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Bt'RGEXBAUTEN.

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Peripherie umfing, eingeebnet und die Vorburg
zu Ackerland gemacht sein; — genau so steht
es ja auch mit der Burg, welche die hohe Berg-
zunge östlich am Osthölter Bache bedeckte, nur
dass sie mächtiger, durch Natur und Kunst
fester war, wie wir unter ,Ardei‘ ersehen werden.
Welche Rolle beide Nachbarfesten einst gespielt,
erschliessen wir leicht aus den Funden, welche
man in ihrer Nähe und in dem eingeschlossenen
Thalbecken gemacht hat, sowie aus den Sagen,
welche sich an die Ostburg knüpfen. Ende der
dreissiger Jahre fand man eine Urne in einem
Hügelgrabe am Ostufer, eine zweite in dem
Westufer, später eine dritte in einem Hügel-
grabe nordöstlich von der kleinen Burg und
endlich entdeckte man beim Bau der Eisenbahn
fünf Minuten im Osten der grossen Burg auf
einem zur Ruhr abfallenden Plateau, das noch
nicht entleert scheint, deren mehrere mit Asche
und Knochenresten, welche leider gleich die Gier
nach Münzen zerschlagen hat. Und auf der Ost-
Burg, deren Südrand noch einen ,Spring1 hat,
kamen vor zwanzig Jahren Utensilien von Eisen,
darunter auch kleine Hufeisen, auf der west-
lichen Burg neben Hufeisen auch Schwerter an’s
Licht. An die grosse Ostburg knüpft sich die
Sage, dort liege ein Schatz vergraben, den Tags
eine Henne mit ihren Küchlein hüte, während
des Nachts ein Licht darüber brenne — die An-
wohner haben deshalb vor Jahrzehnten hier
Schatzgräber ei getrieben. Nimmt man hinzu,
dass an der Südseite des Burgberges ein Jlilli-
kenhaol1 nämlich ein tiefgründiger Teich besteht,
dass hier im Mittelalter die Bank eines Gerichtes

gespannt und die Hauptburg zum Sitze der Edel-
herren von Ardei ausgewählt wurde, so verwun-
dern wir uns, wie einst auf so engem Fleckchen
die höchsten Interessen unserer Ahnen, die Ver-
theidigung der Heimat, die Bestattung derTodten,
die Verehrung der Gottheit und der Schutz des
Mein und Dein — Alles zusammen zum Ausdrucke
kam, und heute, wenn auch nur in dürftigen
Resten und Nachklängen, noch vor uns auflebt.

Funde und Sage geben auch dem Gedanken
keinen Raum mehr, die Anlagen seien rein mittel-
alterlich, von Raubrittern in Ermangelung der
Mittel blos aus Gräben hergestellt; sie wären
als solche, wenn man die Vorburg, wie sie auf
dem Ostvorsprunge bis in unsere Zeit vorlag,
mit überschaut, auch weiträumiger gewesen,
wie Mark und andere Hofburgen der Gegend,
Gleichwol begegnet uns noch eine ganz ähn-
liche und, wie Steinbaureste beweisen, gleichfalls
als Ritterburg benutzte Anlage in der Nähe ruhr-
aufwärts nahe bei Scheda, nur dass hier die
Bergzunge nach Süden gerichtet, ihre bügel-
artigen Gräben noch mit Wällen verstärkt sind.
Immerhin zeugt es von bescheidenen Ansprüchen
und Mitteln, wenn Ritter sich mit solchen Erd-
werken begnügten und auf festere oder gar stil-
volle Steinbauten verzichteten. Alle drei Werke
erscheinen mit Holiensyburg als die westlichsten
Glieder einer Doppelkette von Bergfesten, welche
sich auf beiden Seiten den Kuppen und Vor-
sprüngen der Ruhr entlang zog, und wenn diese
erst völlig untersucht und klar gelegt sind,
werden auch sie deutlicher nach Zweck und
Alter aus dem Dunkel hervortreten.

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