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Böttiger, Carl August; Sillig, Julius [Hrsg.]
C. A. Böttiger's kleine Schriften archäologischen und antiquarischen Inhalts (Band 3) — Dresden, Leipzig, 1838

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https://doi.org/10.11588/diglit.5486#0044

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ten, ja bis an die Knöchel mit beiden Flügeln herabfliefsendcn
Gewandes in ihrem feinsteh Schönheitssinn zeigte. Hätte William
Hogarth dieses sich so lieblich hcrabschläugelnde Faltenspiel
an dem Mäntelclien der griechischen Frauen gekannt, es würde
ihm seine Scliönheitsliuie in der Analysis of Beauty noch einmal
so leicht zu constniiren gewesen sein. Ist nun, wie diefs wohl
bei festlichen Gelegenheiten stets angenommen werden mufs, die-
ser lieblich gefaltete Ueberwurf stets wenigstens mit einem Purpur-
streif eingefafst gewesen, so mnfste die Undulation dieser Ver-
brämung mit dem wellenförmigen Falfenspiel bald hervortretend,
bald zurückweichend, einen unbeschreiblichen Reiz hervorbringen,
den unsere kunstreichsten Shawldrapirungen schwerlich erreichen
dürften. Es mag mehr als ein Mittel gebraucht worden sein,
dieser Faltung oder Künstelei ihre ganze Mannigfaltigkeit zu ge-
ben. An einem merkwürdigen Candelaber-Relief, -welches die
Minerva vorstellt, die ganz im Canephoren- oder Jungfrauen-
Costume erscheint, erblicken "wir sehr deutlich kleine metallene
Knöpfchen an den Enden der Flügel *). Auch unsere Daniou-
Toilelle kennt diese Kügelchen zum angemessenen Herabziehen
des Gewandes und zum Faltenwurf, Allein es werden oft Granat-
äpfel des israelitischen Hohenpriesterrocks und. unförmliche Ge-
stalten daraus. Doch hierbei hat der Antiquar weder Stimme
noch Weihe!

Wir behalten uns vor, in einem zweiten Aufsatz auch über
die Tracht des Phaon zu sprechen, und verweisen hier nur noch
zum Ueberfinfs auf einen sehr interessanten Aufsatz des der Kunst
zu früh entrissenen Mi Hin in Paris „Observalions snr le costunie
theatral" in seinem inhaltreichen Magazin encyclopedirpie vom
Jahrgang 1812. Miliin hatte ganze Portefeuilles voll nicht antiker
und doch sehr kleidsamer Theatcrcostumes gesammelt und ge-
dachte , ein grofses colorirtes Kupferwerk darüber herauszugeben.
Bei der unverantwortlichen Zerstreuung seiner Hinterlassenschaft
ist auch diese Sammlung, die schwerlich je wieder so gemacht
werden wird, verloren gegaugen.

*) Museo Pio-CIementino T, IY. tav, 6,
 
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