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Frimmel, Theodor von [Editor]
Blätter für Gemäldekunde — 7.1911/​1912

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Bd. VII.

Blätter für Gemäldekunde

Seite 37

auf dem Aguador in Apsley House. Mit
der Anbetung durch die Magier von 1619
wird der San Isidro verknüpft durch die-
selbe Behandlung des Nimbus, wie denn
weitere Verbindungsfäden mit früheren
Werken durch die plump geformten Hände
gegeben sind. Das Bauernmodell macht
sich überall geltend. Dagegen erweist sich
die Pinselführung schon freier und flüssiger,
als auf den Bodegonesbildern, die wohl
alle noch in Sevilla gemalt sind.
Die Inschrift auf dem Bilde oben in
gelber Farbe ausgeführt, ist nicht ohne
Bedeutung (S A ISIDRO A LABRADOR
— danach ein Ornament als Paraphe). In
Bezug auf Alter und Gleichzeitigkeit mit
der übrigen Malerei erregt sie keinerlei
Bedenken. Die Inschrift ist, wie aus der
gemeinsamen Art der Sprungbildung und
Färbung hervorgeht, jedenfalls in einem
Zug mit dem ganzen Bilde entstanden.
Auch die Form der Kapitalschrift läßt
keinen Verdacht aufkommen. Man darf
die Schrift als Urkunde ausnützen.
Die Inschrift hilft durch den Beisatz
„Labrador“ sofort über die Schwierigkeit
hinweg unter den ungefähr fünfzig seligen
und heiligen Isidoren den richtigen heraus-
zufinden. Labrador, der Ackersmann ist
übrigens auch durch das Attribut gekenn-
zeichnet, das als eine Art Schaufel zu
deuten ist. Ob diese Form heute noch in
Spanien vorkommt, bleibt noch später ein-
mal zu erörtern. Dann hilft uns die In-
schrift weiter durch das S = San. Aus
dem S(an) läßt sich schließen, daß Isidro
Labrador schon heilig gesprochen war,
als das Bild gemalt wurde, wenigstens als es
fertig wurde. Im Kreise des Lehrers Pacheco
war man gewiß über die Unterscheidung
von heilig und selig, über Kanonisation
und Beatification bestens unterrichtet. Das
geht deutlich hervor aus Pachecos Arte
della pintura Lib I. Cap. XI, wo der be-
lesene Maler auf den religiösen „docto
libro de luan de Molano” und auf die kleine
Schrift von P. Martin de Rosa S. J. hin-
weist. Die Heiligsprechung erfolgte am 19.
Januar 1622. Für den Anfang der Arbeit
ist als unterste Zeitgrenze die feierliche

Seligsprechung im November 1619 anzu-
sehen. Wenn nun nach der Inschrift und
nach der Darstellung die große Wahr-
scheinlichkeit gewonnen ist, daß der St.
Isidor 1622 gemalt ist, so stützt diese
Wahrscheinlichkeit in bedeutungsvoller
Weise alles das, was schon vorhin über
das Bild beigebracht worden ist. Nach der
Überlieferung ist es ein Werk des Velaz-
quez, und was sich an Gründen auf stil-
kritischem Wege herbeischaffen ließ, ergibt
ebenfalls mit aller nur wünschenswerten
Wahrscheinlichkeit die Benennung Velaz-
quez, und zwar muß das Bild ein Velaz-
quez aus der Jugendzeit sein, jedoch ein
Werk, das in der Sicherheit und Flüssig-
keit der Behandlung schon einen Schritt
über die frühen Bodegonesbildern hinaus
ist. Das paßt so prächtig zum Jahr 1622,
daß die aus der Inschrift und ihrer weiteren
Deutung gewonnenen Ergebnisse einen
hohen Grad von Sicherheit in der Benen-
nung ergeben, wie er in ähnlichen Fällen
nicht allzuhäufig geboten werden kann.
Der Herausgeber.
FRANZ LISZT-BILDNISSE.
Von Dr. Julius Kapp.
Wohl selten hat eine Künstlererscheinung
der zeitgenössischen bildenden Kunst so
häufig zur Anregung und als Modell ge-
dient, wie die Franz Liszts. Die scharf
ausgeprägten Linien dieses Charakterkopfes,
dessen Züge eine große Ähnlichkeit mit
Typen auf Heiligenbildern altdeutscher
Meister (z. B. Dürer) aufweisen, und in
späteren Jahren das Transzendentale, die
Verklärtheit seines leuchtenden Auges übten
großen Reiz auf die Künstler aus. Außer
der großen Zahl eigentlicher Lisztbildnisse
tragen aber auch viele andere Kunstwerke,
mehr oder weniger erkennbar, die Züge
Liszts zur Schau. Namentlich in den
zwanziger Jahren des vorigen Jahrhunderts
wetteiferten die Pariser Bildhauer darin,
ihren Monumenten die Züge des damals
hochgefeierten jungen Klaviertitanen auf-
zudrücken. So ist die berühmte „Spartacus“-
 
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