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VERSCHIEDENE DENKMÄLER.

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graben mit seinem Holzbestande erhalten. Der-
selbe hat beiläufig 6,30m Tiefe und 130 Schritte
in der Länge, auch das Ufer entlang noch
Steintrümmer, die anscheinend von einer alten
Mauer herrühren. Ein schwacher etwa 80
Schritte langer Graben schloss sich ihm gegen
den Abhang zum Ruhrthale als südliche Wehr
der Hauptburg an. Eine Burganlage, halb
von der Natur, halb von Menschenhänden ge-
schaffen, wie diese, reicht jedenfalls als Gau-
burg, wer weiss, wie tief in die heidnische Zeit
zurück. Als Ritterburg datirt das Werk, wie
man mit Recht annimmt, vielleicht aus dem
12. Jahrhundert, weil man um diese Zeit hier
wie anderwärts die alten Wohnsitze mit natur-
festen Plätzen zu vertauschen pflegte, und jeden-
falls erst aus der Zeit kurz vor dem Jahre 1176,
als eine zweite Generation die Herrschaft Ardei an-
trat und mit dieser Anlage wol gleich besiegelte.

Beim Schulten Ardei wird ein auf dem
Bergrücken gefundener Henkelkrug aus weiss-
lichem Steingut aufbewahrt, der indess höch-
stens für ein spätmittelalterliches Fabrikat gel-
ten darf; denn er hat bei 0,14m Höhe einen
gefranzten Fuss, gerippten Unterbauch und
geraden, gerieften Hals.

Vom Langenhofe wurde von zwei gleichen
Eisenplatten eine Kaminplatte von 1,07m Höhe
und 0,97m Breite an den Westfälischen Alter-
thums-Verein zu Münster abgelassen, die an
einer Seite zwei Flachbilder zieren. Das eine
stellt im Vordergründe der Stadt Betliylua das
Lager des Holofernes dar mit Kriegern, Zelt-
dächern. Kanonen und Körben — kurzum Alles
im militärischen Costüm zur Zeit des Gusses,
das untere geharnischte Krieger mit Wappen
und dem Datum 1562. Diese Darstellung war
beliebt in Stein- und Stuckbildern der Speisezim-
mer und vornehmlich auf den eisernen Herd-
und Ofenplatten, die dermalen vorzugsweise in
der Gegend von Bredelar gegossen wurden.

Die Stammburg des frühem Geschlechts war
an der Südostgrenze der Herrschaft gelegen und
wol schon früh zu frommen Zwecken verlassen.
Wir werden darüber, wenn wir die Denkmäler
Scheda’s betrachten, ausführlicher handeln, dort
auch eine ganz ähnliche Burg antreffen.

Die Herren von Ardei besassen fast durch-

gängig als Lehen des Kölner Erzstiftes weitver-
zweigte Besitzungen auf beiden Seiten der Ruhr
bis nach Arnsberg hin, und in deren Mitte
hauptsächlich die Kirchspiele Delwigj Frönden-
berg, Bausenhagen und Frömern als arrondirte
Herrschaft, welche sich südlich mit der Ruhr,
östlich mit dem Amte Werl, nördlich mit dem
um Mark gravitirenden Eigentum der Edelherren
von Rüdenberg, westlich mit jenem der nach-
maligen Grafen von der Mark in den Aemtern
Schwerte und Unna berührte. Ein Dominium
war keine Grafschaft; übte schon der Graf von
Arnsberg darin die Gerichtsbarkeit, Köln eine
beträchtliche Lehenshoheit, so griff auf die Dauer
die Macht der Grafen von der Mark um so
weiter auf das ganze Territorium über, als die
Geschlechter Arnsberg und Ardei an Gliedern
ivie an Besitzungen abnahmen. 1318 erklingt in
den Urkunden zum letzten Male der Name eines
,Edelherren1 von Ardei, der Wilhelm’s, und mit
ihm verschwindet jede Spur der Ardeier aus der
Geschichte. Die Herrschaft ging schliesslich
an die Grafschaft Mark, oder soweit sie Arns-
berg zugefallen, an das Erzstift Köln über.

Ardei’s Vorzeit ist eine romantische und lehr-
reiche, sie fesselt noch mehr, wenn man sie der
Gegenwart gegenüberstellt: einst war Ardei ein
Platz der Waffen und Krieger, eine Stätte eiser-
ner Nothwehr, — jetzt ist es ein Mittelpunkt
reicher Gefilde, grüner Auen und dunkler Wal-
dungen, ein Mittelpunkt menschlicher Wohlfahrt
und Zufriedenheit; vormals umgaben es rohe
Burgenbauten und die dürftigen Hütten der Um-
wohner; dafür sind heute grossartige Anstalten
der Gewerbthätigkeit, stolze Bauernhöfe, fried-
liche Dörfer, regsame Städte mit Tempeln und
Häusern erstanden, die würdig der Gottesver-
ehrung und dem Familienglücke dienen; sonst
zogen am Fusse des Berges schweren, festen
Schrittes Römerlegionen vom Süden nach dem
Norden, unsere Voreltern zu knechten, jetzt
schnellen da, Dank unserer wieder gewonnenen
Kraft und Einheit, täglich die Eisenbahnzüge
von Westen nach Osten und umgekehrt, um
die Bruderstämme, ja die fernsten Völker zu
jedem guten Friedenswerke einander zu nähern.
Geduldig trägt die Ruhr die Eisen- und Stein-
joche der Brücken, über welchen der Weltver-

i.

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