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Böttiger, Carl August; Sillig, Julius [Hrsg.]
C. A. Böttiger's kleine Schriften archäologischen und antiquarischen Inhalts (Band 3) — Dresden, Leipzig, 1838

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https://doi.org/10.11588/diglit.5486#0154

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in ein besonderes Kästchen einznsiegeln. Ein Geschiehtchen, wel-r
dies Diogenes von Laerte, IV. 59, und Numenius bei'm Eusebius,
Praep. Evang. XIV. p. 648. ed. Vig., von dem Akademiker La-
cjdes erzälilen, macht die Sache vollkommen klar. Da er ein
guter Wirlh war, so pflegte er den Schlüssel von der Speisekam-
mer immer selbst abzuziehen und in ein Kästchen (e*j ti kdIXov
y^aixjj.a.Ti~w'j sagt Numenius) einznsiegeln. So weit ist Alles nach
der gewöhnlichen Sitte. Dafs er nun aber den Ring, womit er
das Kästchen versiegelt hatte, wieder durch das Schlüsselloch in
die Kammer warf und sich nun einbildete, alle seine Schäfchen
vortrefflich in's Trockene gebracht zu haben, diefs erwirbt ihm die

Belobung des Diogenes, rovrov (pxci xsji oiY.ovo/Jtiav yXvv.ürxrx i<yyn~
xfv'ai, d. h. er soll sich in seiner Wirtschaft recht lächerlich und
pinselhaft benommen haben. Denn diefs heilst eben nach einem
bekannten attischen Cliarientismns yXvwg, -yXuVwv, s. R h h n k e n
zu Timaei GIoss. p. 132. ed. post. Daher ist auch die von Me-
nage zum Laert. p. 183. gebilligte Verbesserung des Gataker,
der yXn7x?örarx zu lesen vorschlug, völlig unstatthaft. So er-
klärt sich nun auch die Stelle in Tertullian's Apologetico c. 6,
wo er erzählt, dafs eine römische Matrone ob resignatos cellae vi-
nariae loculos von ihren Verwandten zum Hungertod verurtheilt
worden sei. In dem Kästehen, das die Weinlrinkeriii entsiegelt
hatte, steckten nur die Schlüssel zum Weinkeller. In dem Theo-
phrastis'chen Charakter des Milsträuisclien (XVIII. 2.) Keifst es,
er frage bei'm Schlafengehen seine Früh: etülk'\s/ks t>jv Kiß^rov
(der Mifstrauische also hat sogar eine verschlossene Kiste,
diefs ist schon ein Charakterzng) nxi tl csc-/hj.«vtxi ro y.oiXio'JX'ov.
Dieses letztere Wort habe ich stets für eine Mißgeburt der Ab-
schreiber gehalten. Weder Schneider S. 193, noch Coray
p. 297, haben in ihren neuesten Ausgaben etwas darüber entschei-
den wollen. Mir scheint aber Svlb.urg's JMutbinafsung nXaSou^'o«
der Wahrheit am nächsten zu kommen. Diefs bedeutet eine Schlü's-
selbüchse. Nun ist diefs eine wahre- Steigerung im Begriff des
Mifslranischen und daher ungemein charakteristisch. Er fragt
seine Frau, der als Hausfrau diefs Alles zukommt, zuerst, ob der
Geldkasten wohl verschlossen ist, und dann, ob sich auch die
Schlüssel davon in der Schlüsselbüchse wohl eingesiegelt befinden.
So vergräbt ein Geizhals bei Goldoni erst das Schatzkästchen in
einen Winkel des Gartens und dann den Schlüssel dazu in einem
anderem Winkel des Hofes. Alle diese Schlüssel waren ihrer Be-
stimmung nach von beträchtlicher Gröfse und gewifs nicht dazu
geeignet, die Narthezien und zierlichen Putz- und Schmuckkäst-
chen eleganter Frauen zu verschliefsen. Unter den Schlüsseln, die
bei Nimwegen gefunden wurden, und die Smetiiis, Anliuuif.
Ncomag. p. 75, beschreibt, waren mehrere von beträchtlicher
Schwere und bis zu zehn Zoll lang. Solche Schlüssel trug nun
 
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