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Badische Post: Heidelberger Zeitung (gegr. 1858) u. Handelsblatt (61): Badische Post: Heidelberger Zeitung (gegr. 1858) u. Handelsblatt — 1919 (September bis Dezember)

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Nr. 280-304 (1. Dezember 1919 - 31. Dezember 1919)
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https://doi.org/10.11588/diglit.3728#0645
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61. Iahrgaug - Nr. 303

Heidelbergev ZeiLung

vke «Vadische post" erscheint an jedem wochentag« mittaqs 12 Uhr und kottet bel
jeder postanstalt monatlich Mk.220. vierteliährltck Mk. 6.60 ausschliebltck Zustell.
gebiihr; durch die klgenturen oder dte Trägcrtnnen^ret ins yaus monatlichMk.2.25.

Dienstag, 30. Dezember 1919

kjauptschristleiter: Uurt Zischer.

...-.......

Gegründet 1858

—, .'ostet-

auswärts 15 pfg.

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abt'U' ssla» -Hl

wochenbeilage: ver vorn

Lanöesorgan öer Oeutschen liberalen volkspartei Vaöens

Hauptschriftleiter und verantrvortlich fllr den politijchen und volkswirtschastlichen Teil Kurt Fischer. stHas

Feuilleton, Kunst und Wrssenschaft, Theater und Musik, Neuer aus aller Welt und die Unterhaltungrbetlage
Iulius Kraemer, fkr Baden, Oertnches und Literatur Fritz Gandenberger von Moisy, fürTurnen

Spiel und Sport Alfred Sch mitz.jämtlich in^eidelberg. Fernruf 182. - BerlinerDertretun^ Derlin ^

Damberqcrstr. 8. Fernruf Amt Kurfk

__ . .irfürstglS. - Für denAnzeigentetlverantwortltchÄlfred SchmitzinHeidelberL

Fernrrlf - Druck und Derlag ^eidel-ergerEDerlagranstal^und^ruckere

Das Mchtigste vom Tage

Die französische Neaierung liat beschlossen. um
die Lieferung oon Kohlen aus der Tsche«ho-Slo-
wakei nach Oesterreich zu beschleunigen. 5000
Mkmons zur Berfügung zu stellen

Der fran.zösische (Seneral Degoutte wird
nack Inkrafttreten des Friedensvertragcs zum
Öberbefehlshaber dcr sranzösischen. belsi-
schen und englischcn Besatzungsarmee in den Nhein-
landen ernannt merdcn

Zwischen den Bertretern der deutschen und fran-
Msck.cn Bauarbeiterverbände wurdlen die Ar-
bcitcbedingungen für den Wiederansbau verein-
bart.

Während in West- und Sü^cutschland milde
Üvittcrung herrscht, tritt in Nord- und Ost-
dcutschland starkeKälte auf

Polen berust Neserven ein und verstärkt
drn Erenzschutz.

Wic ocrlautet, haben die arone« Gewerkschqfts-
vrrbände lie Absicht im neuen Iahre neue Ta-
rifvexhandlungen anzuknllpfe,,. um die
Berteuerungen der Lebensoerhältnisse durch ent-
sprechende Lohncrhöhungen auszugleichen.

Aus Badcn

Wiihrend der Rhein noch steigt, ist
Neckar im langsamen Fall besrisfen.

der

Die Auslieferungsfrage

Paris, 29. Dez. (Havas.) Nach dem
„Echo de Paris" sollen die Kabinette von P a -
r i s und London entschlossen sein, nach
dem Inkrafttreten des Friedensvertrages die
Auslieferung des Kaisers zu ver-
l a n g e n.

Deutsche Nechtfertigung

N>M) der KreuzseituW ist man an amtl.cher Lcite
an der Avbeit, eine Denkschrift LU'saminenzn-
stellen, die eine Vcrtoivigunig unseresq Berhckltns
in Li-lle Libdet. Auf- der Grrmdlage douischer
und französischsr Dokumente un!d Akten wird der
Beweis gefiihrt, d-ak iede unserex Maknachmen
durch dis VrrchAtnisse niicht nur gerechtfortist,
sonderi« fozu'iasen erzwungen war unld !dias uns
rur Last gelegte MomenL guausamer Willkür von
rornhereij, entfcillt.

