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Badische Post: Heidelberger Zeitung (gegr. 1858) u. Handelsblatt (61): Badische Post: Heidelberger Zeitung (gegr. 1858) u. Handelsblatt — 1919 (September bis Dezember)

DOI Kapitel:
Nr. 255-279 (1. November 1919 - 29. November 1919)
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https://doi.org/10.11588/diglit.3728#0460
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Ucbcrtinxcir, 23. Nov. Die Wicdcrlicritcllimgs-
arb.iten am Miinstcr schr'-'itcn riistiL vorwnrts.
^nsolgc der dllrchgreifcndcn Entwasserunks- aliid
Isolierungsarbeiten Lonn das sterrlichc Lauwerk
crls durchaus gesichcrt nngesehen rverden. Der
grösjte Teil der Säulen dcs Lstittelschiffes hatte
durch die Fsuchtigkeit von untcn und den starken
Druck von odcn erhcblich. oclitten. Die Sä>ulcn
niüssen durch neue trWfähige erscht rverhen.

* Dic Lage dcs ArbeitLmarktes. Der Einslus;
der Kohlenno 1 auf die Laae des Arbeitsmarl-
tes hat sich auch in dcr letrten Woche sehr bemerk-
bar aemacht. Viele Industrilezweiac. insbesontzere
die Textilindustrie OLerbadons. wurde in ihrcr Be-
tätiauna stark beeinträchtiat. Bis jetrt konnte dle
Notlaa-' noch auf Arbeitszeitverkürzuna be-
schränkt blciben. Doch stcht zu besürchten. dasr bci
noch länaerer Dauer des Kohlenmanaels in sast
samtlichen Industrien Stillemmaen voraenommen
werden müssen. _ _

Aus Stadt und Umgebung

Die Not dcr Auslandsdcutschcn

6!m 17. Nov'mbcr ve.rsmimrclten sich ^>ie Mitglie-
ber dc-s Bundes der Auo landsdeutschen.
Ortsgruvve Hckidelbcrg, ru einer Aus-
svrach: üb^c dic im l -tzten M^iat er-ielten Fort-
schritto. Es wuisks ein we'-ierer Zuwachs von 40
M tg-licdern icstgestellt. - Die nunnr 'hr in Muh üL-
ratcue E n 1 schädigun gss rage hat Viele ver-
anla.kt, d<T- Ottsgruiove bolzufreten. Voim Vor-
sitzendcn wurde mit Dcdaliern bervorgehoben, datz
chne Versöserung in der EntschädiLUNüsaktion
diuch die Lrrichtung dcs MedcrcrufbawMnist«-
riuins eingetvoten sei. Die Pekann-tgüibc der Rücht-
linien sur das Dorentschädioungsoorsahren <rlitt
dcLurch eine> Aufchuib und vs wurde nur sovt<il >be-
kawnt, dah sre in einer iür die AuslandedeutHche
wohlrvollendev M<se alusgoarbc'lket selen. Zn Mp
lösung der heute bestohenden Diarlehenskassen wur-
de einem von dcr Msannshcii'mer Ortsgruvvo ge-
nvachten Vorischlag zur Errichtung einer Eenos-
senschastskasse sugcstimmt. Ms -ur üäns-
lichcn Erlodrgung Ler EnEschäLigungs-altion dürsso
noch viel Zsit vergehen nd so Mlcmcho noch eine
LwltallrLsliAe Unterstützung nötig haben'.

