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PLAN DES STIFTS.

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Hebel klösterlichen Lebens so bedeutsam in
Westfalen auftritt, dass fromme Ritter ihn auch
mit anderweitigen Klostergründungen betrauen.

Das Kloster beobachtete, ob auch von vorneh-
men Damen bewohnt, die Clausur und Ordens-
regeln unter Aufsicht des Hauptldosters Clair-
vaux und nahm erst im 16. Jahrhundert den
Charakter eines freiweltlichen Stiftes an. Das
führte zur Auflösung des alten Gemeinvermö-
gens und zur Anlage gesonderter Damenwoh-
nungen. Mit dem Ausgange des 16. Jahrhun-
derts ging ein Theil der Nonnen zur Reforma-
tion über, so dass den katholischen nur der
vierte Theil der Präbenden blieb; und als neben
dem lutherischen Prediger seit 1666 auch ein
reformirter wirkte, bot die Kirche wie vordem
zwei, fortab drei Confessionen je mit ihren all-
mälig angesammelten Aussengemeinden, und
seit 1837, wo die beiden protestantischen Ge-
meinden sich einten, noch zwei Bekenntnissen
eine gemeinsame, durchgehends friedliche Stätte
des Gottesdienstes. Die Aufhebung des Stiftes

erfolgte während der Fremdherrschaft 1811,
kurz darauf die Yeräusserung der Stiftsgebäude.

Trotzdem der veränderte Charakter, dann
die Aufhebung des Klosters und besonders die
Gleichgültigkeit und Missachtung, welcher Kunst
und Altertum in neuester Zeit begegneten, von
dem äussern Bestände des Stiftes fast Alles bis
auf ein paar Häuser, auf die Pfarrwohnungen
und Kirche vertilgt, und diese ihre kostbar-
sten Schätze, zumal die Metallwerke, verloren
hat, hoffe ich doch, an der Hand älterer Karten,
mündlicher Traditionen und vorhandener Reste,
zumal der Mauerreste, die der Boden als Ge-
schichtsquellen bewahrt hat, von dem Gesammt-
plane des Klosters älteren und jüngeren Be-
standes eine anschauliche Darstellung zu ent-
werfen, und, da uns in der Kirche noch eine
Anzahl seltener oder kostbarer Werke erwartet,
so gebührt Fröndenberg mit seinen archäologi-
schen und künstlerischen Monumenten ohne
Frage von allen Punkten unseres Kreises die
Palme.

Gesaiximt - Anlage.

Der Klosterbezirk (Fig. 110) umfasste einen
länglichen von der Berghohe im Norden bis
tief und weit gen Süden in’s Ruhrthal ausge-
breiteten Raum von unregelmässiger meistens
durch die Oertlichkeit gebotener Mauergrenze, wie
dieselbe noch in offenen oder verdeckten Resten
erhalten oder nach deren Richtung und gewis-
sen Ortsbenennungen zu bestimmen ist. Im
Norden folgte ihre Linie dem Rande des von
Westen nach Osten vorspringenden Bergzuges,
im Nordwesten einem leichten Einschnitte, im
Osten der höchsten Stufe desselben, dann den
Windungen des anliegenden Weges, im Süden
biegt sie sich vor dem Wiesengelände, um im
Westen in geraderer Linie, weil örtlich nicht
behindert, emporzusteigen bis zu dem Reste im
Nordwesten. Die nördlich ausserhalb dieser
Umfassung mit Senkungen wechselnden Pla-
teaus sind wol von jeher zu Ackerland und Baum-
pflanzungen, seit der Einführung der verschie-
denen Bekenntnisse auch als Bauplätze für Schu-
len (t—v) und Pfarrhäuser benutzt. Sie conver-
giren alle mit den Spitzen nach Süden, nach der

Kirche und, während eine Stelle derselben noch
den Namen ,Clusenstätte‘ trägt, die vielleicht
Menrich zuerst mit seinem Marienbilde bezogen
hat, führt der geräumigste Platz noch jetzt den
Namen ,auf der Freiheit1, worin die Aebtissin
Heergewedde und Gerade hob, und dieser hat auch
(im Norden) wol die ersten dorfmässigen Ansie-
delungen angelockt. Yon der Freiheit gen Süden
sinkt das Terrain Schritt für Schritt bis zu der
breiten Bergstufe, auf welcher die Kirche (a) und
das Kloster (b) lagen. Dieses war als Quadrum
um einen viereckigen Binnenhof, den ,Jungfern-
kirchhof1, entworfen und südlich an die West-
hälfte des Langhauses angelehnt, westlich durch
einen freien, vielleicht durch einen Garten-Raum
mit der Grenzmauer verbunden. Der trapez-
förmige Bezirk machte mit dem Nonnenchor in
der Westhälfte der Kirche die Clausur aus; diese
begriff vielleicht noch den in der Nordwestecke
ansteigenden ,Baumhof1, da dessen Thörchen (IY)
und Fussteg um so mehr für spätere Anlagen
gelten können, als die natürlichen Zugänge zur
Kirche im Norden und Südosten lagen, die

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