Die französische Präsidentenwahl

Vascl, 20. Dsz. Die W-ahl des P r ästlde n t e,!
-dcr französtschen Äcip u-b l i k wirld vorausstchtlich
ani 17. Januar stattfinden. Schon jetzt wer-den 'm
Bcrsailles, wo dio Wabl vor sich gehen svltz u>m-
saffende Vorberoitungen getrofsen, zum-al man be°
lürchtet, dab sich die Wahl ähnlich der -im Jalhre
1809 sehr bewegt obsvielen könnto. Die Polizöi in
Versuillss vst verstärkt.

Die Krönung französischer
Frechheit

Ls ist in der deütschen Preffe hier und da bereits
daralUs hingswiesen worden, da« oinzelne unserer
Kricgsgcsangenen in Frainikreich in dein Claiuben
ver^tzt wovden sinld, lrdiglich die deutsche Regis-
rung verhindcro die NMeihr unserer Brlüder. Jetzt
stellt cs sich hekcaus, daß in den gchamten Gefanae-
i-cnlagerii feit mehreren WochcN mit dar glei--
chen smnzösischen Methode geavbeltet wiid, die
ll.iglücklichen in eine verzweiflung^volle sSkimmung
dcv'duich zu br-ingen, dak ihnen eingeredet wird,
Deuischluiü -st'che lcdiglich mit Niicksicht a-üf soine
Erisä.hrungskrists die Heimkehr dtr (ve-fangenen um
weitcre Mowate -hina-usziuschieben. Wiü 'baiben di«
Bclc.ge sür dies^ vuchlo^ Tre'vben der frangösischen
Negie-rung, in wolchem ein wahrhaft teuflisches Sy-
stcm liegt, in den Häüden.

Emberufung polnischer Reserven?

Die Jnifovmation erfährt a-us Wüilschcm: Das
rolnischä Kiisgsmuiistorium hat 3 Jahrgängs ldler
Rcj.' .nni''chaftl-n und 9 Jahraänge der Nesevoe-
csfizio:,c ein >beru fen. Die polnische Regieruug
hat die V.nsii-'-luf'q dc; Gr'anzschutz e s slaon
Nustl ' ^ d an-goordnet.

Seratung Ser üeutsthen Mntwort

Warum wir unterzeichnen

Von unscrom Berliner Vsirtret«r

(:) Vcrlr„, 29. Dez. Hente vormittaÄ fand eine
Sitzung dos Reichskabinetts statt, die sich
mit doni PaM.i: Berhandlungen unid mit der su
erteilenlden Antwort auf die letzte Note Elemen-
ceaus be-faote, die dicj vorlbchaltlose Unterzoichnung
dcs Zusatzvrotokolls vevlangt. Gin ondgrlt'iger
Veschlus; soll bisher noch nvcht gefasit wockdon
se'n. Ed ist mögllich, daff das Reichsvabiinett das
von idcfn EntentevDachverständlfgen auszuackbeitende
Eutachten abwarten will, ehe es die Ententenote
bcantwortet, doch wird- von gut untevrichteter Stclle
angenommrn, dak sich das Kcrbinett mit der vor °
behaltlosen Annahme des Zus-crtzprotokolls
einvsrstanden erklären wird. da es da-
mit rechnet (!), düich nachfolgende giinstige
Vcjrhandlungen eine Vevminderuiig der Entente-
airspvüchcf su erzielen und e§ ihni serMr darcrn
liegt, duvch eine baldige Ratifikation des Friedens
die Msöglichkoit der Heimkehr der Kriegs-
Lofa n! genen -u b e s ch leu n i ge n.

