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KIRCHLICHE DENKMÄLER.

Die schöne Kanzel ist 1749 vom Meister
Dörendahl in Hamm im Gesclimacke der Zeit
mit Blätterschmuck und ähnlich, wie jene der
grossen Kirche seiner Heimat, ausgeführt. Ueber
ihr breitet der seine Jungen nährende Pelikan
— dies Sinnbild spielt zugleich auf den Orts-
namen an — seine Flügel aus, ebenso wie im
Siegel vom Jahre 1663.

Die Orgel hat an Stelle der 1773 aufge-
stellten 1862 Meister Dorn heim zu Eichfeld bei
Rudolstadt erbaut.

Die älteste Glocke hat an der Haube fol-
gende innerhalb Reifen verlaufende Inschrift:

° °

-j- Anno Domini milesimo cccc im in die vite (?)
martyris in honorem sancti Iacobi. Catharina
Osanna. Am Mantel erscheint die Muttergottes
in flachem Relief, einmal sitzend, einmal stehend,
und bei letzterem Bilde die Schrift: Ave maria,
darunter der Name inester Everd. Als weitere
Zier sind Münzabdrücke und ein Reif über dem
Schlage angebracht.

Die zweite ist inschriftlich gegossen . . .
1700 . . ., die jüngste 1826 von W. Rincker
und Söhnen aus Leun und Hofsinn bei Wetzlar.

Im Süden des Kirchspiels lag der Rittersitz
Northof, und das darnach benannte Geschlecht
war durch Abstammung oder Verschwägerung
von Haus aus nahe verwandt mit den Familien
von Bönen und von Altena, wie das die Aehn-
lichkeit der Wappen und die Achtung beweisen,
die Levold von Northof in seiner Chronik der
Grafen von der Mark vorzugsweise ihren Glie-
dern zollt. Dieser Levold, der berühmteste
Spross des Hauses, war Erzieher, Rathgeber und
Günstling der Grafen von der Mark, Verfasser
der genannten, in den zeitgenössischen Berichten
sehr zuverlässigen, Chronik bis zum Jahre 1358
und einer Reihenfolge der Kölner Erzbischöfe1
bis 1350. 1278 26/1 geboren und als jüngerer i
Sohn dem geistlichen Stande geweiht, besuchte
er 1294 die damals schon berühmte Schule

öl

zu Erfurt, musste dieselbe jedoch im nächsten
Jahre auf Anlass des gräflichen Drosten und
Hofmeisters Rutger von Altena trotz seines
Widerstrebens verlassen. 1308 begab er sich
zur Fortsetzung seiner Studien nach Avignon,
erhielt 1310 vom Grafen Adolf, Propst zu St.
Martin in Worms, eine Präbende zu Boppard,
verwaltete dann, als Adolf selbst in Avignon
studirte, dessen Propstei, und als dieser Bischof
zu Lüttich geworden, bekleidete er auch hier
seit 1314 ein Canouikat, später die Würde eines
Abtes zu Viset an der Maas. 1322 27/9 wohnte
er als Procurator seines Bischofs der Translation
der hh. Dreikönige und der Chorweihe des Domes
zu Köln bei, 1326 begleitete er den Grafen Engel-
bert II. nach dem Papsthofe zu Avignon, und
während Engelbert weiter pilgerte, blieb Nort-
hof bei der Curie und erwirkte Pfründen für
die gräflichen Kinder; denn es waren sowol die
Söhne als die Enkel dieses Engelbert seiner Er-
ziehung anvertraut und seine grössten Sorgen
stets auf das Wol und Gedeihen der Grafen von
der Mark gerichtet. In einträglichen Stellungen
und als Sohn einer begüterten Familie hatte
Levold die Mittel, 1328 das aus drei Höfen be-
stehende Gut Dresel am Wege von Altena nach
Werdohl zu erwerben und mit zwei Weihern
zu verschönern, sowie später, 1354 dem Kloster
Fröndenberg eine Rente von 40 Mark zu seinem,
seiner Eltern und Woltliäter Seelenheile zu
vermachen. Er erreichte ein hohes Alter; als
er 1358 den Schluss seiner Chronik schrieb,
hatte er schon das 80. Lebensjahr überschritten.
Sein Geschlecht lässt sich nur bis 1421 nach-
weisen; den Stammsitz überkamen nach einander
die Familien von der Recke (vor 1414), von
Freseken, Sobbe, von der Mark, von Höte zu
Bogge. Das Gut wurde zu Bögge geschlagen
und das Haus im Anfänge des 17. Jahrhunderts
abgebrochen; der Platz ist nur mehr durch
| Gräben martert und ausserhalb derselben die
Oekonomie- Gebäulichkeit errichtet.

Vorher S. 29, 30. — N. U.-B. I, Nr. 141; U, 357; — Binterim und Mooren I, 331 f.; — Essellen, S. 147; — BRdecker-Heppe II. 428;
— Tross’ Einleitung zu seiner Ausgabe von L. v. Xorthof’s Chronik der Grafen von Mark, 1859, S. 1 ff. u. S. 341; — Kind-
linger, Volmestein II, Nr. 97; — v. Steinen III, 1042—1048; — Geschichte der Herren von der Recke, S. 68; — Joh. a. Beersch-
wort, "Westphäl. adel. Stammbuch (1624) in Joh. Hobbeling’s Beschreibung des ganzen Stifts Münster, 1742, S. 464. — Local-
Untersuchung und -Aufnahmen.
 
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