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Haupt, Richard; Weysser, Friedrich
Die Bau- und Kunstdenkmäler im Kreise Herzogtum Lauenburg (Band 1): Die Bau- und Kunstdenkmäler im Kreise Herzogtum Lauenburg — Ratzeburg, 1890

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https://doi.org/10.11588/diglit.25183#0134

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Mölln,

feststehen wird (s. S. 10; auch der alte Taufstein — s. u. — deutet so gut
wie geschriebene Urkunden auf diese Zeit; vgl. Viz.-K. S. 7 Anm. 2), in ihrer
Stattlichkeit, durch die sie alle anderen des Landes bei weitem übertrifft, sür
einen schon ziemlich bevölkerten und vermögenden Ort gebaut ist. Die ohne
Zweifel sehr alte, sür Lübecks Handel wichtige Zollstatt ist 1220 erwähnt. Jm
13. und 14. Jahrh. erwarb die Stadt bedeutenderen Grundbesitz, darunter das
Schloß; 1359 aber ward sie an Lübeck verpfändet und blieb samt der ümgegend
lübisch bis 1683 (s. S. 18. 23). Wol deshalb gehörte sie zu den best und schönst
befestigten dieser Gegenden. Die Mauern, von denen bedeutende Teile erst vor
wenigen Jahren zerstört sind, werden im wesentlichen aus der Zeit nach 1391
gewesen sein, wo angeblich ein Brand die Stadt bis auf 10 Häuser (und die
Kirche) verzehrte und auch Mauern und Türme zu grunde giengen. Jm Jahre
1409 befestigte Herzog Erich IV., der die Stadt mit Gewalt besetzt hatte, beson-
ders den Kirchhof; als er nachher die Stadt zur Deckung des Rückzuges ver-
brannte, blieb nur die Kirche mit den umliegenden Häusern, angeblich fünsen,
erhalten- Auf die von Lübeck wieder aufgebaute Stadt konnte nun die Pfand-
besitzerin nicht nur Eroberungs- sondern auch neue Eigentumsrechte geltend machen.
Jn einer der Prozeßschriften der letzten Zeit vor 1683 behaupten die Lübecker,
daß sie, in den neuen Geldfuß umgerechnet, für die verbrannte Kirche nebst
Glocken und Orgel 50,000 Thlr. (180,000 M.) ausgegeben hätten. Wirklich sind
von dem Vorhandenen das Südschiff 1471, eiue Glocke 1468, ferner andere
Glocken und das Crucifix 1504, die Taufe 1509 gefertigt.

Einer Burg in oder bei Mölln wird im Ansange des 14. Iahrh. (1321,
Reg. 10) gedacht. Doch war dieser herzogliche Besitz in der Stadt nie von
einiger Bedeutung; seit 1329 (Reg. 11) ist er verschollen. Offenbar hatte ihn die
Stadt erworben, die damals die Zusicherung erwirkte, daß keine (neue) Burg in
oder bei Mölln mehr angelegt werden solle (v. Kobbe 2, 52). Jnzwischen gab
es noch in der Stadt den „Herrenhof" der Herzoge, der von diesen den
Lübeckern mit verpfändet ward. Einige meinen, das Schloß habe im See ge-
legen oder auf der sog. Schaar im Möllner Felde. Vgl. den Nachtrag.

Die Sk. Nikolaikirche (vgl. Sachaus Archiv 1, 440—447), die schönste
und wertvollste und an Ausstattung reichste des Herzogtums, ist in einem dem
Spätromanischen noch sehr nahen Uebergangsstil erbaut. Jhre Anlage, schon
mit Turm über dem Westjoche — der jetzige ist etwas jünger, doch nicht jünger
als vom Ende des 13. Jahrh. — gehört gewis noch in das 12. Jahrh.; sie
stimmt nahe, z. T. sabelhaft genau mit den Kirchen zu Eutin und Altenkrempe
überein, bleibt dagegen im Grundriß noch stark zurück hinter den dem Anfange
des 13. Jahrh. gehörenden Kirchen auf Fehmarn, zu denen in Einzelheiten ziem-
lich starke Verwandtschaft besteht, sowie hinter den Hallenkirchen zu Breitenfelde
und Büchen. Gotisch, durch Um- und Anbau, ist der Oberbau der Apsis, das
südliche Seitenschiff (1471), dessen östliche Fortsetzung (1497) und die nördlich
angesügte Jobstkapelle.
 
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