Eine gute Charakteristik der Ententepolitik

wird in d-cx „Deutschcn ^lllgom. Zeitung" von ernsin
Divlonraten gegoben:

„Die Entente scheint zur Zeit entschiloffen, eiirs
Politrk ohne jeds Ernschätzung des deut-
schen Gefühls ru treiben. Wsnn erst einmail
die diplo-matischm Borgänge defr letzten Wochen
aus der irreführenlden Unikleidung losgelüst sein
werden, wivd es ein immer denkwürdrses Beisvieil
bleiben, das eine sanze Welt nicht sur Rühe und
zum Fk.idden kommen kann, wenni gveisen!hafti.fr
Eigensinn sich weigert, seine Ziole zu ändern. Man
mutz den Kanwf u»n das Protokoll 'imks Kaufmäw-

nischs ü/bersetzen, um ihn in se'iner sanzen Lächer-
lichkeil omvfinden zu können."

Verhandlungen über den
Wiederaufbau

Berlin, 29. Dez. Zwischen ddn Vertretern des
dentschen Ba>uarbeitevve!ribanldes und der fr <rn-
zöfischen Ovganiscrtion der Eewerkschaften kam
ef; zu eineim Abkommen über die Be t e i l igu, n g
deutscher Arberter am Wiederauf-
bau NoMr>cm>kveichs. Die Hauvtpunkte des lAv-
konilmeiis sind:

Anevkoninung des Rechtctz für die deutschen Arbei-
ter, zuim Zwecke der Arbeit nach Frankreich zn kom-
men, vorausgesetzt, dab sie hierfür bcsstimmt sind
und den örtlichen !Arbeiter„ keine Konkurrenz
machen; Bezablungder dcfutschen Arbeiter nach
dam ortsublichen Normaltaris,-freie Ansülbuns des
Rechts der Ansspvache und Kontrolle Wer hy-
gienischo Fragcm, Ernährung, Schlasräume und
Schlutz vor Unifällen an den Arbeitsstellen und in
don QuMieren, Genutz der gswLrkschufilicheii
Frcfihett, Freiheit jederzeit in die Helmat zu-
rückzukeihren, freier unzensierter Briefverkehv
>mit der He'rmat, Psrichtversicherung gegen
Kriankheit, Unfall, Jnvalidität ulsw., unverkürzte
Anrveiidung drs A ch t st u nIde n t ag s.

Die Kathedrale von Neims teilwcise wieder
hergestcllt

Die im Kriege arg mitgenommene Kathedrale
von Rei-ms, von der vielfach beihauvtet wurde, sie
ser vollstnndig zerstört, ist nunmcHr soweit herge-
stellt, Idiah inl einem ihrer Teile dor Gottss-
dienst wieder oerrichtet werden kann. Ainr
Heilrgen Abdnd wurde die Cbristmette in der Ka-
thedvale durch den Erzbischof von Reims zelübriert.

Eirr Franzose über die deutsche
Regierungspraxis

Jm Temps ist aus der Feder A. de Euiller-
rille's das Folgende zu lesen:

„Nachdem Äie deutschen Sozialisten sur Adacht
gc-touiimen waren,'mubten sie, da sie an ihr Ver-
svrcchen geünnden waren, ihr ganze aesetzgedersischö
rmd adminislwative Kraft auf >d,ie Sozialisievung
und wüf die Umäiisöeruirg der Eeiselllschaift nach difm
marxistischen Pro.sramm vedweüden. Drese Hast,
die Wünsche des Proletariats zu vevwrrklichesn, hat
die Katastvophe beschleu-üigt. Jnnerhalb
zehn Akjonaten hat dio Rooolution das Na--
t i onaleigentum, das vie»r Jajhre Kvi^eg
kaum angonagt hatte, in Frage gestelEt.
Die heabsichtigten Steuern und die aügMnd'igte
Vevmögchlsbeschlagnahme halben eins Auswande-,
ruwg des Kavita-ls bowirkt, die keiue polüzoiliche
Masnalhme aufzuhalten imstande ist. Die FaLriksii,
Mlaschinen, Gehäullichkorten, üiberhauvt alles, was
nicht auswandern kann, rvird zu ni^drigen Preisen
an Ausläiide'r verkauft. Die Cngländer kaufem die
RuhrLechen, diej National City Bauk aus Ne-wyork
lätzt sich in Bevlin und ander-n Städten niedor, die
Euaranty Trusi Eomvany hat ebenfalls meHre-ro
Agenturkn iü Deutschllcmd.