Lebhast bcLmKl't^riu.rd«', dah os den AuslianLs-
deutschen so sohr schwer gemacht wird, sich auch
mir eimg^rmatzen wieder meirchcirwürL-is eintzu-
richben unid mit Wäschs« und K'lc'iLern zu eclchwinL-
lichen Preisem zu verstchcn. D-'r karso Derdienst
raicht eben kauni rur Bestreitung d lx lausenLen
Nusgaben b'm, sür Ausck.ussmigrn bleiLt kern E<D>
übrig. Dem Dorsttzcrden wi^d stct's nur das Bei-
sviel dc-r bcrtkräftigen Unte:stützungsaktlon des
HUfs-bundes ker Els<rL Lothringcr vor Augen ge-
sührt, Ler namentlich hier in He.dollbc'ljg eine grcH-
eügige ArLeil lcistet. Wir find rum gröhtcn Tcil
auch badischci Landcdiinder, haben unserc Eristcnr,
unscre ganzc Habe vcrloren, und mik u<er m
Guthaihen umd Hlabseligike'.tcn im AuslanL bnahlt
das Rcich e'men Teil Lcr Kricgsschulden an d'e
Enicnse, wir abcr müssen LrLtoln bri allen mö§-
lichen Znstiantzen, können uns nicht selLst hels-cn,
scnkern nuissen vonl -ZulanLLeutsch'n, die unscra
Lase ear nicht so kennen wic wiu sclbst, uns bemut-
tern lassen. Gelder werdcn hier gosammelt, dlo
Lannj nach Vrrlin abgeführt wrcdcü, dle durch alle
möglichen Kanäle erst wiedcr> zurückerbattclt wer-
Le,r müssen, um dann besEers rühriscn Bett-
stellern suLusallen. Frau<n unl> iK-nL<r habcn ke'i-
ne Mäsche, kc'me Sticst>l; He.sMaterial sehlr über-
all, und wir werLen auf unsclac DorcntsthLoiguns
vcrtröstet, atis dic wir Zäbre lang schon wrrteni.

Und dann, wie st-ht es mit >:^r Fürsorge
für unlsere Lurchreisenden Vus landidenl-
schen aus? Da lönneni wir gcniau Las sleiche
LieL wle Lie Elsatz-Lothr-ingcr sing n'; uirstro Lcule

bensbmmi und Sonncswrad jymLolisterte Sonne su-
sckieitet. Zwischen BeiLen ftcht, mit Psciil r.nd
Bogen bewachfnet, d-r dio Tagcsgotthcit sthützc'.ide
M-'nschemhel-. Eöoniso ist auch L-as Märchen vom
NotkävrchLn nichts anderes als ckm letzter Aus-
sluh jqvcs .Hahn'wtios, Las im alten Sagenk.siV
meist in folgender Eestalt austritt: Die Mcn.ch.-n.
wlinden sich bittend an den mi-lLen Mond. datz er
sie scgon die Elut dcr Souu« schützen möge. ^ Da
lötzt sich der Aöond dasu hcrbei, MincLalien und
Erde zu kauen, sodah or in fieben Sch-ilen rr i i
Saite ein-m kann. N-achdem er vorher seine Kin-
Ler, die.Sterne, verborgcn hatte, wci-st er der
Sonne die mrt blutähnlicher Flüssigkcit gsfMten
Ecsätze vor und Lehauotet, dic.'se FlüssiAkeit sei L!as
Blut se'mer Ki-nLer, Lie <r Lvu-sgefresten babe, Lre
Sonne -möge ein Eleichcs mit chren KinLern tu>m
Die Sonne tut Llas nun-auch. Dald jeLoch lmorLt
sie L ü Bctrug unld! sagt dom Dioiide owigen Krieg
an. Jn dicstm Kricgc abcr stnd d'.e- Verfir.st-cnin-
gcii der MmvfeuLen die Zcichrn, wcr von ihnen
geraLe unterliegt.

Das Licsbesmotiv in der Er5läruinig dcr astrono-
nufchcn Finstcrniserlcheinungen finLct sich ha,uvt-
sächlich im griechischen Sagenrreis. Auch in alt-
griechjschH;, künstlerischen Darstcllungc-n, wie z. B.
auf dem Zyli'ndcr von Curium auf Cyvern, k H.1
diefes ireundlichere M§tiv wicdcr. Nach diesem
naherr sich -dcr kerynitische golLgchörnte Hirsch dcv
Mvudüöttin Artemis, u.n sich mit ihr zu vereini-
oen. Die.e Hatz- uiild Liebcs.notive sind ja dcch
selten im Dsrglc-ich zn dcm Elauben, dic Eoftirne
würden von Unge'houer.n vcrschlunüen.

