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Böttiger, Carl August; Sillig, Julius [Hrsg.]
C. A. Böttiger's kleine Schriften archäologischen und antiquarischen Inhalts (Band 3) — Dresden, Leipzig, 1838

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https://doi.org/10.11588/diglit.5486#0153

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Anliquif, Neomag. p. 26. richtig bemerkt hat. Auch halle HI a-
riette in seinem trefflichen Traile stir les pierres gravees, p. 1(14,
das Unhaltbare dieser Behauptung eingesehen. Freilich haben die
meislen Schlüsselringe, die dort Saumaise selbst, dann Lipsius
zum Tacilus und Andere abbilden. Helsen, keine Spur eines Pet-
schafts. Aber Alles, was daraus folgt, ist höchstens, dafs man in
späteren Zeiten, wenn nun einmal diese Form mit den Ringen an
den Schlüsseln die allgemein übliche war, den Schlüsseln auch
dann Ringe an die Griffe gab, wenn von Siegeln dabei nicht
mehr die Rede war. Denn es ist bekannt, dafs eine einmal gege-
bene Form in gewissen Mcubles und Werkzeugen in der einmal
angenommenen Handwerks - Tradition noch viele Jahre lang fort-
dauern kann, wenn auch die Ursache, warum der erste Er-
finder dieser Gestalt den Vorzug gab, schon längst weggefallen
ist. Ueberhaupt scheinen aber die meislen Schlüssel - Anlicaglien,
woraus man die Abwesenheit des Siegels beweisen konnte, in weit
spätere Zeiten zu gehören;

Und die Zeiten müssen auch hier, wie in allen antiquarischen
Forschungen, sorgfältig unterschieden werden. In allen alt-
griechischen Schriftstellern ist auch nicht die geringste Spur
•von dem, was wir Voi legeschlofs nennen, oder überhaupt von künst-
lichen und kleinen Schlüsseln zu entdecken. Ju selbst gröfsere Kü-
sten wurden seilen mit Schlüsseln verschlossen. Diese gehörten
gewöhnlich nur zum Vcrschlufs der Thon;, Hansthüreo und Kam-
inerthüren. Sehr oft konnte also der Fall eintreten, dafs man
allerlei Kostbarkeiten, die >naii in Kisten oder Schläuchen ver-
schlossen hielt, Geldbehallnisse, Schatullen und dergleichen erst
versiegelte und dann noch im Gemach, wo sie aufbewahrt wurden,
mit einem Schlofs an der Thüre unter Riegel und Schlüssel hatte.
So erkläre ich mir die kraftvolle Stelle in den Eumenideu des Ae-
Bchjlus, wo Pallas als die hochbetraule Tochter des Zeus sich
rühmt (V. 814. ed. Herrn.),

Auch icli bin stolz auf Zeus! was braucht's der Rede!
Denn von den Kammern, wo des Vaters Blitz
Versiegelt liegt, weifs ich allein die Schlüssel,

"Was war natürlicher, als dafs nun irgend ein mifsfrnuischer Geiz-
hals die Schlüssel zu seinen Schatz- und Yorralhskammern seihst
wieder in ein Käslcheu schlofs und dieses Kästchen aufs Neue
versiegelte. Und diefs wurde bald allgemeine Sitte. Denn hei
der unbeholfenen Gröfse dieser Schlüssel und dem gänzlichen
Mangel an Taschen in den Kleidungstücken des Alterlhmns konnte
>nan sie nicht füglich bei sich tragen. Es blieb also kein anderes
Mittel übrig, als diese Schlüssel selbst, wenn man ausging, wieder
 
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