Dioser Prozetz wlrd durch dre Bezahlung der
Kriegskosten, dre oin halbes Fahrhundort lcma das
Ergeibnis dev! deutschen Mheit wegnmrmt, begün'-
stiot, und die deutsche Rc/gieruirg stellt mitsCchvecken
diesen Fortchritt anf dem Nennen rum LLbgrund
svst, absr es sohlt ihr dor Mut, an-use-
bcn, dak ihre marxistischon Utopien
nicht verwirklicht rverden können. Sio
zieht vor, die Jlliusioiien ihrer Anhängeir dadurch
zu varewigen, dah ste immcir lwhere Löhniei hewiL-
ligt, don Aeboitslosen Naturalren und EeGunter-
stützungen zukanrinon lävt und swar in elner Höho,
die solbst durch die höchsten Steuorn
nicht ausgeglichen werden kann. Diese ver^
derben!brin>gende Lage wird so lange daiucrn,
wle das sozial ist r s ch c» i>ml e dauert, und
wcnn die polit'ischo uiid finanzielle Noaktiosn zu.
lange auf sich warten lätzt, dann wird erne voll-

ständige Civtmckitung der Mark und der wirtschaft-
liche Zufammesnhruch Deutschlands dio Folge sern.
Baldlwird man nichtsmehr in Deutsch-
land finden können... Ein Albgeordneter
sagte eines Tages in Weimar: „Mir werdon von
einqm dauernd tagenden sozialistischen Kougreh re-
gieyt". Dress Jronie charakterisiert sehr rrchtig don
Eeisteszustansv, Ler heuto ALinrstkr gcNvord^nen „Ee-
noffen". Wie auf ihrem Kongrotz, sv falhroa sie
auch heute fort, das Elück des Volked durch Mietho-
de„ hcirheizuführen, über die man nur lachon kann,
wenn Lachen heute amebracht wäro... M,at hat
den Eindruck, datz akles in dte Brüche geiht."

Es gibt in Deutschland viele, die denselben
Eindruck haben. Vesser wird es erst dann,
wenn die sozialistische Mißwirtschaft,, bei der
die Demokraten immer noch bereitwiÜigst hel-
fen, aufhört.

Lieferungsabkommen mit Amerika

Von unferem Berliner Dertreter
(:) Verlin, 30. Detz. Wia wir bören, hat dle
Reichsvegierung noue Berhanidlungan über
denAnkauf von Lehensmitteln mit
Amerika angeknüpft. Es rst inöglich, dab Endo
Ianuar ern Lieferungsabkammen getrof-
fen wii-rd, mit dem wahrscheinlich gleichzeitvg ein
Kredrt verbunden 'ist.

Die amerikanische Kredithilfe
Parifer Blätter inelden einem Züricheiv Tele-
grcmnm der Deutschen Allaem. Ze-itung -ufolse aus
Washington, dah sich der am>erika>iische Kvn-
gresi am 5. Januar mit den Eurova zu gerväh-
renden Krediten boschästigM wird, dre sich auf 180
Mllionen Dollar belaufen. Hiervon sind 330 Mill.
Dollar für Mrttoleurova bestimmt.

* Eegen das kornmunistische Gift. Der Ohvih.«
fehlshäber der nlli-ier'ton Armeen hat im Einver-
ständnis mft dchir Prüsidenten des Msinisterrale -
die Etnstchr und den VertÄeb konvmunistischer oder
holschorvisüsche Zeitungen, Bücher und Flu-gschriften
jedsr Sivracho im besetzten Eobiet auif unbostimnite
Zeit hinaus verboton.

