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Böttiger, Carl August; Sillig, Julius [Hrsg.]
C. A. Böttiger's kleine Schriften archäologischen und antiquarischen Inhalts (Band 3) — Dresden, Leipzig, 1838

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https://doi.org/10.11588/diglit.5486#0159

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entfernt, mir über diese ganze Sache, über die so schon der Er-
folg- entschieden hat, ein Urthcil amuafsen zu wollen. Aber das
getraue ich mir zu behaupten, dafs man sich das Verbrennen der
Todlen bei einer so unzählbaren Volksmenge, als das alle Rom
in seinem blühendsten Zeilaller fafste, mit einem weit belrächtliche-
ren Holzvcrlust verbunden denkt, als es wirklich der Fall war,
und dafs vielleicht auch hier zur Geschichte der Holzsparkunst ein
Beilrag zu erwarten sei, den man von dieser Seite am wenigsten
verum Iben sollte.

Mau kann nicht läugnen, dafs, dem ersten Anscheine nach zu
urthcilen, die TodtenverbrennuDg in einer Stadt, wie Rom-war, eine
gewallige Menge des ausgesuchtesten Brennholzes weggefressen
haben mtifs. Rom halle unter den Kaisern, nach der genauesten
Berechnung des Nardini (Roma antica HI. p. 88., YUI. p. 498.
seq.) 48,382 Häuser. Rechnet man nun, wie von Messance
in seinen Bevülkeruiigslistcn von Paris gelhan hat, auf jedes Haus
im Durchschnitt 25 Personen, so erhallen wir die Summe von
1,200,000 Bewohnern, eine Zahl, die nach Allem, was wir aus
allen Schriftstellern über die Bevölkerung dieser Riesenstadt schlie-
fsen können, im Geringsten nicht übertrieben ist *). Wölbe man
ferner die Todteulisten der volkreichsten Stadt in Europa, die bills
of mortalitj von London , mit den freilich nur dein Namen nach
noch erhaltenen tabulis Lihilinae oder Slerbelisten des alten Roms
muthmafslicb vergleichen, so wissen wir, dafs London jährlich, im
Durchschnitt genommen, gegen 20,000 Gestorbene zählt, was,
nach der bei den größten Städten angenommenen Proportion von

*) Unter den Bedlamsstreichen des unsinnigen Heliogabal erzählt Lam-
pridius Cc> 26) änch diesen, dafs er 10,000 Pfund Spinnweben aus
den Häusern Roms zusammengebracht hätte, um nach diesem
Mafsstab die Gröfse der Stadt zu bestimmen. Man gerüth fast in
Versuchung, an eine heimliche Verwandtschaft mit jenem Kaiser
bei einigen neueren Gelehrten zu glauben, die sich in der Be-
völkerung Roms zu den lächerlichsten Angaben verstiegen ha-
ben. Der gelehrte Isaak Vossiiis gibt in einer Art von Begeister-
ung über die unermefsliche Gröfse der Weltbeherrsclieiiu Rom
dieser "VVmulerstadt 14 Millionen Einwohner (in Obscrvationitm va-
riarum libro, Lond. 1681, p 34.), oder gerade so viel, als die bei-
den Königreiche Portugal und Spanien, zusammen genommen, in
unseren gewöhnlichen statistischen Tabellen zugetheilt bekommen.
Ich bin in meiner Angabe dem scharfsinnigen Verfasser der Ge-
schichte des Verfalls und Untergangs des römischen Reichs gefolgt
(Gibbons History of the Decline and Fall of the Roman Empire
t. V. p. 235, ed. Basil), welche mit der genauen Berechnung des
Biotier in seinen Anmerkungen zum Tacilus (T. Q. P. 380.) fast
ganz übereinstimmt,
 
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