De, n sowohl ini dcr Vnda wi,e in Ler Edda su-
chen Ungchouer unL Wölfe die Eestirne zu vornich-
te». In dsr Veda ist dcr Dämvn Rahu cün dcr-
artiües Ungcheuer, das Soiimc und Mond ver-
schlingen möchtc. Doch hat ibm Lcr in verschkLci-
nen Inlarnatioiien zehnmal auf die ErLe herab-

kvi.'meii a-bcr nach jlrhrekangen Entbehrungen aus
dei' Ecfaiigcneiilagern dcr Entcute. Das rvill
mchr heihcni, aks aus dc.ni Nachbarlande ausgeiwie-
scn sein! Mienn einnial solch Ungliickliche hicr lick-
sen blciben müssen und sio koimnen dannl zum
Vu'.id dcr Auslanddcutschen, so stübt defr VorstanLI
vor ihnen mit leorcni Händen und ist hilflos wie
sie selber, so gcrne er ihncn von Herzen auch hcl-
sen möchte. Diescr Zustand ilst unhaltbar, und La
muh Abhilfo seschafscn wevdvn!. Mehc» erst Lenje-
n'gen, d'ce krank und siech hdcr llegen bleiben müs-
sen; wer sorgt für sic? Bis La Lio Mittel bcrboi-
N'bcttelt sind, vergchen Wochsn. Wer schncll hilft,
bilst Lovoelt! M,illion«en wurden verschleuldcrt
unL werLen es heuto noch; will man Mif Ider Ent-
schirdiüungscruszahlung an uns notleiLenLen Lan>-
L'skinLer c>twL noch so lang« marton. bis Lie E»r-
torle auch Lies letzten Eroschen mit Beschalg be-
legt? Bertröstungen seit Jachren; man «elbe, uns
Lie -Mslttcl än L>'io HanL, Ler Not zu steuern I
Donr Beiispiel andcrer Ortsgruppen folgenL, soll
für KinLer Ler hiesigem Orfssruvpe eine Wcih-
nachtsfcier veranstaltet wcrLcn. Die Vorberei-
Lu'igen bierzu- ^nL einem ibesonLer^n Ausschutzj
LLertragen..

Lttbrl»chsrW>»»g

fiir Vrotllttreidt, Mthl mi> Brot

wLL -rrlcn von Br°r °eer

Ateht abgegeden und cntiwmmen werden
Für die Abgabe und ^

East. Schank- und Sr

und Entnabme von Brm" -
^ ust-, Schank- und Sr-eisemirtick'aitl'n m.o ^
">ld Erfrischungsräumen, sowie

ff und 63 ff dex Reichsge-
Zuni

Nuf E; nnd der ..

!Äa^nuii« für 'die Ernle 1919 'vom 'l'8.

L919 (R. E. Bl. S. KS5). dcs tz 1 der Vollzu-gsver.
ordnung des BaLischen Ministeriums des Jnnern
bierm vom 7. Iuli 1919 Ees. u. V. Bl S 403)
und der Verordnung des Badischen Staatsministe-
Ä^a^^^unalverbänkn: betreffend. vom 31.
Juli 1919 lGes. u. V. Bl. S. 431) wirv unter Auf-
yeLung dcr Anordnung vom 6. Fobruar 1919 fiir
den ganzen Eemeindebezirk der Stadt Heidelberg
mit sofortiser Wirkung bestimmt:

. und Mehl darf mir auf Erund der

jeweils gvltigen, von der zuständigen Stelle ausgc-
-gobencn Ausweise abgegeven und bezvgen werden.
Als Ausweü'e ge-ltcn nur
1- die voni Direktorium der Neick^getreidestelle
ausg/.'ftellten ReichS'Reisebrotmarken,

2. Lie vom städtischen Nahrungsmittelamt für
d,e Stadtgemeiiidc Heidelbcr«, ausg, stellten
Brot-Akechlvartcn oder Brot- und Meblbez
scheine.

L 2.

