn tra-
aeii Mch beionders die knapp -gefatzten aber Ngrcn
Er'.äuterungcn des Verfasiers bei.

Aus Baden

Sinshcim a. E., 6. Nov. In Hoffenheim
wuvde. ein für ecii-e SänchnhandluNK rn Heidcl -
berg' bOimmter Magen mit 6 Zentn^rn'Eetreide
ibe'schlcigüa'hmt.

Karlsruhc, 6. Roo. -Sctt gestern abcvd vcrkehren
auf där Strcckc 1 (Dirrlach—RHcinfeldcN) die Wa-
sen d^r ÄLktrsich'n Stratzenbcrbni wieider.

Nastatt, 6 .Nov. Die B>e l oh n u n g für dieEr-
grcifung des Mörders dcs -am 26. Avgnst crschossc-
ncu Forstwarts Iosef Wolf aus Oberndärf wurde
a«7 :ü>00 5N. erhöht. ^

Psorzheim» 6. Noo. Die organifiertc Arb iter-
schast in der jSchmuckwarenindüstrre bat
neuij Lohnforde-rungcu gestellt. Mjan ver-
langt Äi>c Evhöhung Lcr Stundcnlöhne um 60 Pfg.

Ladcrrburg a. N., 6. Nco. Fränlein ElHaibethe
Tripvmacher bat sich mit der Bitte an dsn
Neichspräsid nten Ebert gewandt, sür Zuweisnng
von.Sä u g l i n gs w ä s ch e an dre armen Miitter
in den lchndlichcn Bczirkcn Badens zu !0rsc>n. Dar-
aus'.iin liost die Deutsche Wohlsahrts -
stell-e Derlin dom Dcidischen Landcsausschntz sür
Säuglmüs- und Kleinkindcrsüüsmge c'me Scnduna
Sänslingswäsche und Kleink'mderklcld r rugehni,
dic Ouäkcr Aimcrikas als Licbesgabe für 'be-
diirstige d.'ittiche Mitter gcstitt^t hcvlen.

Freisturg, 6. Nov. Die Nneestellten der ALE-,
d:r Siemens Schuckcrt-Asttke und der hilOgcn Fl-
lia'e oon Bromn. Boveri und Co. sind tn dcn
Ausstand gctrct.n. nnchdem dle seit Moniten
dcvncrnden Verhandlunaen Misck-en Lcn Angcstell-
ten und den L> Mftsleitungen wcaen ALsch'Uö
eines Tarifvertrages nicht zu einem Ersebms oc-
füh>rt 'hcttten.

Konstanz. 5. Nov. Die Telephonver.
Lindung zwischen Kreuzlingen und Konhanz
imd somit zwisä-cn der Schweiz und Vaocn
hätte schon am 1. Noo. erössnet werden sollen. A-.
d'.-r ThurMucr Dv.kssr. berichtct. waren asic

Müsse <vus diestn Zeitpunkt eingeriättct. es Mr

albcr noch die Zustnnmnng der zmtandis^n
schcn Reichsstelle. die sich mnchemenv^ über on
Festjetzlmg der Taxen für Auslandsgc,prach- >'E
nicht tlar ist.

'Singen. 4. Nov. Bei Dörflingen wurdc a>n
Schmuggler a n g c s ch o ss e n. Auf dem
Trausvort in das Schatthanser' KrankendcM
st a r h er. ,

Ueberlingen. 6. Nov. Allem Anschei" naa
durch Brnndstittlmg brach -am Samstng abenw, «u>
dein Nenngelshaustr Hof des Rittmeist'ers a.D-.4^-
Ochler Fouer aus. Die G.Läiuve ^rntt
Erntc. grotzen Holzvorräten und ven Fahrmil
brannten nieder. Der Schaden belräüt meyr
100 000 Mnrk. Dem Verwaltcr stllen
i(X)0 Mrrrk in Bargeld verbrnnnt stiu. Waittiab'
lich liegt ein Rncheakt vor.
 
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