85
Auf der Promenade und überall, wo man nicht genug
•Stühle hat etc.
In Cönstantinöpel hat man nirgends Stühle, nicht einmal in den
Häusern , und noch weniger auf den Promenaden. Ueberdiets gehen die
Frauen jenes Landes niemals in männlicher Begleitung auf die Prome-
naden, Wenn sie sich setzen wollen, so lassen sie von ihren Dienern
sich Teppiche und Kissen nachtragen, welche man auf die Krde legt*).
Die Frauen aus dem Volke begnügen sich, auf dem Rasen zu sitzen,
und wenn sie Galensen trügen, was nicht gewöhnlich ist, so würden sie
ihnen nicht den Vorzug geben, um sich darauf zu setzen, weil sie da-
mit sehr schlecht berathen wären.
Um nun eine genaue Vorstellung von der Fußbekleidung zu haben,
welche man im Türkischen Nalum, im Neugriechischen Galenzia im
Singular ,-Gal e nz es im Plural nennt, ein ohne Zweifel entlehntes
Wort, so mufs man wissen, dafs die Galensen eine Art von Holzsanda-
len sind , ähnlich denen , welche die Capuziner tragen, Bedürfnifs und
Geschmack haben ihnen etwas mehr Höhe gegeben.
Der Gebrauch der Galensen kommt vielmehr den Türken als den
Griechen zu. Sie bedienen sich ihrer vorzüglich in den Bädern, um
die Füfse vor der Hitze des Fußbodens zu schützen. Die Frauen tra-
gen gewöhnlich viel höhere Galensen als die Männer, Die vornehmen
Damen tragen sie 4 bis 5 Zoll hoch, und diefs ist .die gröfste Höhe der
Galensen, Es ist nicht einmal allen Frauen erlaubt, derartige zu tra-
gen; und aus diesem Grunde habe ich weiter unten diese Art von Ga-
lensen die vornehmeren genannt.
Die Barbiere von Cönstantinöpel, die gewöhnlich Türken sind, ha-
ben den Gebrauch der Galensen in ihren Läden angenommen , um sich
vor dem Schmilz zu sichern, der durch die dort verbreitete Menge von
Wasser entsteht. Denn Jeder, der sich rasiren läfst, läfst sich auch zu-
gleich den Kopf waschen.
Die fremden Damen, die in Cönstantinöpel wohnhaft sind und ver-
möge der Privilegien ihrer Männer oder ihrer Anverwandten eine grofee
*) Man bemerkt die nämliche Sitte bei den Alten. Aristaenetus I,
3,5, nach Valckenaer's Verbesserung: ix« ro irihlov Ka«K/WS>),usv,
ovtwv toXuteXeo-totwv 5«x/Swii. In dieser Stelle und in dem
ganzen dritten Briefe des ersten Buches hat Aristaenetus einen
unedirten Brief des Alciphron nachgeahmt, den ich mit andern
unedirten Stücken dieses Verfassers in meiner Ausgabe des Ari-
staenetus bekannt machen werde. Wagner (Tb. 2. S. 228.)
kennt davon nur ein Bruchstück. Ich kann hier mein Bedauern
nicht unterdrücken, dafs seine Ausgabe beendigt ist. Ich habe in
der Pariser Bibliothek viel unbekannte Sachen über Alcipbron ge-
funden, die icli ihm mit Vergnügen mitgetheilt haben würde, wie
ich es mit den Varianten der Wiener Bibliothek gelhan habe, wenn
er in seiner Ausgabe davon hätte Nutzen ziehen können, Bast.
Auf der Promenade und überall, wo man nicht genug
•Stühle hat etc.
In Cönstantinöpel hat man nirgends Stühle, nicht einmal in den
Häusern , und noch weniger auf den Promenaden. Ueberdiets gehen die
Frauen jenes Landes niemals in männlicher Begleitung auf die Prome-
naden, Wenn sie sich setzen wollen, so lassen sie von ihren Dienern
sich Teppiche und Kissen nachtragen, welche man auf die Krde legt*).
Die Frauen aus dem Volke begnügen sich, auf dem Rasen zu sitzen,
und wenn sie Galensen trügen, was nicht gewöhnlich ist, so würden sie
ihnen nicht den Vorzug geben, um sich darauf zu setzen, weil sie da-
mit sehr schlecht berathen wären.
Um nun eine genaue Vorstellung von der Fußbekleidung zu haben,
welche man im Türkischen Nalum, im Neugriechischen Galenzia im
Singular ,-Gal e nz es im Plural nennt, ein ohne Zweifel entlehntes
Wort, so mufs man wissen, dafs die Galensen eine Art von Holzsanda-
len sind , ähnlich denen , welche die Capuziner tragen, Bedürfnifs und
Geschmack haben ihnen etwas mehr Höhe gegeben.
Der Gebrauch der Galensen kommt vielmehr den Türken als den
Griechen zu. Sie bedienen sich ihrer vorzüglich in den Bädern, um
die Füfse vor der Hitze des Fußbodens zu schützen. Die Frauen tra-
gen gewöhnlich viel höhere Galensen als die Männer, Die vornehmen
Damen tragen sie 4 bis 5 Zoll hoch, und diefs ist .die gröfste Höhe der
Galensen, Es ist nicht einmal allen Frauen erlaubt, derartige zu tra-
gen; und aus diesem Grunde habe ich weiter unten diese Art von Ga-
lensen die vornehmeren genannt.
Die Barbiere von Cönstantinöpel, die gewöhnlich Türken sind, ha-
ben den Gebrauch der Galensen in ihren Läden angenommen , um sich
vor dem Schmilz zu sichern, der durch die dort verbreitete Menge von
Wasser entsteht. Denn Jeder, der sich rasiren läfst, läfst sich auch zu-
gleich den Kopf waschen.
Die fremden Damen, die in Cönstantinöpel wohnhaft sind und ver-
möge der Privilegien ihrer Männer oder ihrer Anverwandten eine grofee
*) Man bemerkt die nämliche Sitte bei den Alten. Aristaenetus I,
3,5, nach Valckenaer's Verbesserung: ix« ro irihlov Ka«K/WS>),usv,
ovtwv toXuteXeo-totwv 5«x/Swii. In dieser Stelle und in dem
ganzen dritten Briefe des ersten Buches hat Aristaenetus einen
unedirten Brief des Alciphron nachgeahmt, den ich mit andern
unedirten Stücken dieses Verfassers in meiner Ausgabe des Ari-
staenetus bekannt machen werde. Wagner (Tb. 2. S. 228.)
kennt davon nur ein Bruchstück. Ich kann hier mein Bedauern
nicht unterdrücken, dafs seine Ausgabe beendigt ist. Ich habe in
der Pariser Bibliothek viel unbekannte Sachen über Alcipbron ge-
funden, die icli ihm mit Vergnügen mitgetheilt haben würde, wie
ich es mit den Varianten der Wiener Bibliothek gelhan habe, wenn
er in seiner Ausgabe davon hätte Nutzen ziehen können, Bast.