ezugs-

g. Verein FrauenLildung—Frauenstudium. Ueber
Frauenforder.ungcn an die Gesetzgie-
bung sprach am FreÜtag. 21. Nov.. Frau Camille
Iellineck. Die Ausnahme der Frauen in die
gesetzaebenLen Bersammlungen. so führto sie aus,
verbürgt noch nicht die Durchführung der von der
Frauenbsrveauna anaestrebten Reformen. besonLers
auf iuristischem Eebiet. auf dem die weiblichen Ab-
aeordn-eten meist nicht-sachvsrständia sind. Wenn
auch ein Paraaraph der Neichsversassuna völliae
Eleichstelluna aller Deutschen vor dem Eesetz fov-
dert. so entsprechen dem nicht die einzelnen aesetz-
licheu BestimMinaen. Noch ist dir schon lanae ae-
wünschte Zulassuna der Frauen als Schöffen u>. Ee-
schworone nicht erreicht. noch wmiacr das weibliche
Richteramt. Und doch wäre beid-es bei den Iu-
aendacrichtsn und Ehescheidunasprozessen drinasnd
erwüuscht. wcil hier oft nur die Frau dle nötiae
Sachkenntnis. svelische Veranlaaung und die per-
sönlichen DcLinaunaen besitzt. um ein aerechtes Ur-
teil herbeizuführen. Auch Nechtsanwalt kann Lio
Frau nicht werden. Das B.-E. vertritt durchaus
den Etandpunkt der Abhänaiakeit und Unterord-
nuna der Frau unter Len Mann auch in Bezua auf
die KinLer. so datz man a-etrost statt eltcrliche
Eewalt väterliche Eewalt saacn kann, doch
hat unsere Eesittuna bei auten Ehen Lrs Eefetz
aemildvrt und überflüaelt. — Die Möalichkeilen
Lcr Ehescheiduna sind vicl zu bearenzt. Zur Bei-
lcauna von Ehekonslikten wird die Einführuna von
Ehekammern voraeschlaaon, bci denen auch
Frauen mitwirken. Ein besondcrs trauriaes Kapi-

tol ist dio Stelluna dtt unehelichen Mut 1 cr
zu> ihrem Kind. An dlo von Ler Nedncrin erwähn-
ten Verbesserunasvorschläae knüpfte.sich eine leb-
hafte Aussprache. die von Ler warmen Antcilnahme
der anwesenLen Frauen an den dcm Schutze der Ge-
sellschast und dcs Staates anverlrauten, und oft so
schutzlosen unehelichen KinLern zeuate: Der dan-
kenswerte Vortraq von Frau Ielli"-ck war crfüllt
von dem Eeist echtester Menschenli'ebe und sozialcr
Vcrvshchtri"a

" Die Besch-afsung von Wwldsamen. Fn einer
B-kaimt-ilmchung ivcist dic Forst- und DVmänim-
direktion daraiuf hin, datz in den nächsten Iachren
für die AusMrung dcr SValLkulturen in Biaden
das nötise Samen- und Pflanzmakerial nicht in
Esv^ickjenLem Matzo zur Verfügung ltecht. Des-
lUlb wird Lie SeMgewinnung von Samcn und
di-s eig!:n-2 Erzstchuna von Pflanzen in grötzcrem
llmfirrrg wls bisher für dringend notwendig er-
acht-t.

* Die Einschränkuna dcs Tclcyhon- und Telc-
grammverkehrs. Dcr Reichspostminister hat die
LandcsrLgicrungen dringcnd erfucht, den untcr-
sdellten Bohorden mid DieMtellen die - woitest-
gehrnde Einschräntung ihres T-elegraphen- unL
Ferirsprechoerkchrs zur Pflickst zü nr-cuhen und dar-
auf hinzmü-'is-cn, die unumgänglichen Ferngc-
spräche und Telcg-rammo so kurz wie möglich zu
fassen.

steiLLndc. Eott Bifchuu das sa/warzhaari-ge Hauvt
abgcfchlkgen. Nun eilt v:rÄttb:iil^:ohcnL dies
Haiipl Ler Scnae und dcr Körper Lcm Mo^Le
nach. Zn Lcr Edda sinL es ^ie Mölfe .Srött uuL
Hati, Ahkoin-mlinse dcs F-''irriswolses in d>:r Un-
te-rmclt, die Lav Tagee- und^das Nachtgestlrn als
F-ratz begchren. Molfach spiclj ols lder Lcr Sonne
gesährliche Dämon, in der norL'cschen Sage auch der
Drachc eiine Nolle, der ivährend dcs langen Win-
ters Le von »inem Niesen gcraubte Sonnenjung-
srau bcwacht.

