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Böttiger, Carl August; Sillig, Julius [Hrsg.]
C. A. Böttiger's kleine Schriften archäologischen und antiquarischen Inhalts (Band 3) — Dresden, Leipzig, 1838

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https://doi.org/10.11588/diglit.5486#0058

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den, einfassenden Umbordnngen und Einsüumnngen gar nicht ge-
nug haben, und hier Iiaben Stickerei und Weberei der Alten ih-
ren wahren Triumph gefeiert *). Dabei konnte es allerdings vor-
kommen , und die alten Vasengemälde liefern die anmiithigsfen
Belege dazu, dafs sowohl von der Brust Iiis zu den Fiifsen her-
ab in der Mitte ein vielfach geschmückter Streif barablief **), weil

vor 2600 Jahren gemalt, für den classisclien Geschmack des Alter-
tlmms nichts entscheiden könne, Iis ist ägyptische bedruckte Lein-
wand. Denn leinene Gewänder trugen im frühesten Alterthum
auch die Athenerinnen, Das Muster findet sich öfter in der Ab-
bildung in dem grofsen Werk der Description de TEgypte. (Man
sehe Taf. II. Fig. a.)
*) Dahin gehört vor Allein die Mäander-Arabeske, die Bordüre von
Wolfszähnen, Wogen, Palmettes, auf der Chlamys des Apollo,
des Mercur und der Heroen, auf dem Peplus der Minerva, auf
der Xystis u, s. w., wie sie häufig auf schönen, griechischen Va-
sengemälden vorkommen. S. meine Bemerkungen in den Vasen-
gemälden Tb. I. S. 89 f. und das Kegister zu Millin's Descrip-
tion des vases s. v. arabesques. Es wäre zu wünschen, dafs
Wittich in Berlin oder v, Stubenrauch in Wien eine
eigene Sammlung so drapirter Figuren und colorirte Exemplare
des Werkes als Mustertafeln herausgäben. So würde, um nur diefs
Eine anzuführen, der höchst geschmackvoll und zierlich geschmückte
Leibrock (x'TwviffKOf) eines zu Pferde wettrennenden Jünglings
in Millin's Peintures des vases T. I. pl. 45. (vergi. die Abbild-
ung Fig. b.), hätte ihn Phaon in Grillparzer's Sappho getragen,
wahrscbeinlicb keine der wahren Kellnerinnen in Wien unbefriedigt
gelassen liaben. Man vergleiche damit die zierlichen Leibröcke
der hellenisirten Amazonen in einem Vasengemälde, welches
Miliin in seinen Monumens antiques inedits T, II, pl. 8. p. 69.
zuerst bekannt gemacht hat, besonders das Gemälde einer zu
Pferde kämpfenden Amazone in Millin's Peintures de vases an-
tiques T. I. pl. 10. (Vergl. die Nachbildung Fig. c.)
**) Ein langes Studium der alten Vasengemälde hat mich immer mehr
in der Ueberzeugung befestigt, dafs die Tunica der griechischen
Frauen, wenn sie in der Mitte herab einen vielfach verzierten
Streif zeigt, mehr zur Repräsentation auf der Bühne (zum Cho-
ragium} oder zum verführerischen Aufputz der Flötenspielerinnen
als zur gewöhnlichen Jungfrauen- und Matronentracht gehört,
welche durchaus nur einfache Purpurumsäumung an dem Diploidion
oder Peploidion (dem ObermäntelcheiO und an der unteren Ein-
fassung des Untergewandes forderte. Man betrachte die Pracht-
gewänder der Furien, der Minerva auf der schönen Vase, welche
den von den Furien verfolgten Orest in Delphi vorstellt, bei Mil-
lin's Peintures T. II.pl. 67. (vergl, die Abbildung dieses Costumes
 
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