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Julia, die Tochter des Titus. 43

Julia, die Tochter des Titus. ■

Titus war in früheren Jahren zweimal verheiratet, zuerst mit
Arrieidia Tertulla, welche nur kurze Zeit lebte, dann mit Marcia
Furnilla. von welcher er sich, gleich nachdem sie ihm eine Tochter
geboren, wieder schied. Von keiner von beiden sind Münzbildnisse
vorhanden. "Wohl aber von seiner Tochter Julia, welche auch bald,
ohne Kaiserin zu sein, die Rolle einer Messalina oder Poppaea zu
spielen begann.

Geburts- und Todesjahr der Julia sind nicht bekannt. Doch
fällt ersteres vor das Jahr 70 (Eroberung von Jerusalem), und letz-
teres vor das Jahr 90. Denn Sueton * bemerkt, dass Titus Jeru-
salem am Geburtstage seiner Tochter erobert habe. Und auf den
Münzen des Jahres 90 wird Julia bereits als diva bezeichnet. Bei
der Eroberung Jerusalems war Titus 29 Jahre alt. Früher als im
17. Lebensjahr (58) kann er seine zweite Ehe nicht wohl einge-
gangen sein. Dann blieben für Julia (von 59 bis 89) im besten Fall
30 Lebensjahre. Die Heirat des Titus mit Marcia wird aber wahr-
scheinlich etwas später angesetzt werden müssen 2.

Ihr Lebenswandel war bekanntlich nichts weniger als muster-
haft ;i. Erst kurz mit Elavius Sabinus vermählt, Hess sie sich von
ihrem Oheim Domitian verführen und lebte bald mit ihm offen zu-
sammen; später wurde sie ebendeshalb die Ursache der Hinrichtung
ihres Gemahls. Domitian consecrierte sie gleich nach ihrem Tode
und liess Münzen mit ihrem Bildnis schlagen, auf denen sie bald
als Vesta, bald als Venus erscheint, in letzterer Eigenschaft mit der
Umschrift Venus Augusta, wie sonst nur die Faustinen wieder ge-
nannt werden.

Ueber ihr Aeusseres erfahren wir nichts. Doch wird man
annehmen dürfen, dass der im Vater, Grossvater und Oheim so
prägnant ausgesprochene flavische Typus bei ihr nicht völlig ver-

1 Suet. Tit. 5.

2 Auch Nibby (Mus. Chiar. II. zu Taf. 34) kommt zu diesem Resultat:
„Nicht mehr als höchstens sechs Lustren". Es ist daher ziemlich überflüssig
bei ihren vermeintlichen Bildern zu sagen, sie sei in der Blüte ihrer Jahre
dargestellt (wie Dütschke bei einer Florentiner Büste, Ant. Bihhv. III. Nr. 120);
denn das muss unter allen Umständen der Fall sein.

3 Suet. Pomit. 22.
 
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