Doch nicht nur die Deusinsterung Lsr leuchlstnLen
Hrmm-lskörper rufl in Lcn Naturvölkern Lio Dor-
stellunL hervor, Lah d«r Sonn-e oL^r d<>n Mond
Eesabr- drohe. Es herrscht biKwoilen auch die
Anschauung, datz d',o Sonne allabc'nldlich s i'stört
unL rvährenL Lor Nacht ivieder neu geschasfen wird.
So crwähnt Wilke ein hvlsteini'rsches Mirch n, Lrm
zurolgc Lie verstorbone-n Iungfrauen joden NLenL
dic unt 'rgeeianücne Sonne in klcine Stückchc-n ser-
schnei.Len müsson. Die'e Stückchen w'rdchr darauf
vou Lon vc'rstorbencn Iunggescllen wi<Ler aks
Stttne au IdM Nochthimmcl gebla'cn. Weit ver-
brc-itet ist allttdings der Elcmbr, Latz Lie strah-
lenLa König'.n des Tagcs nächtlich aus gehcintcn
Wcgen wieder' von Micstcn nach Ostcn zuruckkehrt.
EnlwLer Lurch unterirdische Kanäle <lx-r auf
oimj'n Boot in Gestalt einer goldencn Schale, Lie
Hcvhöstcs Lom Sonuengott geschmicL't hat. odtt
aber imr Lciib eines unachcurisn Fisches. aus Lcin
si-c kkiann an jüdcm Morgen im O-sten bafreit wirL.
Icdc.ns-allis aibtt sind diese Eagen von Ler riLcht-
l'chen ZttMung der Sonne weit barmlostr als
die weit v^bveiteleii Akvthen von dltn Vorschllng-
un-gen cLer Eostirnkämvfen anlätzlich der jSonnen-
uns> Mondsinstcrnisse, die auch heute noch in so
V'elcn. Lärldern einer uncntwickelten Kultrir Angst
umL Furcht auslösen, wcnn sich oinmial ldas
wohute Licht Lcd Hinimels oerdunkelt.

iForm uud Einrichtung der Brot- und
MehAirten und der Brot- und Mehlbe-ugsscheine,
ote Mmse. di-2 aus sie aibg-egeben und bszogen wer-
Len darf, die Bovingungcn und die ZeitLauer ihrtt
Giltiakelt. die Ausaabestellen sür die Karten und
Sck-eine und die Slbgabe- unL BezlUgSstellen für
Bvot und Meihl bestimmt das städtische Nahrungs-
mittelcimt auf Erund der jewerligen Veschlüsse und
Anordnunge-n Les Direktorlums Ler R:ichsK.'tr..'i-
destelle unL des Mussthiusies s-ür den Ko-mmuna-l-
verband.

-8 3. Die Brot- unL MehlSarten sür die ver-
soraunasberechtiaten Einwohntt bestehen, vorbe-
Yältlich anLerweiter Anordnung gemätz 8 2. -aus
einer Stammkart>e mit archäns.'-nden Bezugsab-
schnitten-°(Brot- nnd Mehlmarken). Sie werden
Lurck» Lie voin städt. Nahrungsmittelamt bcstimni-
ten Ausgabestellen jewosts sür 14 Tage an die
Hcvushaltunüsvorstände vurabsolgt. Ieder Haus-
haltunasvorstond oder seinem Beauftraaten bei L"-
1-eilenden Angchörigsn unL Dienstbokli — mft
Ausnahnie dcr Kinder unter cinem Yjahr — eine
Brob und Akuhl'kairte. Die Karten sjnd vom Haus-
haltunssvorstand do reeincm Beauftrastem bei der
Aussabestrlle gÄo>:ii Empfangsbeschänisiung abzu-
Sie sind beim Empfang aus der Ausgabe-

holen>.

ftdle . . . .

Ausgalbestelle -alls-bailL nachzuverlangen. widrigen-

soifort nac

etwa fMende bei der

fch-

salls der Anspruch nicht b-'rüWchtigt wird. unL etiroa
zu-piel ompfangene -bei Strcvfvttmeiden ungesäumt
zurückM-gsben.

D<r Haushaltuugsoarstand hat die Karten sei-
ncs HcvuShalts auf Lem Stammabschnitt mit Anga-
be seincs Nameus. Standes und seinex Wbhnung
versehen, nicht oLtt nicht ordnuussgemätz übtt-
ricbeue Karten können wm Skahrrinssmittelamt
eiiiaezoaen w-erLen. Die Karten sind jnner nib des
Hruishcuts übertvagbar. Die Brot- und Mehbmar-
l' n sind nur im Zusammcnhang mit der Stamm-
karle giltio.

