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Böttiger, Carl August; Sillig, Julius [Editor]
C. A. Böttiger's kleine Schriften archäologischen und antiquarischen Inhalts (Band 3) — Dresden, Leipzig, 1838

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https://doi.org/10.11588/diglit.5486#0048

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feilen entlehnten Hautsehmnckes, und ihre höhere Cultnr konnte
nnr lächeln über diese, gewissen Völkern auch später noch an-
klebenden Merkmale ursprünglicher Thierheif. Hier und da cr-r
hielt sich in religiösen Tempel- und Festgehräuchen eine dunkle
Spur jener Ursilte. Die ältesten Tempelschniizwerke und thönernen
Götterbilder wurden mit rother Farbe von Zeit siü Zeit wieder an-
gestrichen , und so übertünchten mich wohl jene allen triumphiren-
den Feldherren in den frühesten Zeiten Roms, bin dem Jupiter»
bilde im Capitole ähnlich zu werden, ihr Gesicht mit Mennig
oder einer anderen rothen Farbe*). Auch wniste man bei den
Satyr- und Silcntisanl'zügen in den Bacchanalen die eigentlich von
Asien herübergekommenen gefleckten und gestreiften Thierfelle
in gewebten Stoffen nachzuahmen **)•

Sie sehen, meine gnädige Frau, dafs ich freilich etwas weit
anshole. In ihren Mundwinkeln lauscht und nistet auch d eis wogen
mehr als ein leises Spottvügelchen ! Da ich aber den Stammbaum
meiner quadrillirteii Zeuche bis auf die sich tältowirenden Wilden
zu führen vermag, so werden Sie mir trotz allen Slräuhens doch die
barbarischen Sitten zugeben müssen. Als Herder in der be-
rühmten Stelle, wo er von der Geschmacklosigkeit des neuen
Frauenanzugs als einem Hanplhindernifs des besseren Geschmacks
in den bildenden Künsten redet***), das ärgerliche Wort ausge-
sprochen hatte: „die Kleidung unserer Weiher entsprang aus der
armen Schürze, die man noch bei Negern und Wilden sieht; als
sie endlich rings die Lenden umgab, ward sie zu einem Rock,
der ans Armnth kaum über dem Nabel den Unterleib zusammen-
schnürt; Jahrtausende haben diese Lendenschürzeu fortgedauert",
und als der tr'äffliche Mann nun so alle übrige Theile des moder-
den weißlichen Anzugs bis auf die Schnüi brüste durchmusterte,
da erlebte er noch die Freude, dafs in Nachahmung griechischer
Draperieen und Gewänder Vieles bei unseren Frauen sich nattir-

*} Man lese das Fragment des Verrius bei'm Plinius XXXIII. 7, 3C.
und das, was Broekhuysen gesammelt zum Tibull IT. 1. 55.
Tergl. Quatremere de Quincy, Jupiter Olympien p. 33 53.
»*) S. Casaubonns, de Poesi Satyrica I, 4 p. 107. Kamb. Die
Pärdel- oder Pantherfelle kommen häutig als Bekleidung auf ge-
malten Vasen vor. S. Mi Min, Descriptiön des vases antiqttes
T. I. p. III. 112. Es ist nicht wahrscheinlich, dafs man im trü-
ben Griechenland durch Handelsverkehr Panthcrfelle in solcher
Menge sich habe anschalten können. Es sind also wohl gewebte
Pantherdecken gewesen, deren auch der Grammatiker Eollux in
der Beschreibung der dramatischen Bacchus - Garderobe ausdriiek-
licli Erwähnung thur, IV. 118.
"***) In seinen Briefen über schöne Literatur und Kunst, Werke,,
Literatur und Kunst Th. Vif, S, 207.
 
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