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Böttiger, Carl August; Sillig, Julius [Hrsg.]
C. A. Böttiger's kleine Schriften archäologischen und antiquarischen Inhalts (Band 3) — Dresden, Leipzig, 1838

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https://doi.org/10.11588/diglit.5486#0057

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Marmnrliildner wohl oft Iiis zu Versuchen begeistern konnte, ihren
bekieiSdälen Frauen -Slatuen in Marmor selbst die zarte Durch-
sichtigkeit und den Faltenwurf weiblicher Draperie bis zur höchsten
Täuschung zu verleihen ; dafs sie aber nichts so entstellend und
verhäl'slichend fanden, als bei Gewändern Striche oder Linien,
■welche , die Figur des Körners oder irgend eines Gliedes in der
Quere durchschneidend., in stets störenden Cirkellinien herumlaufen,
im Anzüge *) anzubringen **), Dagegen konnte man der eiorahmen-

nicht auch in der Draperle und Färbung der Gewänder ihre eigene
Convenienz, die nicht in dem, was im Leben üblich ist, gesucht
-werden darf?

*) Der Mohr mit dem querstreifigen Gewand aus alabastro fiorito,
der sich vormals in der Villa Borghese befand, (s. Villa Pinciana
Stanze VIII. p. 7.} ist ein Machwerk des 16. Jahrhunderts. Allein
es gab schon im Alterthum Statuen, an welchen durch die bunt-
Sphäckigen Gewänder man den Barbaren erkannte. Von drei der-
gleichen, die man unter Constantius in Thracien fand, spricht
Olympiodorus in den Excerpten aus dem Photius in den Script.
Byzant. T. I. p. 10. Dem dreiköpfigen spanischen Gergongibt
'ein antikes Vasengemälde in Milliugen's Collection de Vases
grecs, pj. 27., einen Leibrock mit vielen Streifen zum Zeichen
seines barbarischen Ursprungs Als im zweiten "und dritten Jahr-
hundert allerlei Caracaüen und barbarische Kleidungsstücke 'auch
in Horn eingedrungen waren, da biefsen die gewürfelten Stoü'c
Schildcbenstolie, scutulata. S. Sauinaise ad Script, II. A.
-T. II. p. 8(i0.

**) Eine in vieler Rücksicht merkwürdige Vasenabbildung mit schwar-
zen Figuren -im alten Styl, welche Mi 11 in zweimal bekannt ge-
macht hat (zuerst in den momimens antiques inedits '1'. II pl. 3,
und dann in den Peintores des Vases T. 11. pl. Ol ), scheint aller-
dings Ausnahme von dieser Behauptung zu machen, da darauf
zwei Athenische Jungfrauen, welche dem Minotaurus preisgegeben
■werden sollten, in Gewändern vorgestellt sind, welche durchaus
schachbretartig (_en echiquier) durchschnitten und so gewürfelt
sind , dafs in den Würfeln selbst w ieder zarte Striche und Kreise
hervortreten. Miliin in der Erklärung p. 92. beschreibt diefs so:
L'etofl'e est composee de carieaux, au miüeu desquels est alter-
nativement un rond et un assemblage de plusiems tiaits symme-
triqnes. Hier hätten wir also ein schottisches Zeuch .— das
Muster ist so zierlich, dafs es eben aus Paisley oder Glasgow
gekommen sein könnte — im entferntesten Alterthum. Allein der
erste Blick wird Jeden, der alte Denkmale zu sehen sich geübt
hat, sogleich überzeugen, dafs die ganze \a*e, in einem ganz
fremden, ja wir möchten sagen, ägyptisirenden Styl auch in Ab-
sicht a tf die mumienartig anliegende Form der Gewänder vielleicht
 
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