D«r Hauc-Haltungsvorstand ist verpflichtet. jede
Aenderuna in dcr Zahl seiner Haushaltünas'.nit-
al-ieLrr dem städtisckien Nabrunasmittelamt sofort
mitzuteilen und beim Ausscheiden eines -MitMeds
die für Lasselbe em-pfangeue Karte L.'m Nahrungs-
mittelamt unverzllslich zurückzugeben.

Für Zusatz- und Sonderbewilliaunaen von Vrot
uuL Mehl (insbesondere an Kranke. werdende u'nd
stilliettLe Mütt.'r und Kinder) könn-en b-'sondere
Ausweise äusgegebew merden; das Nähere bestinunt
das Nahrungsmittelamt gemätz 8 2 unttt Beach-
tung der vom Ministierium des Innern erlasiencn
Richt!inien. Für MilitärurlaLiber rvcrden b-'son-
dere Answeise ausgcstellt uud durch Lie Bahnhofs-
kommandantur aus^a-eben. Militärselbstverpsle-
ger ha-ben ihre Karten beim Truppenteil anzu-
sordern.

Im übriaen sinden auf Lie bssonderen Auswcift
dis vorstehenden B<stimmungen> entsprekhende An-
roeüdung

8 4. Als HaushaltungSvorstände gelten cmch
all--'mstehendL Einzelpersonen.

In Anstallen usw. verpflcgte Psrsone.i ha-ben
bttm Emlrltt in die Anslwlt ihre Brot- und Mehl-
kartc. bez'ehunasweise ihre Abmeldebescheiniauna.
an die Anstaltslieituna abzuaebcn Das Nahrungs-
mrttelamt bestiniml. ob die Anstalt Vrot und Mehl
auf die Karten der Jnsasscn oLsr «2gen Rückgak'.
Lösier an L.-s Nahrungs-mittulamt auf besond-.re
Aus»weise zu beziehen hat. Die Anstaltsleiter sind
verpflichtet. die Brot- und Meb-Larten den Eintre-
Icnden zur Versügung dcs NahrnngLmittelamtüs
sich aushändiigett zu lasien.

Erotzere Anstalten usw. können auf Antrag vom
Nahrungsmittelamt die Erlaubnrs erhalten, für
rhre Jnsasscn innerhalb der feskgesetzten Höchstmen-
vcn Brot und Akehl auf b.'sandeve Bescheinigving
zu beziehen. Für die Bescheiniaunaen sind dis vom
Nahrungsmitlelanlt ausgsgcbenen Dordrucke zu
verwendcn. D.ie Anstaltslerter sind vevbunden.
wöchentlich Abschriften der BMnnigungen unll-r
Anaabe der in der Wocke zu verpfleaenden Perso-
nen d?m städtiichrn Nahrungsmittelmnt einzu-
sendcn.

8 5. Die Brot- und Akehlversorauna der East-
stätten und Spetseanstaiten wird vom Nahrungs-
mitte-lamt S'regslt. Das Ncrhrunssimittelamt fetzt
a-uf Erimd des Umfanses und des Besuchs der ein-
zclnen Detriebe sowia der jttveils dem Kommunal-
verband für d'e Versorauna des FremÄLnverkehrs
zuse-n-iesenen Mehlm/.'ngen den BeLarf Ler cinz l-
nen Betriebe fest, bestimmt Lie Bezugsäuswevse
und NMgsst>ell-sn und erlätzt die W krobachtende

SicherungS'vorschristen.

8 6. Die Brot- und Mcblkarten und'deren ein-
zelrie Abfchnttte (Brot- und M-'blmarken) stnd le-
diglich Ausweise uud keine Zahlnngsniittel.

Sie sinL. cbenso wie die sonstisr'n Begvigsaus-
rveife, autzerhalb ihrer Bestrnimuilg nicht übertrag-
bar und dürfen insbesondtte nicht gegen EntMt
gehandelt werden.

Unzulässigo Ucbertraguiigen odtt sonstige mitz-
bräuckliche Verwenduna wi-e auch der Versucb sol-
chcr, haben neben dtt Veftrafuwg di-e Einzichuns
dcr AuÄweise zur Folae.

Die Ausw-ois^- stnd vom Bevechtigtcn entspre-
chend zu vevwahrcn. Entwendete. verlo-
rene oder son-st abhanden ko m mene
Auswe i -se werLen nicht e r s e tz>

8 7. Die Abgabe und die Cntnahme von Brot
un-d Mehl ist nur in den voim städtischen Nahrungs-
mittelamt dasür bcstimmten Derka'uMteNen ge-
statlet.

