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Böttiger, Carl August; Sillig, Julius [Hrsg.]
C. A. Böttiger's kleine Schriften archäologischen und antiquarischen Inhalts (Band 3) — Dresden, Leipzig, 1838

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https://doi.org/10.11588/diglit.5486#0063

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Extravaganz, Alter wer bürgt bei diesem Unbesfand der Mode
und ihrem schnellen, windfahnenartigen Abspringen zu einer der
drei Unarten, welche ein P.-niser bei Beurtbeilung von des Malers
Louis Repre „malerischen Reisen nach Alben und Constantinopel"
so eben mit treffender Walirbeit bezeichnet bat*), vor einem Rück-
fallGibt es nicht Reveuans eben so in der Mode wie auf der
Bastei? Darum gönnen Sie immer einem, die Sache vielfach be-
leuchtenden, wenn auch verspäteten Aufsalz einen Platz in Ihrer
Zeitschrift. Vielleicht schleicht er sich auf diese Weise in die
Hände einiger den Scherz nicht übel deutender und dem Verfasser
selbst aus älterer Bekanntschaft nicht übel wollender Leserinnen in
der grofsen kunst- und geschmacklichen Metropole au der Donau
Dresden, am 12. April 1830.

Zur Vollendung einer Pandora, wie sie alle Götter und Göt-
tinnen zum Verderben des armen Epimelbeus mit allem weiblichen
Körperreiz ausschmückten, gehört gewifs auch ein zierlich gebil-
deter, in seinen rundlich-weichen Umrissen von der Schulter
herab bis zum Elbogen und von da wieder bis zur Handwurzel
sich im feinsten Ebenmafs verjüngender Arm. Lilienannig ist iu
Homcr's unsterblichen Gesängen nicht blos Tiere, die erhabene
Gemahlin und Schwester des Zeus (wiewohl ihre schönen Arme
schon im Alterthuiue stets zum Ycrgleichungspuncte dienten, ans
Welchem Grunde auch schon Pi-operz seiner Cynthia dadurch die
ganze Junonische Gestalt andichtet**), sondern auch Helena, An-
dromache und Nausicaa erhalten dieses Beiwort. Doch zählten bei
der Benennung der Reize eines schönen Arms nicht blos die be-
zaubernden Formen und Proportionen desselben. Welche Seele
wohnt in ihm! Denken wir uns die reizbegabteste, schönste Frau
ohne Anne. Wo blieb denn die Grazie, die nur iu der Zierlich-
keit harmonischer Bewegungen besteht? Bilden nicht die mannig-
faltigen Bewegungen des Armes eben so gut eine eigene Sprache

*) Aujonrd'hui les. trois opinions sont en presence: ici des moules,
des patrons, une nniformite chinoise £ warum nicht auch ang-
laise?); lä une atfectation d'archaisme et de naivete; plus loin
des folies dignes de la regence du Duc d'Orleans, en desespoir de
fetiquette academique, Et en definitive, qu'est-ce qui en a re-
sulte? Un melange plus bätard que jamais d'antique sans intelli-
' gence, de Louis XV sans richesse et de gothique sans naivete.
Le Globe, Lundi 5. Avril n. 60.'
**) Die longae manus II., 3. S. müssen dort wohl auf den ganzen Arm
bezogen werden. S. Passerat's Anmerkung zu jener Stelle,
Doch ist hier nur vom Vorderarm mit Hand und Fingern die Rede,
wozu Lucian. Imag. c. B. T. 11. p. den bebten Coinmentar
gibt.
 
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