-I

Monarchie und Entente

Ein sehr typisches aber ebenso gefährliches
Zeichen für die Erschütterung des deutschen
Staatsbewußtseins ist die Tatsache, daß man
seit Ausbruch der Revolution in weitesten
Kreisen der deutschen Oeffentlichkeit wiederholt j

damit gerechnet hat, es bestehe eine starke Ini-
tiative bei der Entente, auf die innerpolitische
Ecstaltung in Deutschland einzuwirken. Es ist
geradezu erstaunlich, daß sogar in der deutschen
Presse immer und immer wieder davon geredet
wurde, die Entente würde eine Wieder -
herstellung der Monarchie in Deutsch-
land unter allen Umständen verhindern. Tai-
sache ist wohl, daß die Entente ein sehr starkes
Interesse daranl hat, gegen bolschewistische Aus-
artungen, die eine unmittelbare Weltgefahr
bedeuten, vorzugehen, aber dann nur unter sol-
chen Umständen, die ihr die notwendigen
Rechtsvoraussetzungen für ein kriegerisches
Vorgehen geben.

Zn Rußland z. B. hatte die Entente schon.
von Anfang an die Veranlassung zur Interven-
tion, indem die bolschewistische Regierung
rechtsverbindliche Verträge annulliert hatte.

Darin lag ein ossenkundiger Rechtsbruch der
Sowjet-Regierung, was zweifellos einer krie-
gcrischen Intervention die absolute Rechts-
grundlage gab. Aehnlich waren die Verhält-
nisse in Ungarn, wo die Kommunisten sogar
so weit gingen, einer Regelung des Waffen-
stillstands während der Eebietsverteilung vor-
zugreifen. Die Entente würde also nur dann
gegen eine deutsche Monarchie gewalttätig vor°
gehen, wenn diese unvorsichtig genug wäre, ihr
eine Handhabe dazu zu geben. Im übrigen ist
ein gewalttätiges militärisches Einschreiten
dcr Entente gegen Deutschland nach Jnkraft-
treten des Friedensvertrages nur im äußersten
Falle möglich, da der Friedensvertrag nämlich
die Entente dazu verpflichtet, mit Deutschland
in Frieden zu leben. Für die Erfüllung der
Bestimmungen des Friedensvertrages durch
Deutschland hat die Entente als Sicherheit dlk
Besetzung des Rheinlandes durchgeführt. Ir-
gcnd welche Druckmittel außer der militärischen
Okkupation der im Friedensvertrag genau fest-
gelegten Nheinlandgebiete gibt es im allge-
meinen für die Entente nicht. Demnach steht
jede unfriedliche kriegerische Maßnahme gegen
Deutschland im Widerspruch zum Versailler
Friedensvertrag, den zu achten die Entenre
ebenso sich verpflichtet hat wie Deutschland.

Erst.eine vollständig neue Kriegserklärung un'v
eine Zunichtemachung des Friedensvertrages
würde der Entente wieder die rechtliche Grund-
lage zu einem militärischen Aufmarsch gegen
Deutschland geben.

Solange die EewüMdafür vorhanden ist,
daß der Versailler Friedensvertrag durch
Deutschland selbst nicht außer Kraft gesetzr
wtrd, ist die Entente völlig außer Stande, ge-
gen eine Umgestaltung der politischen Staats-
ordnung in Deutschland zu intervenieren.

Würde also an Stelle der gegenwärtigen repu-
blikanischen Verfassung wieder die monarchische
Staatsordnung in Deutschland aufkommen, so
bedürfte diese zwar die sormelle Anerkennung
der Entente, würde aber an sich bei ihr auf kei-
nen Widerstand zu stoßen brauchen. Sobald
erne neue Regierung in Deutschland zur Macht ,

gelangt, übernimmt sie automatrsch die Ver-
pflichtungen des Versailler Friedensvertrages.

Würde die Entente eine deutsche Monarchie
nicht anerkennen wollen, so wäre eine solche
iiicht anerkannte Negierung nicht verpflichter,
sich an die Versailler Friedensabmachungen zu
kchren. Davor natürlich würde sich die En-
rente ernstlich hüten.

Wenn die heutigen Regierungsparteien der
Auffassung sind, daß die Entente ihr gegenüber
eine freundlichere Stellung ernnehmen
wiirde. als einer monarchischen Regierung, so
sind sie doch.ge w a l t i g i m I r r t u m. Außen-
politische Freundschaften beruhen lediglich auf
der Intereffenverknüpfung zweier Staaten.
 
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