Das Nahrungsmittelamt kann anovdnen. dah
in bestimmten Verkäiifsstellen nur Vrot odcr nur

ailt die Vcstiininttua de's'^4 d?r
ord,u.ng vom 2ö Dez-mber 1918 (Ees
S. 467) wonach Brot an Eüste nur gcgen Br°6»? '

ken (Kom'muna oerbandsbrotmarkm LL'

Roisobrolniarken) und nur auf bcsondcres
aen abacaeben werden darf und dis AulltpN,.^
nickst bestelltcm Brot aus d.-n Tischen verboten°i!?

H.8. Die Brot- und Mehlverkaufsstellen '
d,e emgcnommenen Brot- und Mehlkarten un^"
stigcn Bezugsauslveise nach nciherer
städtischm Nahrungsmittelanites zu entll^rtÜi
vttwähren unv an das NahrungsmittLt 'öd»

die von ihm. bezerchnete Stelle einzuliesern ^ -
Grund der Einlieferung weuden Len Bäckereien »«>!
Meh.verkaufsstellen BezugÄcheiU' sür
N^lsclwst Mehlversorgung Heidelberg aasaeiteu'?
Den Backereien und MehlverkEtellc? istV L'
zug. der Eesellschaft Akehlverjorgung die Abo?k'
von M.hl iiur Pif Erund diescr Drzugsscheine^
L'- in d-r Menge ur.d Art. über die d-r Bem,-
schein lautet. gestattiet. -vezur^-

Das NÄhrumzsanittelamt ist besugt. Ueberwa
chunqs- und Sicherunasoorschristen
nto BuchMr

-u.nehmen Es lnnn


bes-
geme
zuwei
der Au

^ 0. Für Lie Herstrlluns und L-'n Vcrkaus d«s
Brotes stnd d,e 8§ 16 bis 21 der Ministrrialoerord,
nung vom 7. Iuli 1919 in Ler Fassung der Mini.
sterialoerardnung vom 16. Ausust 1910 /Ges. u N
Bl. S. 459) matzgebtt.d. - '^'

Die Herstellung -und der Verkauf von Kranken-
brot richtet sich nach Len drrfür ttlasiencn besonderen
Vovschriften.

Das NahrungsmitteloMt kann autz?rdrm vor-
schreiben. in welchem Verhältnis die einzsinen
Akehlsorten bei Lsr Brotbereitung zu verwenden
sind. Es kann -ie Verwend-ung von Strcckungsniit-
teln vorschreiben, zulasien oLer vcrbieten und das
Mischungsvechältnis bei der Vttwendung ron
Strcckungsmitteln festfetzen. sowie sonstioe Vor-
schristen über Lie Brotbereitung evlasien.

Die Nrot- und Mehlvttkaufsstell:n sind ver-
pflichtet, die jeweils festgelsetzten Prerse in ihrem
Vttkaussgefchäste Leutlich und von autzcn sichtbar
anzubringcn und dürfen fle ntcht überschrerten.

Vei Zuwidechandlungen. gegen diesr Bcstim-
mungen kann nach § 9 Abs. 3 Catz 2 verfahcen
werden.

8 10. Die Brot- und "Mchlversorsung der
Sclbstversorser richtel sich nach §8 d ss. dtt Reichs-
geireidoochnung und 88 9 f,s. der Mnisterialvttord-
nuno vom 7. Iuli 1919. Das städtische Nahrungs-
mitielamt ist evmöchtigt, ersänzende Vorschriften zu
erlasicn.

Als Selbstversorger selten die llntsrnehmer
landwirt-schäftlicher Betriebe. die Angehörrgen 'hrer
Wirtschast einschlichlich dcs EHindrs sowie Natu-
ralb-'rcchtlgte. soweit sie äls Lohn oder Leibgedinse
Früchre der in Frase dmimenden Art .8 i Ler
Neichsaetreidaordnunaj oLer daraius heraestellte
Erzeuanisie zu beauspruchen haben. Als Anaehöriar
der Wirtschaft (Selbstversoraerj aelterr bei land-
wirtscksaitl'ch'N Betriebe'i. die im Eig'-.tu.n von
aewc üb>gen Anstälten, Irrenimtrlt'n. b-.,nken-
häuscrn Wnisenhäusern u-nd derg rich.n stehln uud
m r deren B-tri<b vttkmnL.-n sind auck das Perso
nal und die Pfleslinge Lieser Anstalten. Im
Uebrisen selton als Unternchmer landwirtschaftli-
cher Betriebe unäbhänigig Lavon. ob sie Eigentimner
vder Pächttt find, nur ihre Leittt. nicht aber au^r-
lxrlb des Detrisbs wohnende Eigentümer oder
Pächter. dje Len Vetrieb durch Angesiiellte fiihren
lasien; als Selbstversorger kommen nur die im
landwirtschaftlichen Betrieb leLenden Personen in
Bctvacht. nicht aber solche, die wit dem landwirt-
schastlichen Betriab in kciner wirischaisllichen Drr-
bindnng stehen.

Für di>2 Eigenscha.ft crls Selbstversorger w'rrd
nicht geforLttt, datz die erzeuaten Früchte bis zur
mnen Ernte «rusreichen, andererseits kcmn die
Selbstvttsora-unaseiaenschaft nicht durch käuflichen
oLer anderen Erwevh von Früchten Legründet
werdcn.

Di>? SMstvcrsorgerlistr (8 9 dtt Minist-eriaLver-
ordnunig) tst vom städtischen Ncchrunvsmittelanit
zu sühvon. Die Mähl- Gerb- und Schrotkarten
werden voni stäLtischen Nahrurissmittel-amt cmsge-
stellt; sie solten nur für die vom Nahrungsmittel-
amt bezcichneten Selbstversorger -und Mühlen und
sür Lie voin Nahrungsnnitte-Kunt ansogebLnen
Fruchtarten, Mengen und Zeiien. Nack. der Reichs-
ri.'rordnung vom 19. Angust d. Is Lürsen Selbsb
versorg-cr aus ihren selUtgebaiuknr Früchten zur
Ernährung auif den Kopf bis ous -Weiteres an
Brotgetr'.'lde monatlich Mö-ll Kilogra>nimi. an Eer-
ste monatnch fünf Kilosramm verwendew Der
A-UÄinaHlungssatz ist voni 16. Oktoibtt d. -Is. a-b
auf 82 Prozent bei Roggen. 60 Prozent bei Wcizen
oiid 75 Prozent bci Eevste feftgef-etzt.

Brot- und Mchldarten können Se-Wversorger
nur crhalten, wenn iund soweit dte eigenien Erzeua-
nisie bei zuläsiigem Verbrauch zur ErnB)run>g der
Selbstversoraer nicht ausreichen: in diesem Falle
geltei' Lio Testiimminüen für Versorgun-gsberech-
tigte.

>Wer Brotgetreide oder-Mebl aus Lom Auslan-
de odtt äuslänLisches Brotgetreid« odtt Akc-Hl ln
den IKommunalverba-nL einführt. sowie derjenise,
Ltt die Waren empfänat. hat schristlich innttbalb
24 Stnnden nach der Einführ dem stadt Ncchrui^-
mittelämt nnter Ansabe dtt Menge. Arl und Bc-
schaffeicheit der Lvare Anzeige zu nstatten.

Brot, das cms auslänLisä>em Mchl hcrgestillll
ist. darf nur M den vom Konl.mu>mlverbanL fur
inlänLisches Brot sestsesetzten Höchswreis abs gc-
bcn werden.

8 12. Das städtische Nrchrungsniittela,nt ist er-

mächtigt. zum Vollzug und im Rohinen dieser Vc^
stimmungen die zur Durckjsuhrung der DcvbraEr
regel-img sür Drotgetrerde. Mchl und «roi er^r
Lerlichen Vorschriften. Aliordnungen und An-n-e>
sungeii zu erlasicn.

8 13. Zuw-iLtthandlnngon gegen diese B-i.M
munaen und die auf Erund derlelben erlasscne
Dorschristcn. AnorLnungen >und Anweiiungi.n oe»
stäLti-schen NalhMngsmittelamtes werden nack) 8
(Zisfer 12) der ReichsLetreiLeordnung hsstrait.

Heidclbors, den 24. Ottober. 1919.

Ausschutz für den Kommunalv-rband
Heidelber-Stadt.
 
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